Volkswagens legendärer Werbeslogan „Er läuft, und läuft, und läuft …“ konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Käfer irgendwann technisch veraltet und zunehmend unsicher war. Ganz ähnlich verhält es sich bei Windows 7: Der Vorvorgänger des aktuellen Betriebssystems ist in die Jahre gekommen. Das hat auch Microsoft erkannt und den Support inklusive der Versorgung mit Sicherheitsupdates vor über einem Jahr eingestellt. Damit war damit eigentlich klar, dass das veraltete System nicht mehr weitergenutzt werden sollte, weil neue Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen würden.
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Wenn aber eine Sache läuft und läuft, halten sich gerne alle daran: In diesem Frühjahr, also mehr als ein Jahr nach Supportende, lief weltweit noch jeder fünfte Windows-Computer mit Version 7, wie Netmarketshare ermittelte. In Deutschland ist die Quote zwar nur etwa halb so hoch, dennoch summiert sich die Zahl der Systeme auch hierzulande auf rund vier Millionen PCs und Notebooks.
Doch einen Computer mit Windows 7 einfach wie gewohnt weiterzuverwenden, ist wegen der potenziellen Sicherheitslücken und den damit verbundenen Gefahren gefährlich und keine gute Idee.
Windows 7: Upgrade auf Windows 11 ist möglich, aber…
Kostenpflichtige Updates für Windows 7 nur für Unternehmen

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb so viele Anwender den Umstieg auf Windows 10 nach wie vor verweigern. Am Geld jedenfalls liegt es nicht, denn das Upgrade von Windows 7 ist weiter gratis möglich. Während mancher Privatnutzer aus Unkenntnis, Sorglosigkeit und Bequemlichkeit beim angestammten System bleibt, sind es bei Unternehmen handfeste Gründe: Kosten für die Migration und erhöhten Supportbedarf für die Mitarbeiter, fehlende IT-Ressourcen oder inkompatible Soft- und Hardware. Deshalb hat Microsoft eine Art Notbremse gezogen und stellt Firmen über das erweiterte Sicherheitsupdate-Programm (ESU: Extended Security Update) bis Anfang 2023 weiterhin Updates und Patches für Windows 7 zur Verfügung. So bleibt mehr Zeit für den Umstieg.
Wichtig ist, dass die erweiterten Sicherheitsupdates nur über Volumenlizenzprogramme erhältlich sind und folglich Privatanwendern und Kleinunternehmen selbst bei der Nutzung von Windows 7 Professional nicht zur Verfügung stehen. Allerdings finden sich im Internet mitunter Patches („Bypasses“), die die ESU-Updates direkt installieren sollen.
Es gibt nur wenige objektive Gründe, bei Windows 7 zu bleiben
Objektiv spricht wenig dafür, bei Windows 7 zu bleiben und sich dem Umstieg auf Windows 10 zu verweigern. Die Anforderungen beider Betriebssysteme an die Hardware sind praktisch identisch, das Upgrade ist in den meisten Fällen kostenlos und der Wechsel vergleichsweise einfach. Die wichtigsten Schritte dazu fasst der Kasten unten zusammen.
Und doch gibt es ältere Hard- oder Software, die unter Windows 10 nicht funktioniert – tatsächlich oder zunächst nur vermeintlich. Falls Sie wirklich ein Gerät verwenden möchten oder müssen, dass unter dem aktuellen Microsoft-System nicht mehr läuft, kann das durchaus ein Grund sein, bei Windows 7 zu bleiben. Das Gleiche gilt für Programme, die nicht starten oder anderweitige Probleme bereiten. Beides aber ist vergleichsweise selten – und deshalb sollten Sie nicht sofort aufgeben, wenn es unter Windows 10 hakt!
Man hat sich mittlerweile ja an die Situation gewöhnt, dass Windows fast alle Komponenten und Geräte automatisch erkennt und einbindet. Nicht immer erfolgt das über die Originaltreiber mit allen Funktionen, die Grundfunktionen aber sind in aller Regel sofort nutzbar.

Erkennt der PC ein Gerät partout nicht, suchen Sie im Internet nach dem passenden Treiber. Eine Anlaufstelle ist die Online-Datenbank Vogons Vintage Driver Library mit rund 1.700 alten Treibern, Anleitungen und Tools. Alternativ sehen Sie auf den Service- und Supportseiten des Hardwareherstellers nach. Das kann selbst dann sinnvoll sein, wenn dort keine Gerätetreiber für Windows 10 verfügbar sind: Mit dem Vista-Treiber (64 Bit) druckt ein fast 20 Jahre alter Laserprinter beim Autor trotz anfänglicher Weigerung nun problemlos.
Bei Software ist es noch einfacher: Zum einen laufen auch viele ältere Programme auf Anhieb unter der aktuellen Windows-Version. Ansonsten hilft der Kompatibilitätsmodus, den Sie nach einem Klick mit der rechten Maustaste auf das Programmicon über die „Eigenschaften“ im Kontextmenü und das Register „Kompatibilität“ aktvieren.
Einfach gratis auf Windows 10 upgraden
Als Windows 10 im Sommer 2015 auf den Markt kam, versprach Microsoft eine einjährige kostenlose Umstiegsfrist von den Vorgängersystemen 7 und 8/8.1. Das war neu, denn davor mussten Anwender neue Windows-Versionen stets bezahlen oder alternativ einen neuen Rechner mit dem neuen vorinstallierten Betriebssystem kaufen. Das Gratis-Upgrade sollte einen Anreiz schaffen, auf das aktuelle und sicherere Betriebssystem umzusteigen.
Doch aus diesem einen Jahr sind inzwischen sechs geworden. Der Wechsel von Windows 7 oder 8.1 auf 10 funktioniert weiterhin, ohne dass man dafür eine neue Lizenz erwerben müsste – und das ganz ohne irgendwelche Tricks. Zum einen lässt sich ein PC mit einer der beiden Vorgängerversionen über Microsofts offizielles Media Creation Tool direkt auf Windows 10 aktualisieren.
Alternativ funktioniert die Neuinstallation auch mit Lizenzkeys von Windows 7 oder 8.1, ohne dass erst die ältere Version installiert und dann auf das aktuelle System upgradet werden müsste. Die Details erläutert unser Ratgeber „ Windows 10 für immer gratis nutzen – so geht’s “.
Offline keine Gefahr, doch online sollten alle Systeme aktuell sein

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Benötigen Sie Windows 7 für eine ganz bestimmte Software oder Hardwarekomponente, können Sie den PC ohne Internetverbindung völlig gefahrlos nutzen. Das ist zwar banal, eröffnet aber die Möglichkeit, einen ausgedienten Rechner ausschließlich für einen Zweck einzusetzen. Gegenüber einer Parallelinstallation mit Windows 10 oder virtuellen PCs, auf die wir gleich zurückkommen, bietet dieses Szenario den Vorteil, dass es keine Komponenten emuliert und dass ein solches Standalone-System völlig isoliert ist. Eingenistete Malware kann sich nicht übers Netzwerk, über gemeinsam genutzte Datenträger, Austauschordner oder Partitionen verbreiten.
Wer mit Windows 7 – und sei es nur temporär – ins Internet geht, sollte nicht nur alle Updates des Betriebssystems installieren, sondern auch weitere potenzielle Sicherheitslücken schließen: also regelmäßig die Mainbord-Firmware updaten (Bios/Uefi) sowie die installierte Software und die Treiber aktualisieren. Nutzen Sie deshalb auch nicht mehr den alten Internet Explorer, sondern verwenden Sie Microsofts neue Edge-Version oder einen alternativen Browser. Deinstallieren Sie zudem alle nicht benötigten Programme.
Passende Update-Tools zu diesem Zweck sind etwa Ashampoo Driver Updater , Driver Booster Free und Software Update Monitor (Sumo).

Wichtig ist zudem eine Software gegen Malware, die Windows 7 ausdrücklich weiter unterstützt. Bei Avira Free Security und vielen weiteren Schutztools ist das der Fall, aber eben nicht bei allen. Erkundigen Sie sich deshalb gegebenenfalls beim Hersteller. OS-Armor bietet zusätzliche Sicherheit, Syshardener schaltet potenziell gefährliche Funktionen des Betriebssystems sogar komplett ab.
Siehe auch: Windows 10 für immer gratis nutzen – so geht´s!
Windows 7 sicher in virtueller Umgebung nutzen

Alternativ können Sie Windows 7 in einer sicheren Umgebung weiterverwenden: Den wirksamsten Schutz bietet der Betrieb in einer virtuellen Maschine. Das System selbst ist zwar auch dabei gefährdet, doch die Auswirkungen sind begrenzt, weil es sich immer wieder in den Ausgangszustand zurücksetzen lässt. Mit Virtualbox oder Vmware Workstation konfigurieren und können Sie einen solchen virtuellen PC betreiben; unser Online-Ratgeber erläutert die Details .
Ebenfalls über Virtualisierung arbeiten Reboot Restore Rx und Time Freeze . Die beiden Instant Recovery Tools setzen Windows beim Start selbstständig wieder in den einmal definierten Ausgangszustand zurück und machen dadurch alle unerwünschten Änderungen am System rückgängig – und damit auch Schadcode, der zwischenzeitlich aufs System geschleust wurde. Weil das abhängig von der Konfiguration der Tools jedoch nur für die Windows-Partition gilt und sich Malware auch über das Netzwerk, externe Datenträger oder Zusatzpartitionen verbreiten kann, müssen die Instant Recovery Tools sicher konfiguriert sein.

Dann aber erlauben sie die bequeme Nutzung von Windows 7, weil sich das System bei jedem Reboot selbsttätig „säubert“. Aus Platzgründen empfehlen wir Ihnen auch hier unseren Online-Ratgeber .
Der Computerschutz gehört zur Sorgfaltspflicht
Von Behörden und Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten, fordert die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Sicherheitsmaßnahmen nach dem „Stand der Technik“. Die Verwendung von Windows 7 ohne die zusätzlichen ESU-Updates verstößt nach Einschätzung von Experten deshalb bereits gegen die DSGVO.
Doch auch als Verbraucher müssen Sie beim Onlinebanking, bei der Nutzung von Bezahldiensten, beim Einkaufen im Netz und vielem mehr gewisse Sorgfaltspflichten einhalten. Zu diesen gehört unter anderem, dass der Computer ausreichend geschützt ist – dem dürfte Windows 7 im Streitfall um einen Schaden vor Gericht nicht genügen.