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Tragikomisch soll es sein. Als Comedy Noir hat TNT Comedy seine Eigenproduktion Arthurs Gesetz angekündigt. Und die kann mit einigen Überraschungen aufwarten, wie zum Beispiel den erstaunlich großen Namen Jan Josef Liefers, Martina Gedeck und Nora Tschirner, die den Weg zu dem kleinen deutschen Sender gefunden haben. Doch kann die Pilotepisode das, was die Stars sich unter dem Projekt versprochen haben, einlösen?
Arthur Ahnepol (Liefers) hat es nicht eben gut getroffen. In seinem deprimierenden und obendrein noch undichten Häuschen in dem farb- und charmelosen Örtchen Biddenbach wird der Arbeitslose von seiner keifenden Frau gepiesackt, muss sich mit furchtbaren Arbeitsamtmitarbeiterinnen herumschlagen und erträgt das alles mit seltsam leerem Blick. Doch dahinter flammt eine kleine, fast schon scheintote Hoffnung auf, dass alles doch noch eine Wende nehmen könnte.
Davon ist am Beginn der Pilotepisode jedoch nichts zu spüren. Geweckt wird der Mann von der schrillen Stimme seiner Frau Martha (Gedeck), die ihn zum Geburtstag mit einem blinkenden Bilderrahmen und jeder Menge direkter und indirekter Vorwürfe begrüßt. Vom Frühstückstisch aus geht es direkt zum Amt, auf dem er sich im Gespräch mit der hochschwangeren Sachbearbeiterin (Tschirner) aus Dummheit und Unachtsamkeit direkt aus den eigenen vier Wänden katapultiert, weil diese den Maßstäben des Arbeitslosengelds nicht gerecht werden. Nun hat er zwei Wochen Zeit, entweder selbst die Miete zu zahlen oder eine kleinere Bleibe für sich und seine Frau zu finden.
Statt ins zukünftige Exhaus geht das Geburtstagskind nach dem Termin direkt in die Bar, in der er zunächst vom Barkeeper ignoriert wird, bis er auf die junge und attraktive Jessi (Cristina do Rego, Pastewka) trifft, die nicht lange braucht, um ihn um ihren Finger zu wickeln. Sängerin will sie werden, erzählt sie ihm, doch ihre Stimme ist eher zum Erbarmen. Arthur, die Zeichen wohlweislich ignorierend, landet mit ihr im Bett und fällt aus allen Wolken, als sie ihm anschließend den Preis für das Schäferstündchen nennt.
Martha vergnügt sich unterdessen mit ihrem neuen, aber leider nicht besonders funktionellen Fensterputz-Roboter und versucht, über ihre Schwester (Gedeck in einer Doppelrolle) Muriel an Informationen zu kommen, wo Arthur abgeblieben sein könnte. Denn die Schwester arbeitet bei der Polizei.
Als Arthur abends dann wieder auftaucht und nur noch schlafen will, steht plötzlich der Zuhälter vor dem Ehebett und bedroht das Paar angesichts der fehlenden 50 Euro mit der Waffe. Im Ehestreit über den Besuch bei der Prostituierten schaffen Arthur und Martha es trotzdem, den Eindringling um die Ecke zu bringen. Als Schwester Muriel eintrifft, erklärt sie den beiden, dass sie einen der mächtigsten Zuhälter der Stadt umgebracht haben. Aus Angst vor der Rache der Unterwelt entscheidet das Trio sich, die Leiche verschwinden zu lassen. Am abgelegenen Ort der Entsorgung lassen die beiden Frauen Arthur zurück, dessen leerer Blick sich langsam in zunächst zaghafte Entschlossenheit verwandelt...
Im Zuge der Vermarktung fiel bei TNT Serie immer wieder gerne der Vergleich zu Fargo, der durchaus zumindest thematisch seine Berechtigung hat. Doch in der Finesse bleibt das Original dem deutschen Versuch weit voraus. Arthur, der Verlierer mit der endlosen Pechsträhne, der sein Glück auf absurde Weise selbst in die Hand nimmt, kann trotz Liefers Einsatz nicht so viel Charisma entwickeln, dass er die Story trägt.
Bizarr ist es, wenn dem Zuhälter im Todeskampf der Bauschaum aus Nase und Ohren kommt, er dennoch weiter um sich schießt, um wenigstens Arthur und Martha mit ins Nirwana zu nehmen. Auch viele andere Bilder von trister Kleinstadtarchitektur, vom Inneren der Ahnepolschen Wohnung und allen voran der Kneipe, in der Arthur landet, können das Klischee vom kleinbürgerlichen Deutschland auf die Spitze treiben, doch, um zu landen, fehlt über weite Strecken die Komik, die durch die Tragödie blitzt.
Die stärkste Darbietung liefert Nora Tschirner ab, die das Konzept der Comedy Noir auf die Mattscheibe bringt. Ihre zeternde Sachbearbeiterin hat in Gesten, Wortwahl und Blicken schon fast schmerzhaft viel mit den eigenen Erfahrungen in deutschen Amtsstuben zu tun und dennoch bringt sie die absurde Komik mit, die an anderen Stellen dringend benötigt würde.
Die düstere Komödie Arthurs Gesetz sticht auf dem deutschen Serienmarkt dennoch sehr positiv heraus. Starke Darsteller, ein Drehbuch, das sich auch mal was traut, und schaurig-schön-absurde Bilder. Doch zur Abrundung fehlt in der Pilotepisode die Finesse, mit der die Welt Arthurs und damit auch das deutsche Kleinbürgertum an sich entlarvt und ad absurdum geführt wird. Die Lacher landen vor allem auf dem Konto Tschirners, in allen Szenen ohne sie fallen die Gags oft flach ab.
Die Produktion von TNT Serie ist ab heute zunächst exklusiv auf EntertainTV Serien zu sehen.
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
Jan Josef Liefers | …………… | Arthur Ahnepol |
Martina Gedeck | …………… | Martha Ahnepol / Muriel |
Nora Tschirner | …………… | Claudia Lehmann |
Michael Klammer | …………… | Jerome (credit only) |
Cristina Do Rego | …………… | Jesse |
David Bredin | …………… | Holger Elsholz |
Timo Jacobs | …………… | Steven Lehmann |
Frank Ambrosius | …………… | Postbote Joachim |
Ronald Kukulies | …………… | Ronny Menze |
Christian Hoening | …………… | Lothar Kaminski |
Robert Gallinowski | …………… | Mario Wystraszewski |
Ulrike Mahr | …………… | Double Martha / Muriel |
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