[328] Odoācer hie jener berhmte Anfhrer deutscher Miethtruppen im Solde des abendlndischen rm. Reiches, welcher in I. 476 dessen Untergang herbeifhrte und dann einige Zeit ber Italien gebot. Ein Sohn des Ediko, Frsten der Skyren, durch seine hohe gebietende Gestalt ebenso ausgezeichnet wie durch Tapferkeit und Kriegserfahrung, war O. lngst zu einem der Befehlshaber der kais. Haustruppen ernannt worden, als der vorletzte westrm. Kaiser Julius Nepos von dem Oberfeldherrn Orestes verjagt und des Letztern Sohn Romulus Augustus 475 zum Kaiser ausgerufen wurde, weil sein Vater diese Wrde ablehnte. Von ihm verlangten jetzt die deutschen Miethtruppen auer ihrem Solde die Verleihung des dritten Theiles aller Lndereien in Italien, weil hnliche Bewilligung den deutschen Truppen in Gallien, Spanien und Afrika bereits gemacht worden waren. Da jedoch ihre Foderung verweigert ward, trat O. an die Spitze der unzufriedenen Heruler, Rugier und anderer deutschen Sldner, eroberte Ticinum (Pavia) und Ravenna, die Residenz des kais. Hofes, lie den gefangenen Orestes hinrichten und nthigte den Romulus, der seiner groen Jugend wegen verschont wurde, dem Throne zu entsagen. Das Heer rief O. zum Knig aus und bald gebot er ber ganz Italien; er nahm jedoch den Purpur nicht an, sondern lie nur durch den rm. Senat dem morgenlnd. Kaiser Zeno in Konstantinopel erklren, da es fr beide rm. Reiche an einem Kaiser genug sei und er gebeten werde, die Verwaltung von Italien dem von ihnen dazu gewhlten O. anzuvertrauen, was aber erst nach der 480 erfolgten Ermordung des in Dalmatien bis dahin lebenden, vertriebenen Kaisers Julius Nepos geschah. Mit dem Titel eines Patriciers herrschte O. in Italien und seit 481 auch in Dalmatien nicht ohne Klugheit, siedelte im nrdl. Italien viele Deutsche an und das Land schien sich von den frhern Drangsalen zu erholen, als mit auf Betrieb des Kaisers Zeno die beutelustigen Ostgothen aus den Lndern an der Donau und Save unter ihrem groen Knige Theodorich 489 in Italien einbrachen. O. vermochte ihnen nicht zu widerstehen und nachdem er in drei Schlachten am Isonzo, an der Etsch und Adda unterlegen und sich noch drei Jahre in Ravenna vertheidigt hatte, nthigte der Hunger ihn im Febr. 493 zur bergabe der Festung auf Bedingungen, die ihm noch einen Antheil an der Herrschaft ber Italien sicherten, allein nach wenigen Tagen schon ward er bei einem Gastmahle von Theodorich selbst umgebracht, weil ihm Anschlge gegen das Leben desselben Schuld gegeben wurden.