Person of Interest: Identitätskrise - Review
Review zu Episode 1x18
Die Maschine bringt Reese (Jim Caviezel) und Finch (Michael Emerson) auf die Spur von Jordan Hester - eine Person, über die es sonst kaum Informationen gibt. Finch kann noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Er findet jedoch Hinweise darauf, dass besagte/r Jordan Hester ein Doppelleben führt. Mit zwei Wohnungen, zwei Arbeitsplätzen, zwei Konten und so weiter. Als er und Reese beginnen, Ermittlungen anzustellen, finden sie jedoch schnell heraus, dass es sich genau umgekehrt verhält: Jordan ist nicht ein Mensch, der zwei Leben führt. Sondern zwei Menschen (Sarah Wynter, Rhys Coiro), die sich eine Identität teilen. Doch wer von den beiden ist die Person of Interest, die in Gefahr schwebt?
Detective Carter (Taraji P. Henson) ist unterdessen nach wie vor nicht gut auf Reese zu sprechen. Auf seine Anrufe reagiert sie nicht. Sie nimmt ihm immer noch übel, dass er Elias, wenn auch unter Druck, das Versteck von dessen Vater verraten hat. Da taucht auf einmal das FBI bei ihr auf - und schlägt ihr eine Zusammenarbeit bei der Suche nach dem [quotme=Mann im Anzug], sprich: Reese, vor...
Das Wunderbare an Person of Interest ist: Selbst wenn sich die Serie wie in Identity Crisis primär auf den Fall-der-Woche konzentriert, wird sie trotzdem nie langweilig. Allein schon deshalb, weil das Erzählprinzip der Serie einfach eine enorm große Bandbreite an Variationen erlaubt. Das ist auch, wie schon in der Vergangenheit ausgeführt, eines der Erfolgsgeheimnisse der Serie: Person of Interest ist zwar definitiv in erster Linie ein Procedural, aber die Fälle laufen eben - zumindest bislang - nicht nach Schema F ab „37743“.
Das Verwirrspiel um die Identität der Person of Interest bietet Material für ein paar sehr schöne und überraschende Wendungen. Sicher, eine Ahnung, dass es mit Sarah Wynters Jordan etwas mehr auf sich hat, als nur das unschuldige Opfer des Identitätsdiebstahls zu sein, hat man zwar schon. Auch kommt einem Finch ein wenig zu vertrauensselig vor. Tja, auch er ist vor den Reizen einer Frau nicht gefeit, wenn sie denn sogar noch als Kafka-Liebhaberin entpuppt. Dadurch, dass der andere Jordan Hester sich aber schon als der vermeintliche Drogenhändler herausgestellt hat, wissen wir zunächst nicht so recht, wie wir ihre Rolle einschätzen sollen.
Dass sich der seiner Identität beraubte Jordan nun seinerseits dazu entschlossen hat, den Spieß umzudrehen - und die Identität der Identitätsdiebin (und Drogenherstellerin) anzunehmen, gibt dem Ganzen natürlich noch mal einen herrlichen Twist, der schließlich in die Auflösung der Folge mündet.
Wenn es etwas gibt, das man an Identity Crisis kritisieren kann, dann ist es der Rückfall von Sarah Wynters Kompagnons in das Rollenmuster von Trottel-Gangstern. Statt Reese und Hester einfach niederzuschießen und sich um das Aufräumen später zu kümmern, ergehen sie sich erst mal in irgendwelchen unsinnigen Vorbereitungen, welche Reese reichlich Gelegenheit geben, sich aus der Klemme zu befreien. Das ist die einzige Szene der Episode, die vielleicht nicht ganz so geschickt aufgelöst wird.
Ein Geschenk der Götter ist dagegen Finch auf Ecstasy. Schon in nüchternem Zustand sind seine Dialoge mit Reese das komödiantische Highlight jeder Folge („Last one in pays for lunch.“ / „I'm in the mood for Indian...“). Unter Drogen gesetzt ist der sonst so seriöse und steife Harold einfach nur zum Schreien („FAST FOOD!“). Sehr nobel ist es derweil von Reese, dass er Finchs Zustand nicht ausnutzt, um mehr über seinen Partner in Erfahrung zu bringen. Wünschen würde man sich, dass Reese auch mit Lionel (Kevin Chapman) etwas pfleglicher umginge, schließlich versucht dieser ernsthaft bei allem Ärger, in dem er steckt, ein good cop zu sein.
Apropos good cop: Carter steckt gehörig in der Zwickmühle. Einerseits ist sie zwar sauer auf Reese, andererseits will sie ihn jedoch nicht - erneut - verraten. Wirklich interessant wird dieser Konflikt natürlich vor allem dadurch, dass sie es, anders als zuvor bei der CIA, in Gestalt von FBI-Agent Marks (Brennan Brown) mit einem good guy zu tun hat, der die illegalen Operationen der CIA im Landesinneren aufdecken will - und dafür von einem geheimen Unterschlupf aus operiert, der fast ein wenig etwas von Finchs Bleibe hat (abzüglich der Bücher natürlich). Reese wird jetzt also nicht nur von der CIA gejagt, sondern auch vom FBI, das hinter ihm und der CIA her ist. Ich liebe diese Serie!
Fazit
Ein wieder mal sehr clever gestrickter Fall-der-Woche. Dazu eine weitere Ebene in dem immer komplexer werdenden übergreifenden Handlungsgeflecht. Finch auf Ecstasy. Die Erkenntnis, dass Social Networks nur erfunden worden sind, um der CIA die Arbeit zu erleichtern. Und das Ganze auch noch garniert mit Kafka-Referenzen. Was will man als Person of Interest-Fan mehr?