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Ein Herz für Klassiker: Farscape

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Farscape The Jim Henson Company/Syfy
Farscape The Jim Henson Company/Syfy © arscape (c) The Jim Henson Company/Syfy

Für viele gehört die Serie neben Firefly zu den verkannten Highlights des Genres. Doch ist Farscape nicht nur irgendeine Science-Fiction-Serie, sondern vielmehr Paradebeispiel für serielles Erzählen, ausgefeilte Charaktere und Humor, der nicht von dieser Welt ist. Willkommen auf der Moya!

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

In unserer Reihe „Ein Herz für Klassiker" erinnern wir kurz und knackig an Serien aus etwas entfernter Vergangenheit, die es auch heute noch wert sind, geschaut zu werden. Doch was genau ist überhaupt ein solcher Klassiker und ab wann zählen wir eine Serie dazu? Grundsätzlich denken wir dabei an Formate, die ihre Premiere vor mehr als 15 Jahren gefeiert haben und eine ordentliche Fanbase oder Kultstatus vorweisen können. Auch könnte man sagen: Ist es in Schwarz-Weiß oder in 4:3, gehört es sehr wahrscheinlich hierher.

Amazon Prime Video hat kürzlich die Serie Farscape ausgegraben und stellt diese dem geneigten Fan nun zum Abruf zur Verfügung. Vier Staffeln mit jeweils 22 Episoden sowie die folgende und abschließende Miniserie The Peacekeeper Wars stehen bereit. Dass die vierte Staffel auch weiterhin nur auf Englisch daherkommt, ist für den geneigten Fan leider nichts Neues. Bis heute hat sich niemand erbarmt, diese Lücke zu schließen. Dennoch möchten wir gemeinsam mit euch einen Blick darauf werfen, warum Farscape es definitiv wert ist, neu oder wieder entdeckt zu werden.

Karrierewege

Beginnen wir mit den Machern, die bereits viel über das Projekt aussagen. Rockne S. O'Bannon, geboren 1955 in Los Angeles, hatte bereits früh mit seinen Beiträgen für The Twilight Zone und Amazing Stories (beide 1985) seinen Hang zu schrägen Stoffen bekundet.

Die erste von ihm erdachte Serie war dann seaQuest DSV, die insbesondere mit der ersten Staffel 1993 einen spannenden Dreh für ein eigentlich bekanntes Thema fand und mit dem sprechenden Delfin zudem erneut aufzeigte, dass O'Bannon vor Merkwürdigkeiten nicht zurückschreckt. Wie wir wissen, war diesem Projekt jedoch kein langes Leben beschieden.

So dauerte es dann auch bis 1999, als der kreative Kopf mit Farscape endlich aus allen Rohren feuern durfte. Diesmal sollte es auch gleich von Beginn an ins Weltall gehen sowie eine Raumschiffcrew und ein Schiff geben. So weit, so bekannt. O'Bannon wäre jedoch nicht O'Bannon, wenn der kreative Teufel nicht im Detail gesteckt hätte.

Außen hui ...

The Jim Henson Company/Syfy
The Jim Henson Company/Syfy © The Jim Henson Company/Syfy

Gemeinsam mit den Leuten von Jim Henson's Creature Shop entwarf er ein lebendiges Schiff (Moya) und schuf mit Rygel XVI. und Pilot Crewmitglieder, die auf eine verrückt-kauzige Weise wie direkt aus der Muppet Show importiert aussahen. Das Drumherum geriet zudem durchweg bunt und widersetzte sich gekonnt den Konventionen des Genres. Mit den bekannten Vorbildern hatte die Serie somit bereits rein optisch und im Ansatz nur wenig zu tun. Doch das war noch nicht alles.

.... innen auch

Auch wenn die Serie im ersten Jahr etwas schwer in Gang kam, entschädigte die Haken schlagende Geschichte schnell dafür. John Crichton wurde zu Beginn bei einem Shuttletest von einem Wurmloch verschluckt und mitten hinein in eine galaktische Schlacht befördert. Fernab seiner Heimat musste sich der Erdling von nun an mit einer außerirdischen Crew arrangieren und stolperte von einem Abenteuer ins nächste.

Neben einer zugegeben vorhersehbaren Liebesgeschichte gab es finstere Gesellen wie Scorpius, ein schwangeres Raumschiff, eine Cartoon-Episode und eine zum Thema Virtual-Reality. Ja, Farscape war immer sehr experimentell, machte dadurch aber auch eine Menge Spaß. Und da hier nicht zu viel verraten werden soll, muss jeder die Serie am besten mit eigenen Augen erleben.

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Die traurige Geschichte

Leider ist jedoch nicht alles, was mit der Serie zu tun hat, durchweg lustig. Genaugenommen müssen wir uns zum Abschluss dieses Artikels sogar noch zwei traurigen Geschichten zuwenden. Angelegt auf fünf Staffeln zog man seitens des Senders Syfy nämlich bereits nach vier Staffeln den Stecker um Gelder für eine Serie namens Stargate SG-1 freizumachen. O'Bannon, sein Team und die treuen Fans wurden davon vollkommen überrumpelt und mit einem unbefriedigenden offenen Ende hängengelassen.

Doch hatte sich der Macher in den vorangegangenen Jahren eine starke Fanbase erarbeitet, die so schnell nicht aufgeben wollte. Weltweite Proteste (die in ihrer Vehemenz an Star Trek erinnerten) entflammten, was zu einer ungewöhnlichen Entscheidung führte. Im Dezember 2003 lief mit The Peacekeeper Wars eine zweiteilige Miniserie, die alle losen Ende abschloss und den Fans ein versöhnliches Ende ermöglichte. Zwar geriet das Ganze dramaturgisch sehr gedrängt und auch am Budget sparte man sichtlich, inhaltlich durfte man aber zufrieden sein. An dieser Front gab es also ein kleines Happy-End.

Die zweite traurige Geschichte hat allerdings bis heute Bestand und wurde bereits eingangs kurz erwähnt. So stellte man im Zuge der Absetzung in den USA nämlich die Synchronisation der Serie nach der dritten Staffel ein. Das komplette vierte Jahr liegt daher auch hierzulande nur in englischer Sprache (mit Untertiteln) vor. Immerhin gibt es die Serie aber auf Blu-Ray! Richtig absurd wurde das Ganze dann allerdings erst, als man die abschließende Miniserie wieder ins Deutsche übertrug, ohne die klaffende Lücke davor zu schließen. Das machte inhaltlich natürlich keinen Sinn, weil man das Ende ohne die Herleitung auch nicht verstehen konnte. Hoffnung auf eine Änderung dieses Status sollte man sich lieber nicht mehr machen. Farscape bleibt im Deutschen unvollendet.

Vermächtnis

The Jim Henson Company/Syfy
The Jim Henson Company/Syfy © The Jim Henson Company/Syfy

Die Serie gehört zu den Abenteuern, die mit Recht auch lange nach ihrer Absetzung noch die Liebe der Fans zu spüren bekommen. Und das ist kein Wunder! Sie ist im Genre eines der frühen Formate gewesen, die viel Wert auf die Entwicklung einer staffelübergreifenden Handlung gelegt hat. Das Reset-Button-Konzept, welches man in vielen anderen Serien dieser Zeit fand, wurde zu diesem Zweck stark aufgeweicht. Spätestens ab der dritten Staffel erzählte man für die damalige Zeit auf einem sehr hohen seriellen Niveau. Die zur gleichen Zeit produzierte Konkurrenzserie Star Trek: Enterprise konnte davon beispielsweise nur träumen...

Zudem veränderte sich jede Staffel von der Grundhaltung. So wurde beispielsweise aus Crichtons Jäger der ersten Staffel in der zweiten eine Art problematischer Verbündeter. Die Bösewichte in Farscape hatten ohnehin oft auch einen sehr persönlichen Hintergrund, der sie letztlich für die Zuschauer greifbarer und nachvollziehbarer machte. In Sachen Grauschattierungen war die Serie damals ganz weit vorne dabei.

Klar ist jedoch auch: Farscape hatte seinen eigenen Stil. Ob man diesen nun mochte oder nicht, er war in jedem Fall einzigartig. Und das trifft auch auf den Humor zu, der ganz sicher ebenfalls Geschmackssache war und ist.

Wer dennoch bis heute nicht genug von John Crichton bekommen kann, dem bietet sich im Kino eine ganz andere Alternative: In den Marvel-Filmen treibt seit geraumer Zeit ein gewisser Peter Quill alias Star-Lord sein Unwesen. Die Figur, ganz wunderbar von Chris Pratt gespielt, ist sicher nicht nur zufällig in Sachen Story und Humor ein Bruder im Geiste des von Ben Bowder gespielten Farscape-Helden. Natürlich handelt es sich hierbei um eine Comicfigur mit einer deutlich längeren Geschichte, die Umsetzung weckt jedoch fraglos Assoziationen.

Doch auch ohne diesen anderen neuen Helden von der Erde wird man Farscape nicht vergessen. Lassen wir daher zum Schluss doch einfach Crichton selbst in seiner berüchtigten Art zu Wort kommen: Well, this space man is going home. Lock up the women and hide the fried chicken!

Lust auf einen Rewatch bekommen? Die Serienjunkies-Redaktion wünscht galaktische Unterhaltung!

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