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Nein, in Parenthood wird kein Mord aufgeklärt. Niemand stellt Drogen her. Es gibt keine Verfolgungsjagden, Agenten oder Zombies. Und doch wusste diese Serie ihre Zuschauer in den vergangenen fünf Jahren zu fesseln: mit ehrlichen Charakteren, überzeugenden Storylines und spannenden Dynamiken innerhalb des Familien-Kosmos der Bravermans.
Leider standen Parenthood-Fans recht allein auf weiter Flur. Sollte es am angestaubten Image des Begriffs der Familienserie liegen, dass die Quoten der NBC-Serie von Beginn an schwächelten? Familienserie - das klingt nach den Waltons, 7th Heaven und heiler Welt. Doch Parenthood ging in eine ganz andere Richtung. Die Serie vermochte Spannung im alltäglichen Miteinander aufzuspüren und mit intelligenten und schnellen Dialogen zu unterhalten.
Was die Serie zudem konnte wie keine andere, war den Zuschauer zum Fühlen zu bringen. Parenthood-Tränen sind legendär. Das Autoren-Team schrieb den Darstellern Geschichten auf den Leib, die beim Zuschauer Emotionen der ganzen Bandbreite entlocken konnten: Tränen der Rührung, Tränen der Trauer, Tränen der Wut und Tränen des Glücks. Trotzdem wurde der schmale Grat zum Kitsch kaum überschritten, was nicht selten daran lag, dass man nach einer bedeutungsschwangeren Szene durch einen Comic-Relief-Moment wieder in lautes Lachen ausbrechen konnte.
Auch die letzte Episode versteht es, das Publikum auf vielen verschiedenen Gefühlsebenen gut zu unterhalten.
Vielleicht ist eine Hochzeit in einem Serienfinale nicht unbedingt die innovativste Idee, allerdings ist es auch hier ein guter Anlass, dass alle zusammenkommen. Der Großteil von May God Bless and Keep You Always dreht sich also um die Vorbereitungen und die Feier von Sarahs (Lauren Graham) und Hanks (Ray Romano) Hochzeit. Über allem hängt die Sorge über Patriarch Zeeks (Craig T. Nelson) Gesundheitszustand. Daher sind es vor allem die Szenen mit ihm, die in dieser Episode besonders gefühlsstark sind.
Er weiß, dass ihm wegen seines kranken Herzens nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt bleibt und so reflektiert er sein Leben und versucht seinen Kindern gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben. So sitzt er mit Sarah in einem intimen Moment auf der Terrasse und gesteht ihr, dass sie sein Lieblingskind ist. Von allen Braverman-Geschwistern war das Leben für Sarah wohl am schwersten, daher ist es beruhigend zu wissen, dass ihr Vater immer hinter ihr stand. Diese bedingungslose Liebe zu seiner Tochter erklärt er auch ihrem Zukünftigen und nimmt ihm das Versprechen ab, in der Zukunft für sie da zu sein.
Auch Crosby (Dax Shepard) erhält in einem Gespräch unter vier Augen einen wichtigen Rat von seinem Vater: Nimm dein Leben selbst in die Hand und mache dein Glück von niemandem abhängig. Gestärkt durch das Vertrauen seines Vater in seinen jüngsten Sohn, traut sich Crosby, die Luncheonette allein weiterzuführen.
Die gute Nachricht über die Zukunft des Tonstudios und den Erhalt ihres Jobs freut auch die frischgebackene Mutter Amber (Mae Whitman), die als Alleinerziehende auf ihr Einkommen angewiesen ist. Überhaupt wendet sich das Blatt für sie endlich. Zeek und Camille (Bonnie Bedelia) bieten ihr an, mit ihrem Baby Zeek bei ihnen zu wohnen, was nicht nur finanziell eine Erleichterung für Amber sein dürfte.
Fast sah es so aus, als würden die unterschiedlichen Vorstellungen über die Luncheonette die Brüder Crosby und Adam (Peter Krause) auseinander bringen. In dieser Episode erkennt und akzeptiert Crosby, dass Adam anders als er selbst, seine Erfüllung nicht im Tonstudio findet. Als er seinen älteren und sonst eher reservierten Bruder in der Charterschule mit den Kindern agieren sieht, wird ihm klar, dass Adam gehen musste. Ein Blick genügt, und der Streit ist vergessen.
Bereits in Let's Go Home fanden Julia (Erika Christensen) und Joel (Sam Jaeger) wieder zueinander. In der finalen Episode bekommt ihre nähere gemeinsame Zukunft nun durch einen Anruf von Adoptivsohn Victors (Xolo Mariduena) Sozialarbeiterin eine neue Richtung. Das Paar steht vor der Entscheidung, Victors leibliche neugeborene Schwester ebenfalls zu adoptieren und beschließt, die neue Herausforderung gemeinsam anzunehmen.
Der heimliche Star der Serie, Max (Max Burkholder), darf im Finale beweisen, was in ihm steckt. Sein Mentor Hank hat ihn allein beauftragt, die Hochzeitsfotos zu machen. Dieses Vertrauen in seine Fähigkeiten gibt Max ein neues Selbstbewusstsein und dem Zuschauer viele gelungene Momentaufnahmen der Hochzeitsfeier. Für Max gibt es außerdem noch eine Premiere, denn der im Sozialverhalten anders als seine Umwelt tickende Teenager tanzt erstmals mit einem gleichaltrigen Mädchen. Seine stets besorgten Eltern, Kristina (Monica Potter) und Adam, stehen staunend daneben und erleben außerdem durch Hank, dass die Diagnose Asperger Syndrom eine glückliche Beziehung nicht ausschließt.
Max' Autismus-Storyline war eine der prägendsten Geschichten in Parenthood, die sich seit der Pilotepisode wie ein roter Faden durch die Serie zog. Seine mangelnde Sozialkompetenz brachte ihn immer wieder in herausfordernde Situationen mit seiner Umwelt. Unvergessen ist die Szene nach einer Klassenfahrt im Auto, in der Max seine Eltern gewohnt stoisch fragt, warum alle Kinder ihn hassen. Dass er jedoch in der Familie bedingungslosen Rückhalt bekam, hatte immer etwas Tröstliches für seine schwierige Situation. Auch wenn er kein Freund von Zärtlichkeiten ist, scheint er sich innerhalb der Bravermans gut aufgehoben zu fühlen und lernt, sich auf seine ganz eigene Weise zu entfalten.
Das Brautpaar Hank und Sarah wirkt in dieser Episode wunderbar gelöst und vertraut miteinander. Bisher war ihre Beziehung von verschiedenen Belastungen überschattet und auch wenn in den vergangenen Episoden Hank seine Loyalität unter Beweis stellte, fehlte den beiden doch irgendwie die Chemie. Spätestens im Finale kommt zum Ausdruck, dass sich das Paar sehr gut ergänzt.
Ihre Hochzeitsfeier ist ganz typisch Parenthood. Nach den romantischen Bildern der Trauung, unterlegt von Ingrid Michaelsons „Always You“, folgen gleich darauf ausgelassene fröhliche Tanzszenen auf dem Hochzeitsempfang. Auch die berührende Rede des Trauzeugen Drew (Miles Heizer) folgt dieser Richtung. Er vermag in wenigen Worten auszudrücken, was diesen Tag für alle so besonders macht, ohne dabei in Kitsch abzudriften und beendet seine Worte mit einem fröhlichen „Cheers“!
Nach der Hochzeit beginnt die Zukunft der Bravermans. Die abschließenden Minuten der Episode bestehen hauptsächlich aus einer Montage. Musikalisch durch „Home Again“ von Michael Kiwanuka begleitet, sehen wir, wie Julia und Joels Familie ihr neues Baby abholen. Adam bekommt einen Job bei einer Wasser-Firma. Amber und Baby Zeek wohnen bei Camille und Zeek.
Schließlich erhält Adam von Kristina das Angebot, Schulleiter zu werden, während sie für eine Non-Profit-Organisation weitere Charter-Schulen eröffnet. So oft haben wir nun gesehen, wie glücklich Adam die Arbeit mit den Kindern macht und so wundert es nicht, dass aus dem einstigen Manager nun ein engagierter Schuldirektor wird.
Und dann geschieht das Unvermeidliche. Die gesamte sechste Staffel war von der Sorge um Familienoberhaupt Zeek bestimmt. Nach zwei dramatischen Beinahe-Toden ist es nun so weit. Zeek Braverman verlässt seine Familie. Ganz friedlich schläft er Zuhause ein, während Camille im Nebenraum ist. Dieser Abgang ist würdevoll, und so traurig und früh es auch ist, ein dankbares Ende.
Seine Beerdigung findet so statt, wie es sich Zeek am Anfang der Staffel von Adam gewünscht hatte. Seine Asche wird von der gesamten Familie im Baseballstadion verstreut. Wir hören eine neue Version von Bob Dylans Titelsong der Serie, „Forever Young“ von Rhiannon Giddens And Iron & Wine und sehen, wie die Bravermans gemeinsam Baseball spielen.
Zwischendurch erfahren wir in Flash-Forwards, was aus den Charakteren wird. Camille lebt ihren und Zeeks Traum, nach Frankreich zu fahren und besucht die kleine Pension, die Zeek ihr zeigen wollte. Die Luncheonette besteht weiter und wird vom neuen Adam (Crosby) und der neuen Crosby (Amber) gemeinsam betrieben. Jasmine ist schwanger. Auch für Joel und Julia gibt es weiteren Familienzuwachs. Nicht nur ihr zweites Adoptivkind erlebt mit, wie die Familie an Weihnachten einen Hund bekommt, Joel hält ein weiteres Baby im Arm. Nun sind sie also zu sechst, wie einst die bravermansche Kernfamilie.
Sarah und Hank sind beim Essen mit ihren Kindern und wir sehen, dass Amber einen Mann und eine (Stief-)Tochter hat. Dieser ist kein Geringerer als Scott Porter, bekannt aus Jason Katims Serie Friday Night Lights. Ein weiterer „Friday Night Lights“-Darsteller betritt mit Matt Lauria die Szene, der seinen und Ambers Sohn Zeek vorbei bringt.
Max macht seinen Highschool-Abschluss an der Chambers Academy und bekommt sein Zeugnis von seinem Schuldirektor und Vater Adam überreicht. Die Bravermans sind versammelt und klatschen frenetisch Beifall. Max lacht und reckt die Fäuste in die Luft.
Nach dem Baseballspiel verlässt die Familie Arm in Arm das Feld und wir verlassen die Bravermans für immer.
Ein Serienfinale zu schreiben ist wahrscheinlich nie einfach. Die Erwartungen der Zuschauer sind hoch und es gibt einfach zu viel, was schnell noch zusammengeführt und abgeschlossen werden muss. Bei einer Serie wie Parenthood, mit einem besonders großen Cast, stehen die Autoren vor der großen Herausforderung für jeden Einzelnen einen gelungenen Abschluss zu finden.
Serienerfinder und Showrunner Jason Katims selbst hat als Autor der letzten Episode May God Bless and Keep You Always mit den kurzen Flash Forwards einen perfekten Ausweg gefunden und die Fans der Serie damit sehr glücklich gemacht. Natürlich war es traurig, dass Zeek sterben musste. Doch das ist eben das wahre Leben, was die Serie stets bemüht war abzubilden. Der Kreislauf des Lebens wird jedoch schön durch die weiteren Kinder der Familie fortgesetzt.
Und wenn man sich nach der letzten Szene von den Bravermanns mit dem Gefühl verabschiedet, dass man einen Teil seiner Familie verliert, dann hat das rein gar nichts mit der eigenen Familie zu tun, sondern vielmehr weil sich diese Fernsehfamilie einfach so überzeugend in unser Leben gespielt hat.
Verfasser: Nadja Spielvogel am Samstag, 31. Januar 2015Darsteller | Rolle | |
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Peter Krause | …………… | Adam Braverman |
Lauren Graham | …………… | Sarah Braverman |
Dax Shepard | …………… | Crosby Braverman |
Erika Christensen | …………… | Julia Braverman-Graham |
Sam Jaeger | …………… | Joel Graham |
Xolo Mariduena | …………… | Victor Graham |
Max Burkholder | …………… | Max Braverman |
Joy Bryant | …………… | Jasmine Trussell |
Tyree Brown | …………… | Jabbar Trussell |
Miles Heizer | …………… | Drew Holt |
Mae Whitman | …………… | Amber Holt |
Bonnie Bedelia | …………… | Camille Braverman |
Craig T. Nelson | …………… | Zeek Braverman |
Sarah Ramos | …………… | Haddie Braverman |
Monica Potter | …………… | Kristina Braverman |
Savannah Paige Rae | …………… | Sydney Graham |
Matt Lauria | …………… | Ryan York |
Lyndon Smith | …………… | Natalie |
Tina Lifford | …………… | Renee Trussell |
Rhiannon Giddens | …………… | Rhiannon Giddens |
Sam Beam | …………… | Sam Beam (as Sam Beam) |
Courtney Grosbeck | …………… | Ruby Rizzoli |
Ally Ioannides | …………… | Dylan Jones |
Madison Pettis | …………… | Lynne |
Ray Romano | …………… | Hank Rizzoli |
Mia Allan | …………… | Nora Braverman |
Ella Allan | …………… | Nora Braverman |
Arianna Ortiz | …………… | Loretta |
Libe Barer | …………… | Kiara |
Andy Ames | …………… | Edgar |
Isaac Salzman | …………… | Aaron |
Tiffany Nicole Gwyn | …………… | Minister |
David Piltch | …………… | Bassist |
Patrick Warren | …………… | Piano |
Sammy Miller | …………… | Drummer |
John Corbett | …………… | Seth Holt (scenes deleted) |
Beatriz Galindo | …………… | Older Baby |
Betty Madison | …………… | Zeek Holt |
Vivian Madison | …………… | Zeek Holt |
Enslee Moore | …………… | Zeek Holt |
Hazel Zimmerman | …………… | Aida Braverman |
Violet Zimmerman | …………… | Aida Braverman |
Scott Porter | …………… | Amber's Significant Other |
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