
Warum steht ein Album aus dem Jahr 1999 in der Liste der aktuellen Veröffentlichungen? Erfahrene Menschen werden sich erinnern. Überspitzt gab es Ende der 90er Jahre drei Formate. Die gekaufte CD, die gebrannte CD und Napster. Die Musikindustrie war der Meinung, dass zu wenig Geld generiert wurde und versah CDs mit Kopierschutz. Die Softwareindustrie sorgte dafür, dass sich CDs mit Kopierschutz trotzdem kopieren ließen. Die Zeiten haben sich geändert und das Ende der 90er völlig aus der Mode gekommene Vinyl erlebt eine Renaissance. Auch „Round 13“ von KROKUS kommt 2025 erstmals als Vinyl auf den Markt.
„Round 13“: 26 Jahre nach der Veröffentlichung erstmals als Vinyl
Das von Sireena Records neu aufgelegte Vinyl ist rein musikalisch identisch zum ursprünglichen CD-Release. Die Aufmachung der LP ist State Of The Art, ohne das zusätzliche Features dem neuen Release beigepackt wurden. Ein Punkt neben der Musik dürfte die Bandbesetzung sein. Der bekannte Sänger von KROKUS ist Marc Storace, der mit Unterbrechungen seit 45 Jahren das Mikro der Hardrocker in der Hand hält.
Nur die frühen Veröffentlichungen („Krokus“, 1976, „To You All“, 1977 und „Pay It In Metal“, 1978) haben Chris von Rohr am Mikrofon. Dazu kommt das 1999er Release „Round 13“, wo Carl Sentance (PERSIAN RISK, NAZARETH) den Gesang einmalig übernimmt. Auch die zweite Gitarre ist mit Chris Lauper eine einmalige Besetzung. Der Bass wechselt nach „Round 13“ von Many Maurer zu Tony Castell, die Drums von Peter Haas zu Patrick Aeby. Grund für den erneuten Rundumschlag von Fernando von Arb dürfte der geringe kommerzielle Erfolg des Albums gewesen sein. Selbst in der Schweiz reicht es für „Round 13“ nur zu Platz 35 in den Charts.
Der Auftakt ist ein Cover von J.J LIGHT mit Namen „Heya“ aus dem Jahr 1969. Bekannt wurde „Heya“ durch die Band JERONIMO in den frühen 70ern. Wer jetzt denkt, das kenne ich nicht, der möge bitte in den Track reinhören. Das Ding ist ein Ohrwurm, der in der KROKUS-Variante mit Sentance am Mikro nur bedingt die Trademarks der Band widerspiegelt, aber trotzdem fasziniert. Über den Classic-Rocker „Money Back“ geht es zum melodisch eingängigen „Break Free“, wo Sentance mit seinem Organ den Unterschied zu anderen Platten ausmacht.
Typische KROKUS-Kost liefert das bluesig angehauchte „Guitar Rules“. Rifforientiert, aber trotzdem songdienlich mit Gesangseffekten und „Blood Comes Easy“ geht die A-Seite zu Ende. „Suck My Guitar“ sagt vom Titel schon aus, dass Krokus so weitermachen, wie die A-Seite endet. „Gipsy Love“ mit leichten LED-ZEPPELIN-Vibes bleibt genauso im Schatten der A-Seite wie sein Vorgänger. Erst „Whitchhunt“ drückt auf die Tube, lehnt sich aber in Teilen zu sehr an diverse AC/DC- Nummern an. Mit „Backstabber“, das knackig aus den Boxen tönt, und dem zum Mitgrölen geeignete „Wild Times“ endet die 13. Runde.
KROKUS in der Findungsphase
KROKUS sind 1999 in der Findungsphase bezüglich Bandbesetzung und der zukünftigen musikalischen Ausrichtung. „Round 13“ liefert vor allem auf der A-Seite mit „Heya“, „Break Free“ oder „Blood Comes Easy“ ordentliche Rocker. Die B-Seite benötigt etwas, hat aber zum Ende mit „Backstabber“ und „Wild Times“ ein starkes Finale.
Die LP mit Carl Sentance klingt vom Gesang anders als die Masse der KROKUS-Diskographie. Auch wenn die Scheibe kommerziell wenig erfolgreich war und sich das mit dem Nachfolger „Rock The Block“ änderte, bietet „Round 13“ hochklassige Musik, die im langen Schatten der Storace-Alben steht. Hard-Rock-Fans der 80er und 90er sollten „Round 13“ antesten, auch wenn nicht alle Tracks zünden.
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