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Bureau

[350] Bureau, ein franz Ausdruck, bedeutet eigentlich Schreibtisch, dann aber das Geschftszimmer, die Amtsstube und eine ffentliche Behrde, deren Vorgesetzter die Leitung der Geschfte allein besorgt, auch allein dafr verantwortlich ist, daher seine Unterbeamten, die nur einen berathenden Einflu haben, oft selbst whlt und besoldet. Wo die Staatsbehrden[350] auf diese Weise eingerichtet sind, besteht die Bureau verfassung, deren Gegensatz die Collegialverfassung ist, bei welcher der Beschlu durch Mehrheit der Stimmen unter mehren gleichberechtigten Mitgliedern einer Behrde gefat wird, die also entscheidenden Einflu besitzen und die Verantwortlichkeit theilen. Die Bureauverfassung gestattet ein schnelleres und durchgreifenderes Handeln, artet aber, da Alles vom Oberbeamten abhngt, leicht in einseitiges und willkrliches Verfahren und durch Misbrauch der Beamtengewalt gegen die Regierten, in Bureaukratie oder Beamtendespotismus aus. Die Collegialverfassung bringt dagegen hufig groe Verzgerungen und Schwanken in den Geschftsgang, weil verschiedenartige Ansichten auf denselben einwirken; auch fhrt sie in groen Staaten leicht zur Bildung ansehnlicher und mchtiger Krperschaften, wie z.B. die alten franz. Parlamente waren, welche von Eigennutz und einer Art Zunftgeist beseelt, den Maregeln der Regierung oft hinderlich werden. Die Verwaltung in den meisten Staaten war daher von jeher bureaumig eingerichtet oder man suchte die Vortheile beider Systeme mit Umgehung der Nachtheile zu verbinden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 350-351.
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