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Inherit the Earth hinterlässt bei mir ein Wechselbad der Gefühle. Für den größten Teil der Episode war ich am Rätseln, was ich von der präsentierten Geschichte und den darin inkludierten (letzten) Gastauftritten von Michael (Jake Abel) und Lucifer (Mark Pellegrino) halten sollte. Da löst ein Vater-Komplex den nächsten ab, der Plan mit dem Todesbuch ergibt zwar irgendwie Sinn, aber jedes Mal, wenn sich ein Fortschritt ergibt, wird der gleich wieder zu Nichte gemacht. Trotz einiger Überraschungen wirkt da vieles zunächst fade und leer, ehe der große Twist zum Ende kommt und das Ruder plötzlich rumreißt. Aber vielleicht ist das gewollt?
Entsprechend muss die ganze Geschichte erst einmal verdaut werden. Und je mehr ich drüber nachdenke, umso besser gefällt mir die Episode. Sie greift die Geschichte um Kain und Abel wieder auf, als Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) die Flinte ins Korn werfen und Chuck (Rob Benedict) als Sieger deklarieren. Michael und Lucifer mischen mit, womit eine Art Bogen zum fünften Staffelfinale geschlagen wird (welches als ursprüngliches Serienende dienen sollte), der Verlauf hier aber gänzlich andere Wege nimmt.
Die Folge beziehungsweise Chuck spielt mit uns, liefert immer wieder ein Quäntchen Hoffnung, um es direkt wieder zu nehmen. Sei es der Hund, den er erst übersehen hat oder Lucifers Auftritt mit Betty (Kimberly Sustad), die als neuer Tod das Buch lesen kann oder auch der angebliche Plan, nachdem Sam scheinbar den Schlüssel zum Sieg entziffern konnte. Es geht hin und her, ehe unsere Brüder ihren eigenen Plan präsentieren und mit der Hilfe von Jack (Alexander Calvert) durchführen können.
Das Faszinierende oder gar Poetische an der Lösung ist, dass kein Todesbuch, kein Zauberspruch und auch keine Unterstützung von Michael oder Lucifer nötig sind. Alles, was unsere Brüder benötigen, haben sie bereits in Form von Jack, dessen Kräfte „bloß“ zurückkehren müssen und da spielt Chuck ironischerweise selbst den Winchesters in die Karten, wenn er Lucifer aus der Leere holt oder später Michael tötet. Denn offenbar ist es ihm doch zu langweilig, darauf zu warten, dass Sam und Dean an Altersschwäche sterben. Hätte er mal etwas mehr Geduld gehabt.
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Die ersten Bilder zeigen uns leere Großstädte und unterstützen die trostlose Stimmung, mit der die Folge beginnt. Der Verlust von Castiel (Misha Collins), aber auch allen anderen Freunden und Bekannten der Winchesters unterstreicht diese Atmosphäre nochmals auf unangenehme Weise. Denn es wird allen bewusst, dass niemand mehr da ist. Besonders hart trifft es uns aber, wenn Sam und Dean aufgeben und Chuck gegenüber verlauten lassen, dass sie ihm sein Kain und Abel Ende geben, wenn er doch bitte alle wieder zurückholt.
Unsere Brüder sind hier am Ende der Fahnenstange angekommen. Aus Zuschauersicht ein wenig überraschend, aber die Umstände lassen vorerst kein anderes Resultat zu. Der Kampf scheint verloren und somit ist die letzte Hoffnung, auf Chucks Gnade zu setzen - die es aber nicht gibt. Und selbst, wenn dann doch einmal ein kleiner Lichtblick (wie der Hund) auftaucht, ist dieser nur von kurzer Dauer. Diese Trostlosigkeit überträgt sich auf den Zuschauer, gleichzeitig ergibt sich aber auch Zorn gegen Chuck und die spannende Frage, ob und wie sich das Blatt jetzt doch noch einmal wenden kann.
Jack spürt schließlich eine Präsenz, woraufhin sich unser kleines Team aufmacht und in einer Kirche fündig wird. Auftritt Michael, wobei Adam allerdings ebenso weg ist, wie der Rest der Menschheit. Als dann auch noch Lucifer dazustößt und seine Hilfe anbietet, formiert sich ein Plan, der neuerliche Hoffnungen weckt. Denn Lucifer hat Billies (Lisa Berry) Nachfolgerin im Schlepptau.
Irgendwie ließ sich erwarten, dass wir sowohl Michael als auch Lucifer (Mark Pellegrinos Name taucht übrigens nicht in Opening Credits auf) noch einmal sehen würden. Es wäre auch merkwürdig, wenn einer oder beide beim großen Finale auf der Strecke bleiben würden. Schließlich hatten sie in den ersten fünf Staffeln bereits ihre Finger im Spiel. Wenn Chucks Geschichte hier enden soll, dann zwangsweise auch die von Michael und Lucifer. Die große Frage ist, ob man ihnen trauen sollte oder nicht, wobei ich mich durchaus dabei ertappt habe - Lucifer ist einfach zu redegewandt und Pellegrino in der Rolle noch immer sehr gut aufgelegt.
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Unterm Strich sind die Auftritte von Michael und Lucifer aber bloß Ablenkungsmanöver. Diese beiden Brüder sind überhaupt nicht interessiert daran, irgendwem zu helfen. Sie buhlen vielmehr um die Anerkennung ihres Vaters, womit sie Kain und Abel viel näherstehen als Sam und Dean. Witzigerweise nun inklusive des Brudermords, wenn Michael Lucifer erledigt. Als aufmerksamer Zuschauer entdeckt man hier auch eine fehlende Kleinigkeit am Boden, außerdem gibt es einen kurzen Blick auf Jack, während Lucifer das Zeitliche segnet. Ein paar Hinweise auf das Ende werden also schon gestreut.
Ich hätte ehrlich gesagt diese Woche noch nicht damit gerechnet, dass Chuck besiegt wird. Aber wie es passiert und der schmerzhafte Weg dahin hat sich gelohnt. Natürlich braucht es dafür keinen Zauberspruch und Chuck darf einmal mehr beweisen, was für ein A-Loch er ist, als er Michael aus der Gleichung nimmt. Und dann prügelt er auch noch Sam und Dean grün und blau. Da brauchte es ein Ventil, eine passende Lösung mit großer Wendung, um mir wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Und das kam. In Form von Jack, der schließlich genug Kräfte absorbiert hat, um Chuck die seinen zu nehmen. Ob mir die Erklärung, die Sam und Dean anschließend abliefern, zu hundert Prozent gefällt? Vermutlich nicht, denn es fällt schwer zu glauben, dass dieser Plan Chuck nicht aufgefallen ist und die Umsetzung war riskant. Was, wenn Chuck die Winchesters weggeschnippst und sich nicht die Hände schmutzig gemacht hätte?
Aber die Wirkung sitzt in jedem Fall. Es hat etwas von Genugtuung und Befriedigung, wenn Chuck schließlich seine eigene Medizin zu spüren bekommt. Auch, dass er am Leben bleibt und nun als normaler Mensch auf Erden wandelt, ist gut gelöst. Sam und Dean sind eben keine Killer und wenn von Chuck keine Gefahr mehr ausgeht, kann man ihn links liegen lassen. Das „Monster“ hat seine Zähne verloren.
Letzte Woche konnte man sich noch fragen, ob Jack der nächste Tod werden würde. Jetzt ist er der nächste „Gott“ und wird sicher einen besseren Job machen als Chuck. Mit Blick auf seine Herkunft sicher eine eher ungewöhnliche „Laufbahn“ - wer hätte das schon kommen sehen? Aber irgendwie passt es auch und ist natürlich viel besser, als sich zu opfern.
Leider heißt es am Ende, Abschied von Jack zu nehmen. Für ihn geht es nicht zurück in den Bunker. Vielleicht wird er jetzt zusammen mit Amara (Emily Swallow) die Welt erkunden oder auch noch mehr reparieren, was Chuck kaputt gemacht hat. Vielleicht schaut er irgendwann auch nochmal bei Sam und Dean auf ein Bier vorbei, wer weiß.
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Der Abschied mag mit Blick auf Jacks Fähigkeiten plötzlich kommen - schließlich sind ihm jetzt keine Grenzen mehr gesetzt, womit die Winchesters theoretisch alles und jeden zurückerhalten könnten, die/den sie verloren haben.
Da noch eine Episode aussteht, gibt es vielleicht auch noch ein paar „Geschenke“ für unsere Brüder. Andererseits vielleicht aber auch nicht, weil Jack sich nicht einmischen möchte - eine Entscheidung, die sicher gut und richtig ist. Außerdem haben Sam und Dean das größte Geschenk bereits erhalten, denn jetzt unterliegen sie nicht mehr Chucks Geschichten, sondern sind „finally free“.
Die eigentliche Geschichte ist zu Ende, wir erhalten zu den Klängen von Jackson Browne (Running On Empty) sogar schon eine schöne Montage mit zahlreichen bekannten Gesichtern und Szenen. Inklusive einer passenden Schlussszene. Was erwartet uns also nächste Woche noch? Ich bin gespannt.
Zu Beginn und bis etwa zur Hälfte der Episode war ich fraglos skeptisch, fühlte mich gar ein wenig gequält, ähnlich wie unsere Protagonisten von Chuck gequält wurden. Aber das letzte Drittel war einfach umwerfend und befriedigend. Überraschend, wie schnell die Wendung dann doch kam und für mich auch stimmig genug, wenngleich es sicher ein paar Sachen gibt, die sich monieren ließen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen. Und von euch?
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Verfasser: Christian Schäfer am Samstag, 14. November 2020Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
Jared Padalecki | …………… | Sam Winchester |
Jensen Ackles | …………… | Dean Winchester |
Alexander Calvert | …………… | Jack |
Mark Pellegrino | …………… | Lucifer |
Misha Collins | …………… | Castiel (voice) |
Jim Beaver | …………… | Bobby Singer (archive footage) |
Jeffrey Dean Morgan | …………… | John Winchester (archive footage) |
Mark Sheppard | …………… | Crowley (archive footage) |
Robert Patrick Benedict | …………… | Chuck Shurley / God |
Jake Abel | …………… | Michael |
Kimberly Sustad | …………… | Betty |
Kim Rhodes | …………… | Sheriff Jody Mills (voice) |
Meena Mann | …………… | Casey Ahuja |
Danneel Harris | …………… | Sister Jo (archive footage) |
Curtis Armstrong | …………… | Metatron (archive footage) |
Brianna Buckmaster | …………… | Donna Hanscum (archive footage) |
Osrig Chau | …………… | Kevin Tran (archive footage) |
Ruth Connell | …………… | Rowena MacLeod (archive footage) |
Felicia Day | …………… | Charlie Bradbury (archive footage) |
Kurt Fuller | …………… | Zachariah (archive footage) |
Rachel Miner | …………… | The Empty / Meg (archive footage) |
Emily Perkins | …………… | Becky Rosen (archive footage) |
DJ Qualls | …………… | Garth Fitzgerald IV (archive footage) |
Julian Richings | …………… | Death (archive footage) |
Samantha Smith | …………… | Mary Winchester (archive footage) |
Emily Swallow | …………… | Amara (archive footage) |
Steven Williams | …………… | Rufus Turner (archive footage) |
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