Ghosts - Dieses Remake braucht niemand
Die ARD-Sitcom „Ghosts“ ist die deutsche Variante der gleichnamigen britischen Serie, die wiederum bereits ein US-Remake erhalten hat - und damit der Gipfel der Ideenlosigkeit.
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
Das passiert in der Serie „Ghosts“
Als Emma (Cristina do Rego, Pastewka) und ihr Freund Felix (Benito Bause, Doppelhaushälfte) in der Serie Ghosts (DE) in ein altes Anwesen ziehen, das sie von ihrer Großtante geerbt hat, findet sie nach einem Unfall bald heraus, dass die beiden nicht allein sind. Denn das große Haus wird von einer Gruppe freundlicher Geister bewohnt, die in unterschiedlichen Epochen auf dem Schlossgelände gestorben sind.
So bekommt es Emma mit einer Wasserleiche, einem Römer, einem Steinzeitmenschen und einer im Mittelalter verbrannten Magd zu tun Doch auch die verstorbene Dame des Hauses, ein zynischen Versicherungsmakler, ein Dichter des 19. Jahrhunderts und eine sozial engagierte Frau mit Pfeil im Hals gehören dazu. Das erklärte Ziel der Geister von Donnerhall: verhindern, dass Felix ihr Heim in ein Hotel verwandelt...
Jetzt das Angebot der ARD Mediathek kostenlos entdecken
Remakes von Remakes
Remakes bereits existierender Serien sind grundsätzlich der Gipfel der Ideenlosigkeit und ein recht klares Indiz für eine kreative Nullnummer. Umso bedauerlicher ist es, dass diese unsägliche Praxis längst Einzug in den internationalen Markt gehalten hat. Vor allem die US-Amerikaner bedienen sich munter bei den Europäern, um erfolgreiche Formate zu adaptieren und für das heimische Publikum aufzubereiten.
Manchmal, wie zum Beispiel im Fall von High Potential, funktioniert das aufgrund gut gewählter Schauspieler und unterhaltsam geschriebener Drehbücher recht gut. Bisweilen ist es andererseits aber auch mal so, dass sich die englischen Autoren-Teams dann bei belgischen bedienen, was dann wiederum deutsche Schreibende auf den Plan ruft. So geschehen etwa bei Professor T, die allerdings ebenfalls gar nicht schlecht umgesetzt war...
Ganz anders läuft es indes mit der deutschen Adaption der von einem britischen Schreibsextett erdachten Mysteryserie/Sitcom Ghosts (2019 bis 2023), die bereits eine US-amerikanische Umsetzung Ghosts (US) (seit 2021) erfahren hat. Warum also nun Erik Haffner, Yves Hensel und Aylin Kockler unbedingt in dieselbe Kerbe schlagen mussten, wo es doch ein äußerst erfolgreiches Original und ein fast ebenso gutes Remake gibt, bleibt wohl das Geheimnis der produzierenden ARD...
Meine News
Lahm und langweilig
Das Problem ist dabei nicht unbedingt, dass das deutsche Team frech geklaut hat, sondern vielmehr, dass darüber hinaus auch noch schlecht geklaut wurde. Zündende Gags kann man in der Pilotfolge nämlich mit der Lupe suchen. Stattdessen hinterlässt das Format einen albernen bis manchmal sogar geradezu peinlich billigen Eindruck.
Da wäre zunächst einmal Urs, ein klischeehaft geschriebener Steinzeitmensch, der allerdings eigentlich gar nicht so dumm ist, wie man angeblich gemeinhin annimmt. Nun stellt sich allerdings die Frage, wie die Serienmacher darauf kommen, dass überhaupt irgendjemand unsere neolithischen Vorfahren für dumm halten könnte.
Schlimmer als das ist indes die Inhomogenität der Figur. Einerseits schlägt er den verstorbenen Versicherungsmakler Joachim (Sebastian Schwarz) immer wieder aufs Neue beim Schach, lässt sich aber dennoch auf geradezu hanebüchene Weise überrumpeln.
Der von Max Giermann gespielte römische Soldat Claudius fällt wiederum durch unangenehme Grimassen mehr auf als durch intelligent geschriebenen Humor und Wortwitz. Diese beiden Beispiele sollten bereits genügen, um die Plattheit zu demonstrieren, mit der die Schreibenden hier vorgegangen sind...
Das ist äußerst schade, da die Figurenkonstellation an sich einiges humoristisches Potential bietet. Kombiniert mit der skurrilen Situation, denen die Geistertruppe mit dem Einzug von Emma und Felix ausgesetzt wird, wäre zudem ein weiteres Feuerwerk kluger Gags möglich gewesen.
Leider macht man von dieser Möglichkeit aber so gut wie gar keinen Gebrauch, eine anhand der grandiosen Vorlage mehr als unverständliche Tatsache. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, die Drehbücher der britischen Kolleginnen und Kollegen eingehender zu studieren, um so ein wenig tiefer in die Atmosphäre, aber auch den Humor eintauchen zu können, der das Original so erfolgreich machte.
Mangelndes Vertrauen
Das Vertrauen in die intellektuellen Fähigkeiten des Publikums scheint auf jeden Fall irgendwo gegen Null gelegen zu haben, was allein schon daran ersichtlich ist, dass von den immerhin insgesamt acht Geistern von Donnerhall lediglich drei überhaupt nur annäherndes Interesse versprühen.
Gut, die Gespenster selbst sind eine Kombination aus britischer und US-Variante, dort ist man allerdings wenigstens noch landesspezifisch geblieben. Doch was hat eine in ein Gewand des späten 19. Jahrhunderts gekleidete junge Frau mit einem Bogenpfeil im Hals in einem deutschen Anwesen zu suchen - und dann noch mit einem, der wie aus einem schlechten Klischeefilm geklaut aussieht?
Mit anderen Worten fehlt es an jeder Ecke und an jedem Ende sowohl an Nationalkolorit als auch funkenden Ideen. Diese Tatsache wirkt sich leider auch auf die schauspielerischen Leistungen aus, die durch die Bank nichtssagend bis langweilig sind. Grimassen, Liebhabattitüden, ein wenig Grunzerei und liebesschwangere Blicke in Richtung der neuen Hausbesitzerin machen eben noch keine gute Comedyserie aus, weder im Drehbuch noch in Sachen Darstellungskünste.
Fazit
Es ist ja selten, dass ich so harte Worte finde, doch „Ghosts“ stellt für mich den Gipfel schlechter und billig wirkender Fernsehunterhaltung dar. Die Serie ist ebenso unnötig wie unlustig, die Autoren zeigen in der Pilotfolge nicht das geringste Gefühl für intelligenten Humor und versuchen sich in einer stumpfen Kopie, anstatt ihrer Version der Serie einen eigenen Stempel aufzudrücken. Zu allem Überfluss sind die Produktionswerte auch noch geringer als beim Mutterformat, so dass ich mich als Zuschauer weder unterhalten noch sonst irgendwie angesprochen fühle. Nein, das war einmal gar nichts....
Wir haben deshalb bisher nur eineinhalb von fünf Gags übrig.