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Hermann Burger

Lokalbericht

Digitale Edition



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Brief an die Ehefrau, 10.8.1970
Brief an die Ehefrau, 10.8.1970

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Calascino , den 10. August 1970



Liebe Anne Marie ,



Der schreibende Mensch befindet sich in einem ständigen Liebesver-

hältnis mit dem Geheimnis, dem Unsagbaren. Er wirbt darum, er

versucht, die Spannung ins Körperliche umzusetzen. Wie in den

Liebenden das Bedürfnis wachsen muss, einmal alles in einer Folge

von Zärtlichkeiten ausdrücken zu können, wie mit zunehmender Reife

auch die Glut zunimmt, so spürt der Schreibende seine Erfahrungen

wachsen, und er hofft, dass es ihm vergönnt sei, alles Sagbare sagen

zu können. In einem Gedicht ist vieles auf einmal sagbar, im Roman

nur nacheinander. Der Romanleser muss die Lesestunden, die ja oft

verzettelt sind, summieren, um zum ganzen Resultat zu kommen; der

Lyrik-Leser kann in wen
gen ige
n Sekunden ins Zentrum vorsto ss en. Er

wird angesengt, während der andere nur erwärmt wird. Ich bin glück-

lich – und das Verlangen nach diesem Glück reicht weit in die Puber-

tät zurück –, hier
i o
ben eine neue Stufe meiner Existenz erreicht

zu haben, die Befreiung in der kontinuierlichen Prosa. Hinzu kommt

auch die völlig neue Erfahrung, dass man in wenigen Wochen, sofern

die Umstände günstig, die Summe einer Existenz ziehen kann. Was

diese Arbeit ausmacht, ist vielleicht weniger ihr Inhalt als die

neue Form von Produktivität. Es ist eine Art Durchbruch zum Ganzen,

ein Brennen an allen Enden der Kerze. Man hält es nicht allzu lange

aus, ich werde mich zur Erholung in die reproduktive Phase der

Prüfungsvorbereitung stürzen. Ich glaube aber sagen zu dürfen, dass

mein Vulkan noch nie im Leben so intensiv sprühte. Der Rausch war

da, alles sagen zu können, was immer man mit Worten berührte. Neue

Wahrheiten wurden gefunden, neue Gesetze. Ich werde davon w
o i
eder

eine Zeitlang leben müssen und bestimmt auch in Katerstimmungen

dafür bezahlen. Der Schlag ans Hoftor zieht immer ein langes Echo

nach sich. Ich wei ss nicht, ob man diesen Katapult zum Dauerzustand

installieren könnte, aber ein Mensch, der das Geld hätte und dem

an meiner Entwicklung so viel gelegen wäre, dass er es auch ausgeben

würde, müsste uns eigentlich ein solches Haus zur Verfügung stellen.

Schöpferische Arbeit braucht wie die Liebe auch vor allem ein Klima.


Mit lieben Grü ss en, auf bald. Dein

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Visuelle Navigation (experimentell)


Visualisierung der Textgenese und des Dokumentenkorpus
Visualisierung der Textgenese / des Dokumentenkorpus
Geburt in Menziken am 10. Juli 1942Alte Kantonsschule, mathematische AbteilungRekrutenschule in Thun als PanzersoldatArchitekturstudium ETH ZürichExkursion nach TübingenGermanistik-Studium Universität ZürichVeröffentlichung: Rauchsignale. GedichteWohnung: Gönhardweg 6 (5. Stockwerk), AarauHeirat mit Anne Marie CarrelWohnung: Gönhardweg 6 (2. Stockwerk), AarauVeröffentlichung: BorkPromotion bei Emil StaigerVeröffentlichung: Paul Celan. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache (Dissertation)Geburt von Sohn HermannGeburt von Sohn MatthiasVeröffentlichung: Schilten. Schulbericht zuhanden der InspektorenkonferenzVeröffentlichung: DiabelliVeröffentlichung: Kirchberger Idyllen. GedichteVeröffentlichung: Kleine Welt in bunten BildernVeröffentlichung: Die Künstliche MutterVeröffentlichung: Ein Mann aus WörternVeröffentlichung: Schriftbilder der NaturVeröffentlichung: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim SchreibenVeröffentlichung: BlankenburgVeröffentlichung: Als Autor auf der StörVeröffentlichung: Der Schuss auf die KanzelVeröffentlichung: Tractatus logico-suicidalis. Über die SelbsttötungVeröffentlichung: Brenner, BrunslebenVeröffentlichung: Der PuckTod in Brunegg am 28. Februar 198901002001960196519701975TextverlaufZeitachse
Makrogenese
LokalberichtIllusionskomplexweitere AvanttexteTeilabdruckegrafische Skizzen/ListenKopien
Prätexte
LokalberichtZeitungsausschnitteEphemera
Kontexte
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