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30.04.2025 11:49 Uhr

Von HW4 ist nicht mehr viel geblieben

Heiko Westermann (M.) bringt Barcas Stars das Defensivspiel bei
Heiko Westermann (M.) bringt Barcas Stars das Defensivspiel bei

Der FC Barcelona hat unter Hansi Flick bereits zwei nationale Titel gewonnen, die Liga und die Champions League sollen im besten Fall noch dazukommen. Mittendrin: Der ehemalige Schalke- und HSV-Verteidiger Heiko Westermann, dessen einstiges "HW4"-Image längst der Vergangenheit angehört. Der Trainer-Assistent ist einer der Taktik-Vermittler bei den Katalanen - und somit ein wichtiger Faktor beim Umgang mit den Top-Talenten.

Einen Ruf abzulegen, ist alles andere als einfach. Auch Unkenrufe zählen dazu. Heiko Westermann, 318-facher Bundesliga-Profi und 27-facher deutscher Nationalspieler, kann davon ein Lied singen.

Wie jeder deutsche Fußballfan weiß: Der ehemalige Innenverteidiger wurde einst als "HW4" besungen - in Anlehnung an den berühmten Markennamen von Cristiano Ronaldo. Doch während CR7 als einer der erfolgreichsten und technisch versiertesten Fußballer aller Zeiten in die Geschichte eingeht, war Heiko Westermann eher der Mann fürs Grobe. Einen Titel gewann er in seiner Spielerkarriere nie.

Zehn Jahre nach seinem Abschied vom HSV, wo er einst (und nur dort) die Rückennummer vier trug, ist der Spitzname zwar geblieben. Heiko Westermann ist inzwischen aber von seinem einstigen HW4-Image so weit entfernt, wie er es einst als Spieler von Cristiano Ronaldo war. Als Co-Trainer unter Hansi Flick coacht er beim FC Barcelona nun Weltklasse-Spieler und gewinnt Titel.

Heiko Westermann bleibt im Hintergrund

Allerdings: Zu sehen ist der heute 41-Jährige seit seinem Wechsel zum Weltklub kaum. Gelegentlich postet er Bilder der Mannschaft auf seinem Instagram-Profil, auf der Trainerbank sitzt Westermann ansonsten nur in Ausnahmefällen, etwa wenn Chefcoach Flick gesperrt fehlt. Der Assistent nimmt während der Barca-Spiele in der Regel auf der Tribüne Platz, um besondere taktische Erkenntnisse zu gewinnen. 

Von den spanischen Medien größtenteils unbeachtet, kümmert er sich gemeinsam mit seinen Kollegen Marcus Sorg und Toni Tapalovic im Schatten von Hansi Flick um seine Kern-Aufgaben. Neben der Spielanalyse zählen dazu vor allem die Vorbereitung und Durchführung von Trainingsinhalten, gerade im Defensivbereich. 

Lob erntete er kürzlich für seine Arbeit von keinem Geringeren als Kapitän Marc-André ter Stegen. "Heiko macht es top, also wirklich top. Er hat eine sehr ausgeglichene Persönlichkeit, ist sehr klar in dem, was er denkt. Vor allen Dingen im Defensivkonzept", so der Schlussmann Anfang April im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher". 

Marc-André ter Stegen: Westermann arbeitet "sehr akribisch"

Westermann arbeite "sehr akribisch" und mache dadurch die Spieler besser. Deutlich zeige sich die Arbeit des Assistenten bei der inzwischen berüchtigten Abseitsfalle der Katalenen. Seit Flicks Amtsübernahme zeigt Barca ein aggressives Offensivpressing, bei der die Vierer-Abwehrkette sehr hoch steht und gegnerische Stürmer immer wieder ins Abseits stellt.

Damit dies zum Erfolg führt, müssen die Abläufe der Defensivspieler perfekt einstudiert sein. "Heiko achtet darauf, dass die Linie gut gesetzt ist, in welchem Winkel und so weiter. Das ist schon ein sehr interessantes Konzept", hob ter Stegen hervor. "Der funktioniert hammer in dem Staff von Hansi", so der Schlussmann über den Assistenten.

Dass Flick und Westermann zusammenpassen, überrascht nicht. Beide kannten sich vor dem Engagement bei Barca aus gemeinsamer Zeit beim DFB, wo der Ex-Verteidiger als Co-Trainer in den U-Mannschaften erste Erfahrungen an der Seitenlinie sammelte. Nicht unerheblich für den bisherigen Erfolg war wohl auch, dass er die Liga - und somit die Sprache - aus seiner aktiven Zeit bei Real Betis kennt.

Westermann schult Barcas Top-Talente

Einer der Defensiv-Spieler, der unter der Leitung von Flick, Westermann und Co. in dieser Saison komplett durchstartet, ist der gerade einmal 18 Jahre alte Pau Cubarsí. Der Youngster ist aus der Viererkette längst nicht mehr wegzudenken, machte bereits 48 Pflichtspiele in dieser bislang so erfolgreichen Spielzeit.

Westermann und Top-Talent Cubarsí beim Auswärtsspiel in Dortmund
Westermann und Top-Talent Cubarsí beim Auswärtsspiel in Dortmund

An der Seite von Ronald Araujo oder Inigo Martínez beeindruckt der Senkrechtstarter derart, dass er jüngst sogar mit dem großen Franz Beckenbauer verglichen wurde. "Er sieht für mich aus wie Beckenbauer, wie ein Eroberer. Ein Kind mit Klasse, mit Demut", so der einstige Chef der Barca-Akademie La Masia Xavi Martín zuletzt gegenüber der Zeitung "Sport".

In die Westermann-Schule geht auch der 23 Jahre alte Gerard Martín, der sich in den vergangenen Wochen auf der linken Abwehrseite festgespielt hat. Er kommt seit der Verletzung von Alejandro Balde, 21 Jahre, vermehrt zum Zug. Auch dessen Entwicklung ging in den vergangenen Monaten rasant nach oben. Hinten rechts brennt zudem der 18-jährige Héctor Fort hinter Routinier Jules Koundé auf weitere Bewährungsproben.

Hält sich der Abwehrverbund auch im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter Mailand (Mittwoch, ab 21 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) an Heiko Westermanns Vorgaben, dürfte selbst die gefürchtete Mailänder Doppelspitze aus Lautaro Martínez und Marcus Thuram in den Schatten gestellt werden. Oder besser: ins Abseits.

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