In Katalonien haben Unabhängigkeitsbefürworter erneut gegen die Verurteilung von neun Separatistenführern zu langjährigen Haftstrafen protestiert. Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung setzten am Donnerstagabend im Zentrum der katalanischen Hauptstadt Barcelona unter anderem Müllcontainer sowie Tische und Stühle von Straßencafés in Brand. Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Beamten wurden mit Steinen und Böllern beworfen, berichteten spanische Medien.  

Die Demonstranten forderten dabei mit lauten Rufen eine Unabhängigkeit für die wirtschaftlich starke Region im Nordosten Spaniens. Rechtsradikale veranstalteten parallel zu den Protesten eine Gegenkundgebung. Nach Schätzungen von Medien waren auch nach Mitternacht in Barcelona noch viele Tausend Unabhängigkeitsbefürworter unterwegs. Demonstrationen gab es am Donnerstag auch in anderen katalanischen Städten, darunter in Girona und Lleida.

Es war bereits die vierte Nacht in Serie mit Straßenprotesten und Ausschreitungen, nachdem das oberste Gericht in Madrid am Montag neun Separatistenführer zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt hatte. Insgesamt wurden bei den Ausschreitungen bereits knapp 10o Menschen verletzt. Regionalpräsident Quim Torra hatte die Vorfälle am Rande der jüngsten Proteste verurteilt und zu einem friedlichen Vorgehen aufgerufen. Er drohte aber auch mit einem neuen Unabhängigkeitsreferendum. 

Die sozialistische Zentralregierung von Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte ein hartes Vorgehen gegen Randalierer an. Sie weist die Forderungen konservativer Kräfte zurück, Katalonien erneut unter Zwangsverwaltung zu stellen, wie es schon nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Herbst 2017 geschehen war.

Am Freitag wollen Unabhängigkeitsbefürworter Katalonien mit einem Generalstreik lahmlegen. In Barcelona werden auch Tausende Teilnehmer zu "Märschen für die Freiheit" erwartet.