Defiance: Interview mit Tony Curran
Der schottische Schauspieler Tony Curran ist in seiner britischen Heimat unter anderem in der Rolle als Elitesoldat Peter Twamley in der ITV-Serie Ultimate Force bekannt geworden. In Hollywood hat er mit Gastrollen in Serien wie Medium, 24, The Mentalist, Boardwalk Empire, Hawaii Five-0 und Covert Affairs Fuß gefasst. Dazu kommen Auftritte in Kinofilmen wie „Miami Vice“ und „X-Men: Erste Entscheidung“.
In Deutschland dürfte er vor allem durch den hierzulande sehr erfolgreichen Mehrteiler „Die Säulen der Erde“ bekannt sein. Aktuell spielt er eine der Hauptrollen in der Syfy-Serie Defiance. Zuvor hatte er außerdem einen viel beachteten Gastauftritt in der britischen Serie Doctor Who.
SERIENJUNKIES.DE® hat mit dem Schauspieler auf der diesjährigen FedCon in Düsseldorf gesprochen. Wegen des engen Terminplans fand ein Teil des Interviews als geradezu The West Wing-reife Walk-and-Talk-Sequenz in den Gängen und Korridoren des Maritim-Hotels statt. „Jetzt bräuchten wir nur noch jemanden mit einer Steadycam vor uns“, kommentierte der aller Hektik zum Trotz bestens aufgelegte Darsteller die Situation.
Serienjunkies.de: Mr. Curran, wie sind Sie für die Rolle des Datak Tarr in „Defiance“ gecastet worden?Tony Curran: Ich bekam das Drehbuch zugeschickt, und ich fand die Welt, die in Defiance erzählt wird, ungemein interessant. Ich hab dann bei Produzent Kevin Murphy und Regisseur Scott Stewart für die Rolle vorgesprochen. Und sie haben mich gebeten wiederzukommen.
Beim Vorsprechen ist es häufig so, dass Sie erst mal durch mehrere Reifen hindurchspringen müssen. Nach dem Motto: 'Okay, das war jetzt schon sehr gut, aber kannst Du nicht durch noch einen Reifen springen...' (lacht) '...und die Rolle noch etwas anders lesen.' Irgendwann war ich dann so weit, dass sie mich zusammen mit Jaime Murray vorsprechen ließen, die meine reizende Gattin Stahma spielt. Und irgendwie hat das auf Anhieb gepasst. Die Produzenten haben gemerkt, dass die Chemie zwischen uns stimmt.
Aber dann haben sich natürlich noch die Senderverantwortlichen eingeschaltet. Das war so etwa beim fünften oder sechsten Vorsprechen. Sie fanden meine Darbietung „zu filmisch“. 'Der macht ja gar nichts. Kann er nicht ein bisschen theatralischer sein?' Na gut, ich bin zwar kein overactor, aber ich hab natürlich auch schon auf der Bühne gespielt. Also habe ich ihnen eine etwas, sagen wir mal, ausdrucksstärkere Version gegeben. Und daraufhin haben sie mir die Rolle angeboten.
Was ist es, dass Sie an der Figur reizt?Ich mag Datak. Klar ist er böse. Aber es macht trotzdem großen Spaß, ihn zu spielen, weil er irgendwo Täter und Opfer zugleich ist. Bösewichte sind häufig sehr eindimensional. Das ist Datak nicht. Er lässt sich nicht eindeutig einer Farbe zuordnen: Schwarz oder Weiß. Er hat so viele unterschiedliche Seiten: Er kann gemein sein, er kann brutal sein. Aber er kann auch selbst eins auf die Mütze bekommen und auf den Knien landen. Es ist die reinste Achterbahnfahrt mit ihm. Und das finde ich sehr interessant zu spielen.
Sie haben Stahma bereits erwähnt. Sie und Datak pflegen eine sehr interessante Beziehung zueinander...Ja, sie sind beide sehr gut darin, den jeweils anderen zu manipulieren. Allerdings unterscheiden sie sich auch. Kevin Murphy würde sagen: Datak ist ein Damespieler, während Stahma eine Schachspielerin ist. Sie ist hinterlistig, er eher streetwise. Er weiß, wie man aus schwierigen Situationen herauskommt. Aber er muss sich unbedingt mehr zusammennehmen. Er reagiert oft zu sehr aus dem Bauch heraus, ohne einen Schritt zurückzugehen und erst mal darüber nachzudenken. Am Ende der ersten Staffel ist genau das sein Verderben. Stahma dagegen würde einfach arrangieren, dass einem Gegner etwas passiert, ohne dass sie überhaupt nur im Raume ist, wenn es passiert. (lacht)
Datak geht mit dem Kopf durch die Wand, was natürlich auch seinem riesigen Ego geschuldet ist. Aber ich denke, dass er sich in Zukunft etwas klüger anstellen wird. Was ihn und Stahma angeht, so sehe ich die beiden ein bisschen als Ying und Yang. Und ich kann Ihnen sagen, dass Jaime Murray und ich ein paar sehr interessante Dinge in der kommenden Staffel zu tun bekommen haben. Der Rosenkrieg sieht dagegen wie eine Geburtstagsparty aus! (lacht)
Können Sie uns sonst noch etwas über die zweite Staffel verraten?Zu Beginn der Staffel ist Datak nicht mehr in Defiance. Er ist fernab seiner Familie und seines bisherigen Lebens. Und es sieht alles andere als rosig für ihn aus. Im Grunde geht es ihm jetzt schlechter als zu der Zeit, in der er seinen Planeten verlassen hat, um zur Erde zu kommen. Um sich durchzuschlagen, muss er auf Mittel und Wege zurückgreifen, die etwas old school sind. Er versucht, nach Defiance zurückzukehren, was aber, wie Sie sich vorstellen können, nicht so leicht ist. Zumal mittlerweile jemand anders auf seinem Stuhl sitzt. Und dann ist da ja auch noch die Erdrepublik, welche den Aliens nicht gerade freundlich gesonnen ist. Ein bisschen erinnert die Position der Erdrepublik in Sachen (Alien-)Einwanderung an das, was beängstigenderweise gerade in manchen Teilen Europas wieder Verbreitung findet. Auch sonst gibt es in der neuen Staffel wieder zahlreiche Parallelen zur menschlichen Gesellschaft von heute.
Für mich sind das die besten Momente in der Science Fiction.Absolut! Denken Sie nur früher an Star Trek! Die Serie hat sich mit Kultur und Politik befasst. Damit, was Menschlichkeit und Unmenschlichkeit bedeutet. Manchmal war es fast so, als würde man ein Stück von Shakespeare sehen! (lacht) Es war eine ungemein fesselnde Serie!
Eine andere Science-Fiction-Serie, in der Sie vor kurzem mitgespielt haben, ist die britische Serie „Doctor Who“. In der Vergangenheit haben Sie sehr oft „harte Kerle“ verkörpert. Wie war es für Sie, auf einmal jemand so Zerbrechliches wie Vincent van Gogh zu spielen?Ich hab mich sehr gefreut. So schön es auch ist, Bösewichte zu spielen, so war es doch eine interessante Abwechslung, in die Rolle von van Gogh zu schlüpfen. Es war eine sehr bewegende Erfahrung, schön und schmerzlich zugleich. Ich war sehr glücklich, dass sich mir diese Gelegenheit geboten hat.
Mir war wichtig, seine Depression herauszuarbeiten. Ich wusste natürlich, dass es eine Folge von Doctor Who ist. Gleichzeitig behandelt Doctor Who bisweilen aber auch sehr schwierige Themen. Letzten Endes haben wir, glaube ich, eine sehr gute Balance gefunden - zwischen der Comedy und den eher dunklen, bewegenden Momenten.
Mir sind während der Szene am Schluss, als der Doctor mit van Gogh die Ausstellung in der Zukunft besucht, die Tränen gekommen!Ja, das kann ich gut verstehen. Van Gogh ist einer der großen künstlerischen ... Märtyrer, wenn man das so sagen kann. Ein Künstler, der zu seinen Lebzeiten niemals die Anerkennung und den Erfolg gefunden hat. Er ist gestorben, ohne jemals zu wissen, wie beliebt seine Arbeiten einmal werden würden. Das ist so traurig. Um so rührender ist dann natürlich dieser Moment im Museum, als er es schließlich doch erfährt.
Mr. Curran, vielen Dank für das Gespräch!