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Amy (Karen Gillan) und Rory (Arthur Darvill) versuchen mit einer speziellen Art von Kornkreisen die Aufmerksamkeit des Doctors (Matt Smith) zu erregen. Damit haben sie auch Erfolg. Allerdings gesellt sich ihre alte Schulfreundin Mels (Nina Toussaint-White, EastEnders) hinzu, die sich auf der Flucht vor der Polizei befindet - und kurzerhand die TARDIS samt Doctor kapert. Unter dem Leitspruch „Let's Kill Hitler“ begibt man sich ins Berlin des Jahres 1938, wo der Doctor Hitler jedoch nicht tötet, sondern ihm sogar - wenn auch aus Versehen - das Leben rettet, bevor zeitreisende Miniatur-Außerirdische in einem gestaltwandelnden Roboter den Diktator für seine Verbrechen bestrafen können...
Diese Beschreibung fasst in etwa die ersten zehn Minuten der Handlung zusammen. Doctor Who ist, mindestens seit der Rückkehr der Serie im Jahr 2005, schon immer sehr flott erzählt worden. Das Tempo, das Steven Moffat in Let's Kill Hitler (2) vorlegt, ist jedoch geradezu rekordverdächtig. Selbst nach zweimaligem Anschauen kann man sich kaum hunderprozentig sicher sein, alles mitbekommen zu haben.
So viel steht jedoch schon nach dem ersten Durchlauf fest: Let's Kill Hitler (2) ist eine herrlich abgedrehte und wunderbar spaßige Folge, welche die Zuschauer bestens unterhält. Dazu tragen vor allem die vielen skurilen Einfälle und Wendungen bei, die uns die Episode in einer schlicht atemberaubenden Taktung um die Ohren haut: Amy und Rory, die von ihrer eigenen Tochter miteinander verkuppelt werden (TimeyWimey in der romantischen Version), ein Amy-bot mit kleinen Leuten und noch kleineren Killer-Robotern darin, eine auf die Ermordung des Doctors programmierte River Song (Alex Kingston), die am liebsten mit Maschinenpistolen shoppen geht - und ein Rory, den angesichts all dieser Absurditäten spätestens in dem Augenblick Kopfschmerzen zu plagen beginnen, nachdem er Adolf Hitler gerade in einen Schrank eingesperrt hat.
Von Showrunner Steven Moffat ist das Zitat überliefert, dass man für eine gute Doctor Who-Folge genug Ideen für einen ganzen Kinofilm auf die Waagschale werfen müsse. Bei Let's Kill Hitler (2) sind es die Summe der Ideen für mindestens zwei Kinofilme. In Sachen Witz („Okay, I am trapped inside a giant robot replica of my wife. I am really trying not to see this as a metaphor...“) und Originalität liefert Moffat hier die vielleicht beste Folge seit seinem Amtsantritt als Chef-Autor der Serie ab.
Da ist es verzeihlich, dass manche Passagen in Sachen Plausibilität und Handlungslogik ein wenig zu wünschen übrig lassen. Allen voran die Szenen in der Reichskanzlei: Da fliegt eine große blaue Box durch das Fenster von Adolf Hitler (von den anschließenden Schüssen einmal ganz zu schweigen) - und weit und breit lässt sich keine Wache blicken. Die stehen alle unten und warten darauf, dass River aus dem Fenster und gewissermaßen vor ihre Füße springen wird.
Keine Frage: Das Dritte Reich ist in dieser Folge weitestgehend nur Kulisse, ebenso wie der Titel die Erwartungen des Publikums wohl gezielt in eine falsche Richtung lenken soll, trotzdem wird der Realitätssinn des Zuschauers durch die regelrecht aufreizende Inaktivität des deutschen Staatsapparats angesichts von Schießereien mitten in Berlin doch auf eine ziemliche Belastungsprobe gestellt.
Ebenfalls etwas verwirrend: Melody ist von Madame Kovarian gekidnappt worden, die gemeinsam mit den Soldaten aus dem Gamma-Wald und den Kopflosen Mönchen die Gefahr eliminieren will, die vom Doctor ausgeht. In Let's Kill Hitler (2), Doctor Who heißt es jedoch, dass die Stille Melody zur Killerin ausgebildet hat. Die Stille wiederum ist keine außerirdische Rasse, wie bislang angenommen werden mussste, sondern eine Art Religion. Bedeutet das, dass Madame Kovarian und die Wesen aus The Impossible Astronaut (1)/Day of the Moon also beide dieser Religion angehören? Warum war von ihnen jedoch nichts auf Daemon's Run zu sehen?
Sehr gut gelöst wurde von Moffat dagegen die Auflösung der Continuity-Probleme hinsichtlich unseres Kenntnisstandes aus Silence in the Library (1) und Forest of the Dead (2): Dadurch, dass River ihre gesamte Regeneration-Energie darauf verwendet, den Doctor wiederzubeleben, ist klar, dass sie am Ende von Forest of the Dead (2) nicht mehr selbst regenerieren kann. Auch scheinen wir in Let's Kill Hitler (2) dem Moment beizuwohnen, der vom zehnten Doctor als der einzige bezeichnet wurde, in dem er seinen Namen verraten könne.
Als wäre das noch nicht genug, findet die Episode sogar noch Zeit für so manchen emotionalen Augenblick: Dazu gehört sowohl die von Schuldgefühlen geprägte Reaktion des Doctors auf den Anblick seiner früheren Companions (ein schöner Augenblick, in dem Moffat die Kontinuität zur RTD-Ära betont), als auch Rivers Erkenntnis, ein „Kind der TARDIS“ zu sein.
Kleinere Unstimmigkeiten können den Gesamteindruck nicht trüben. Und der lautet: Doctor Who meldet sich mit einer grandiosen, weil ungemein energiegeladenen, einfallsreichen und spaßigen Folge aus der Sommerpause zurück.
Verfasser: Christian Junklewitz am Sonntag, 28. August 2011Darsteller | Rolle | |
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Karen Gillan | …………… | Amy Pond |
Freema Agyeman | …………… | Martha Jones (archive footage) |
Billie Piper | …………… | Rose Tyler (archive footage) |
Catherine Tate | …………… | Donna Noble (archive footage) |
Matt Smith | …………… | The Doctor |
Arthur Darvill | …………… | Rory |
Alex Kingston | …………… | River Song |
Nina Toussaint-White | …………… | Mels |
Caitlin Blackwood | …………… | Amelia Pond |
Maya Glace-Green | …………… | Young Mels |
Ezekiel Wigglesworth | …………… | Young Rory |
Philip Rham | …………… | Zimmerman |
Richard Dillane | …………… | Carter |
Amy Cudden | …………… | Anita |
Davood Ghadami | …………… | Jim |
Ella Kenion | …………… | Harriet |
Albert Welling | …………… | Adolf Hitler |
Mark Killeen | …………… | German Officer |
Paul Bentley | …………… | Professor Candy |
Eva Alexander | …………… | Nurse |
Tor Clark | …………… | Female Teacher |
Louise Bowen | …………… | Female Diner |
Jon Davey | …………… | Male Teselecta worker |
Samantha Spragg | …………… | Schoolgirl |
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