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Hermann Burger

Lokalbericht

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Brief an Kaspar Villiger, 25.7.1968, S. 1

Digitalisat
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Calascino , den 25. Juli 1968

Lieber Kaspar ,

Ich schreibe Dir, ohne zu wissen, wo Du Dich gegenwärtig aufhältst.

Vermutlich irgendwo am Mittelmeer , rötliche Felsen, s

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Buchten, dunkel-klebrige Flut. Nachts die

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Terrassen, vor einem Drink, glitzernder Ohrenschmuck. Es hat etwas

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Lektüre eines Buches, dessen Seitenzahl man nicht wei ss .

Hier : extravertiertes Leben im Ue berfluss. Ich sitze auf einer

hei ss en Terrasse, hoch über dem spielzeughaft aufgebauten Brissago

und über dem Lago Maggiore . Der Blick reicht von Locarno bis weit

hinab nach Italien . Segelboote legen sich schief im Wind. Der

See ist graugrün, eine fein gemaserte Granitplatte. Ab und zu

romanische Glockenschläge, die nie mit der Zeit gehen. Drei uralte

Kastanien wölben ein schattiges, lichtdurchsprenkeltes Zelt über

die Matte, die, aus der steilen Waldböschung herausgetreppt, zu

einem verlotterten Gartentor führt. Nach dem Abstieg über die

Prügeltreppe durch den Wald – knorrige Wurzeln, die wie Ellbogen

aus dem Erdreich ragen – erreicht man die schmale Stra ss e, die in

engen Kehren, an Villen und Tessiner Gärten vorbei nach Brissago

führt. Kein Mensch stört uns hier oben, man kann nackt herumlaufen,

wenn man will. Das Haus teilt sich in einen Wohnraum mit Cheminée,

Bettnischen und Bibliothek und eine Wohnküche. Von da aus gelangt

man auf den gedeckten Sitzplatz, wo wir jeweils im Pyjama früh-

stücken, und der sich zur Terrasse erweitert, auf der ich sitze,

an einem antiken Tischchen, Blick Richtung Italien , das Gehupe

der Autos unter mir, der Holländer und Belgier, die mit ihren

Wohnwagen durch die engen Stra ss en kriechen.

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'eigenen' Haus schalten und walten zu können. Sie treibt Lektüre,

tankt Sonne und ist munter. Für mich tritt wieder die fruchtbare

Polarität von Leben und Einsamkeit ein, die ich zum Schreiben

brauche, von Mondänität und abgeschiedener Klause, in die man sich

Calascino, den 25. Juli 1968

Lieber Kaspar,

Ich schreibe Dir, ohne zu wissen, wo Du Dich gegenwärtig aufhältst. Vermutlich irgendwo am Mittelmeer, rötliche Felsen, smaragdene Buchten, dunkel-klebrige Flut. Nachts die gebräunten Damen auf Terrassen, vor einem Drink, glitzernder Ohrenschmuck. Es hat etwas Abenteuerliches, so in die Welt hinaus zu schreiben, wie die Lektüre eines Buches, dessen Seitenzahl man nicht weiß.

Hier: extravertiertes Leben im Überfluss. Ich sitze auf einer heißen Terrasse, hoch über dem spielzeughaft aufgebauten Brissago und über dem Lago Maggiore. Der Blick reicht von Locarno bis weit hinab nach Italien. Segelboote legen sich schief im Wind. Der See ist graugrün, eine fein gemaserte Granitplatte. Ab und zu romanische Glockenschläge, die nie mit der Zeit gehen. Drei uralte Kastanien wölben ein schattiges, lichtdurchsprenkeltes Zelt über die Matte, die, aus der steilen Waldböschung herausgetreppt, zu einem verlotterten Gartentor führt. Nach dem Abstieg über die Prügeltreppe durch den Wald – knorrige Wurzeln, die wie Ellbogen aus dem Erdreich ragen – erreicht man die schmale Straße, die in engen Kehren, an Villen und Tessiner Gärten vorbei nach Brissago führt. Kein Mensch stört uns hier oben, man kann nackt herumlaufen, wenn man will. Das Haus teilt sich in einen Wohnraum mit Cheminée, Bettnischen und Bibliothek und eine Wohnküche. Von da aus gelangt man auf den gedeckten Sitzplatz, wo wir jeweils im Pyjama frühstücken, und der sich zur Terrasse erweitert, auf der ich sitze, an einem antiken Tischchen, Blick Richtung Italien, das Gehupe der Autos unter mir, der Holländer und Belgier, die mit ihren Wohnwagen durch die engen Straßen kriechen.

Wir leben paradiesisch hier, Anne Marie genießt es, in einem 'eigenen' Haus schalten und walten zu können. Sie treibt Lektüre, tankt Sonne und ist munter. Für mich tritt wieder die fruchtbare Polarität von Leben und Einsamkeit ein, die ich zum Schreiben brauche, von Mondänität und abgeschiedener Klause, in die man sich

Digitale Repräsentation (TEI)
Titel: Briefe

Autor: Hermann Burger

Edition:
Dokument-ID: BR.VILLIGERK2
Originaldokument

Systematik

Archiv: Schweizerische Nationalbibliothek (NB), Schweizerisches Literaturarchiv (SLA)

Bestandsgeschichte:

Der Nachlass von Hermann Burger gelangte nach seinem Tod (1989) im Hinblick auf die 1991 erfolgte Gründung des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) in die Schweizerische Nationalbibliothek (NB) in Bern. Da Burger relativ konsequent die Durchschläge seiner Briefe aufbewahrte, ist seine Korrespondenz größtenteils erhalten.

Signatur: BURGER-B-1-VILL

Datierung

Genaue Datierung: 25.07.1968

Schreibort: Calascino

Papier

Papiersorte: Durchschlagpapier

Durchschlag: ja

Kopie: nein

Format: Format DIN A4

Lochung: ja

Wasserzeichen: ohne

Gebrauchsspuren: Kohlepapierspuren; links blattmittig horizontal angefaltet

Beschädigung: nein

Papierfarbe: weiß

Layout

Lineatur: blanko

Ausrichtung: linksbündig

Zeilenabstand: einfach

Layout einheitlich: ja

Beschriftung: einseitig (recto)

Hauptschreibmedium: Schreibmaschine

Farbe: schwarz

Paginierung

Anzahl: 3 Bl.

Nummer (von/bis): pag. S. 2–3

Schreibmedium: Schreibmaschine
Beschreibung der Kodierung
Diese Datei ist Teil der digitalen Lokalbericht-Edition.
Bearbeitungshistorie
Verfügbare Dateien
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<fileDesc xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><titleStmt xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><title xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Briefe</title><author corresp="#LB.PFACT.BURHER" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Hermann Burger</author></titleStmt><editionStmt xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><edition n="v1.0" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Basis-Encoding, erstellt aus OCR-Daten am: 2015-09-13T18:54:40.257+02:00</edition></editionStmt><publicationStmt xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><p part="N" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><!--
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ShelleyGodwin] Verwendung noch unklar; eher nicht verwenden, da nicht TEI-konform --><graphic height="299467px" url="../../BR.VILLIGERK2.0010.extension (z.B. tiff)" width="224400px" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><zone lrx="194400" lry="270000" rotate="0" type="main" ulx="45200" uly="45200" xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><writeShift medium="typewriter" new="#HermesAlt" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line rend="_indent:83" xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L1.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-CALASCINO" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Calascino</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L1.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">, den 25. Juli 1968</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L3" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Lieber </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L3.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-PFACT-VILKAS" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Kaspar</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L3.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">,</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L4" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L5" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L6" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Ich schreibe Dir, ohne zu wissen, wo Du Dich gegenwärtig aufhältst.</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L7" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Vermutlich irgendwo am </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L7.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-MITTELMEER" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Mittelmeer</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L7.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">, rötliche Felsen, s</ab><mod instant="false" type="correction" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig cert="established" instant="false" resp="#LB-Team-SZ" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">n</ab></orig><add instant="false" place="overtyped" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">m</ab></add><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">m</ab></reg></mod><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">aragdene</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L8" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Buchten, dunkel-klebrige Flut. Nachts die </ab><mod instant="false" type="correction" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig cert="established" instant="false" resp="#LB-Team-SZ" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">b</ab></orig><add instant="false" place="overtyped" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">g</ab></add><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">g</ab></reg></mod><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ebräunten Damen auf</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L9" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Terrassen, vor einem Drink, glitzernder Ohrenschmuck. Es hat etwas</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L10" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Abenteuer</ab><mod instant="false" type="correction" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig cert="low" instant="false" resp="#LB-Team-SZ" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">f</ab></orig><add instant="false" place="overtyped" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">l</ab></add><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">l</ab></reg></mod><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">iches, so in die Welt hinaus zu schreiben, wie die</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L11" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Lektüre eines Buches, dessen Seitenzahl man nicht wei</ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ss</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ß</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">.</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L12" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L13" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L13.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-CASAKUTTER" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Hier</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L13.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">: extravertiertes Leben im </ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Ue</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Ü</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">berfluss. Ich sitze auf einer</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L14" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">hei</ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ss</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ß</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">en Terrasse, hoch über dem spielzeughaft aufgebauten </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L14.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-BRISSAGO" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Brissago</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L14.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L15" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">und über dem </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L15.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-LAGOMAGGIORE" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Lago Maggiore</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L15.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">. Der Blick reicht von </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L15.3" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-LOCARNO" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Locarno</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L15.4" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> bis weit</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L16" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">hinab nach </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L16.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-ITALIEN" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Italien</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L16.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">. Segelboote legen sich schief im Wind. Der</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L17" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L17.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-LAGOMAGGIORE" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">See</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L17.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> ist graugrün, eine fein gemaserte Granitplatte. Ab und zu</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L18" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">romanische Glockenschläge, die nie mit der Zeit gehen. Drei uralte</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L19" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Kastanien wölben ein schattiges, lichtdurchsprenkeltes Zelt über</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L20" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">die Matte, die, aus der steilen Waldböschung herausgetreppt, zu</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L21" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">einem verlotterten Gartentor führt. Nach dem Abstieg über die</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L22" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Prügeltreppe durch den Wald – knorrige Wurzeln, die wie Ellbogen</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L23" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">aus dem Erdreich ragen – erreicht man die schmale Stra</ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ss</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ß</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">e, die in</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L24" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">engen Kehren, an Villen und </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L24.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-TESSIN" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Tessiner</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L24.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> Gärten vorbei nach </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L24.3" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-BRISSAGO" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Brissago</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L24.4" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L25" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">führt. Kein Mensch stört uns hier oben, man kann nackt herumlaufen,</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L26" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">wenn man will. Das </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L26.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-CASAKUTTER" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Haus</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L26.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> teilt sich in einen Wohnraum mit Cheminée,</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L27" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Bettnischen und Bibliothek und eine Wohnküche. Von da aus gelangt</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L28" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">man auf den gedeckten Sitzplatz, wo wir jeweils im Pyjama </ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">früh-</ab></orig><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">frühstücken,</ab></reg></choice></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L29" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">stücken, </ab></orig><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">und der sich zur Terrasse erweitert, auf der ich sitze,</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L30" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">an einem antiken Tischchen, Blick Richtung </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L30.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-OFACT-ITALIEN" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Italien</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L30.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">, das Gehupe</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L31" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">der Autos unter mir, der Holländer und Belgier, die mit ihren</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L32" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Wohnwagen durch die engen Stra</ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ss</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ß</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">en kriechen.</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L33" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L34" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">W</ab><mod instant="false" type="correction" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig cert="established" instant="false" resp="#LB-Team-SZ" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">o</ab></orig><add instant="false" place="overtyped" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">i</ab></add><reg instant="false" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">i</ab></reg></mod><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">r leben paradiesisch hier, </ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L34.1" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default LB-PFACT-CARRAN" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Anne Marie</ab><anchor xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L34.2" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> genie</ab><choice xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><orig xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ss</ab></orig><reg xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">ß</ab></reg></choice><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">t es, in einem</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L35" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">'eigenen' Haus schalten und walten zu können. Sie treibt Lektüre,</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L36" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">tankt Sonne und ist munter. Für mich tritt wieder die fruchtbare</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L37" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">Polarität von Leben und Einsamkeit ein, die ich zum Schreiben</ab></line><line xml:id="BR.VILLIGERK2.0010.typearea.0.L38" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"><ab style="white-space: pre;" class="default" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">brauche, von Mondänität und abgeschiedener Klause, in die man sich</ab></line></zone>

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