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Wolfgang Stefinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wolfgang Stefinger (2020)

Wolfgang Stefinger (* 20. April 1985 in München) ist ein deutscher Politiker (CSU) und Betriebswirt. Seit dem 22. September 2013 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages und vertritt den Bundestagswahlkreis München-Ost.

Leben und Beruf

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Wolfgang Stefinger wuchs im Münchener Stadtteil Waldperlach mit drei jüngeren Brüdern auf. Er ist römisch-katholischen Glaubens. In München besuchte er die Realschule, die er 2001 mit der Mittleren Reife abschloss. 2003 erwarb er an der Städtischen Fachoberschule (FOS) für Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege die Fachhochschulreife. Nach seinem Zivildienst in der Alten- und Krankenpflege (2003/2004) absolvierte er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er als Dipl.-Betriebswirt (FH) abschloss.

Von 2009 bis 2011 war Stefinger Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule München. 2011 promovierte er an der Tiroler Privatuniversität UMIT (Hall in Tirol) zum Dr. phil. mit einer kooperativen, kumulativen Promotionsschrift aus zwei Artikeln und einem Mantelkapitel.[1] Ab 2011 bis zu seiner Wahl in den Deutschen Bundestag war er als Referent bei einer Krankenkasse in München und Hamburg tätig.

Wolfgang Stefinger beim LGBT-Gottesdienst in St. Lukas München
Stefinger bei der Neueröffnung des Alpinen Museums München

Im Januar 2023 gab Stefinger bekannt, mit seinem Fraktionskollegen Sepp Müller (CDU), einem der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, liiert zu sein. Sie sind das erste offen gleichgeschlechtliche Paar im Deutschen Bundestag.[2] In einem Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Lukas in München äußerte sich Wolfgang Stefinger erstmals ausführlich zu seinem Outing und schilderte, wie es ist, homosexuell in der CSU zu sein.[3]

1999 trat Stefinger der Jungen Union (JU) bei, zwei Jahre später der Christlich-Sozialen Union (CSU). Dem Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach gehörte er von 2008 bis 2014 an und war dort stellvertretender Sprecher der CSU-Fraktion. Er ist seit 2009 Ortsvorsitzender der CSU Waldperlach sowie stellvertretender Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes München-Ost. Von 2009 bis 2011 führte Stefinger den JU-Bezirksverband München. Zuvor hatte er sechs Jahre lang das Amt des JU-Kreisvorsitzenden von München-Ost inne. Stefinger ist seit 2014 Vorsitzender der CSU-Bundeswahlkreiskonferenz München-Ost und seit 2018 Vorsitzender des Fachausschusses Entwicklungspolitik im Arbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik (ASP) der CSU.[4]

Stefinger gehörte bei den Koalitionsverhandlungen 2018 und 2025 zum Verhandlungsteam der CSU, das zusammen mit Vertretern von CDU und SPD die Inhalte für die Bildung einer gemeinsamen Regierung aushandelt. 2018 verhandelte er den Bereich Bildung und Forschung mit, während er 2025 Teil der Arbeitsgruppe ist, die den Themenblock Außen und Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechte berät.

Stefinger setzte sich 2012 bei der CSU-Aufstellungsversammlung im Münchener Osten parteiintern in nur einem Wahlgang gegen seine drei Mitbewerber wie den damaligen Stadtrat Robert Brannekämper durch, um 2013 als CSU-Direktkandidat und Nachfolger von Herbert Frankenhauser bei der Bundestagswahl anzutreten.[5]

Bei seinem ersten Einzug in den Bundestag 2013 holte Stefinger das Direktmandat mit 44,7 Prozent der Erststimmen. 2017 kam er auf 36,8 Prozent und 2021 auf 31,7 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2025 zog er mit 36,3 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis München-Ost direkt in den Bundestag ein. Damit erzielte er bei jeder seiner Kandidaturen das beste Erststimmenergebnis in ganz München. Ab 2017 wurde Stefinger stets einstimmig oder mit nur wenigen Gegenstimmen als CSU-Wahlkreiskandidat für die folgenden Bundestagswahlen nominiert. Er trat seither ausschließlich als Direktkandidat an und verzichtete auf einen Listenplatz.[6][7]

In seiner ersten Legislaturperiode als Bundestagsabgeordneter von 2013 bis 2017 (18. Wahlperiode) gehörte Stefinger als ordentliches Mitglied dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an und saß im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement. Daneben war er stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss und im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nach Emmi Zeulner war er das jüngste Mitglied der CSU-Landesgruppe.

Ergänzend zur Arbeit im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung übernahm Stefinger in der 19. Wahlperiode das Themengebiet Entwicklungspolitik und war ordentliches Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im April 2018 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Parlamentariergruppe Südliches Afrika des Deutschen Bundestags gewählt. Außerdem gehörte er dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung an und war weiterhin stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss.

Im 20. Deutschen Bundestag kümmerte sich Stefinger schwerpunktmäßig um die Themen Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit. Die Unionsfraktion wählte ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Arbeitsgruppe wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.[8] Im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung war er ordentliches Mitglied sowie Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung war Stefinger dessen stellvertretender Vorsitzender. Weiterhin war er stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe Südliches Afrika sowie stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss.[9]

Politische Positionen

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In der Debatte um ein 3. Griechenland-Hilfspaket im Sommer 2015 sprach sich Wolfgang Stefinger gegen die Aufnahme von Verhandlungen mit der Hellenischen Republik aus. Er stimmte namentlich sowohl gegen die Aufnahme von Verhandlungen als auch gegen das 3. Hilfspaket. Stefinger gehörte damit zu den 63 CDU/CSU-Abgeordneten, die der Bundesregierung in dieser Frage nicht folgten.[10]

Stefinger beteiligte sich im Frühjahr 2016 auch an der Debatte um den von der Stadtverwaltung München vorgesehenen Abriss der Marktstände am Wiener Platz in München.[11] Mehr als 8.000 Unterschriften für den Erhalt der traditionellen Marktstände wurden gesammelt und ein Bürgerbegehren in Betracht gezogen.[12] Anfang Juni 2016 verkündete Oberbürgermeister Dieter Reiter, dass die Marktstände am Wiener Platz erhalten bleiben und saniert werden sollen.[13] Am 4. Februar 2017 gründete sich auf Stefingers Initiative der Verein Freunde des Viktualienmarktes, zu dessen 1. Vorsitzenden er gewählt wurde. Der Verein setzt sich für den Erhalt des Viktualienmarkts im Herzen der Münchner Altstadt ein, für den ähnliche Modernisierungspläne der Stadtverwaltung bestehen.[14]

2019 setzte sich Stefinger zusammen mit anderen Abgeordneten gegen die Vollversteuerung des geldwerten Vorteils bei Werkswohnungen, um der Wohnungsknappheit in Ballungsräumen entgegenzuwirken. Auf eine parteiübergreifende Initiative hin beschloss der Bundestag Ende 2019 einen Bewertungs-Abschlag zur ortsüblichen Vergleichsmiete von einem Drittel.[15] Ebenso war Stefinger beteiligt an einer Initiative, mit der in das Jahressteuergesetz 2020 eine steuerliche Entlastung für Vermieter eingebracht wurde, die Wohnungen unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete anzubieten.[16]

Bei der namentlichen Abstimmung zur „Ehe für Alle“ im Bundestag votierte Stefinger für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Damit war er einer von 7 CSU- bzw. 75 Unionsabgeordneten, die im Juni 2017 für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe stimmten.[17]

Stefinger plädiert für eine Stärkung des Entwicklungsministeriums bzw. die Bündelung sämtlicher Entwicklungsländer betreffende Themen in einem eigenständigen Ministerium mit einem konkreten Ansprechpartner für die Partnerländer über alle Politikbereiche hinweg.[18]

2020 berichteten Der Spiegel und Bild, dass die Unionspolitiker Christoph Ploß, Wolfgang Stefinger und Ronja Kemmer sich in das arabische Sultanat Oman hätten einladen lassen. Die dabei entstandenen Kosten von jeweils 5466 Euro seien dabei von der Botschaft des Sultanats in Berlin übernommen worden.[19] Stefinger erwiderte dazu in einer Münchner Anzeigenzeitung, bei der vom Sultanat finanzierten Reise handele es sich um gängige Praxis.[20]

Commons: Wolfgang Stefinger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Stefinger W., Stummer H., Meyer H. Werteordnung im kirchlichen Krankenhaus - eine Fallstudie. Heilberufe Science 2011; 2(3),96-102, 9. Juni 2016, abgerufen am 7. Juni 2017.
  2. Christian Deutschländer: Stefinger und Müller outen sich: Erstes schwules Paar in Unions-Fraktion mit Coming-Out. In: merkur.de. 16. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2023.
  3. Farbe ins Leben bringen – Rosa Sonntag. sanktlukas.de, 10. März 2024, abgerufen am 12. Mai 2024.
  4. Biografie - Dr. Wolfgang Stefinger. In: Deutscher Bundestag. Abgerufen am 6. August 2024.
  5. Das sind die Kandidaten für München-Ost. Merkur.de, 20. September 2013, abgerufen am 7. Juni 2017.
  6. Wahlkreis München-Ost: CSU wählt wieder Stefinger. In: Süddeutsche Zeitung. 21. April 2021, abgerufen am 9. Mai 2024 (deutsch).
  7. CSU-Mann Wolfgang Stefinger verzichtet auf den Listenplatz. Abendzeitung, 21. Mai 2021;.
  8. AG Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Abgerufen am 27. Februar 2025.
  9. Deutscher Bundestag - Dr. Wolfgang Stefinger. Abgerufen am 3. Februar 2025.
  10. Abstimmung über Griechen-Hilfspaket: Das sind die 63 Abweichler aus der Unionsfraktion. Focus Online, 19. August 2015, abgerufen am 7. Juni 2017.
  11. CSU-Abgeordnete schreiben Brandbrief an OB Reiter. Bild, 19. April 2016, abgerufen am 7. Juni 2017.
  12. Münchner sollen die Standl retten. Bild, 19. Mai 2016, abgerufen am 7. Juni 2017.
  13. Marktstände am Wiener Platz dürfen bleiben. Süddeutsche Zeitung, 8. Juni 2016, abgerufen am 7. Juni 2017.
  14. Umbau am Viktualienmarkt: Standlbetreiber fürchten um Existenz. Süddeutsche Zeitung, 8. Februar 2017, abgerufen am 7. Juni 2017.
  15. Die Steuer für Werkswohnungen fällt weg. Abendzeitung, 8. November 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  16. Irene Kleber: Ein neues Steuergesetz für nette Vermieter. Abendzeitung, 24. Juli 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  17. Übernahme von dpa: „Ehe für alle“ : Diese Unions-Politiker haben mit „Ja“ gestimmt. faz.net, 30. Juni 2017, abgerufen am 9. Juli 2024.
  18. Renke, David: CSU-Politiker Stefinger: „Es ist wichtig, dass das Entwicklungsministerium kein Anhängsel des Auswärtigen Amtes wird“. In: Table.Media. 12. März 2024, abgerufen am 12. September 2024 (deutsch).
  19. Sven Becker, Roman Höfner, Sven Röbel: Per Businessclass zum Basar – auf Kosten des Sultanats. In: Der Spiegel. Nr. 28, 2020 (online).
  20. Marco Heinrich: Beschimpft und bedroht – Nach Berichten in Spiegel und Bild. HALLO münchen, 11. Juli 2020, abgerufen am 7. November 2021.
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