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Hermann Burger

Lokalbericht

Digitale Edition



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„Geschichten, die das Leben schreibt“ IIa (um 1969), S. 1
„Geschichten, die das Leben schreibt“ IIa (um 1969), S. 1

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Geschichten die das Leben schreibt


Geschichten, die das Leben schreibt, sind sehr schwer nacherzählbar.

Meine Gro ss mutter wusste viele solcher Geschichten. Sie erzählte

sie halb flüsternd auf dem Kachelofen. Und am Ende schüttelte sie

seufzend den Kopf und meinte: Ja, ja, das sind so Geschichten, die

das Leben schreibt. Ich sa ss auf dem Schemel zu ihren Fü ss en

und stellte mir das Leben hinter einem wuchtigen Schreibtisch

vor, wie es zur Feder griff, seine Zeichen aufs Papier kratzte,

mit Sand löschte und die Blätter aus einem Balkonfenster unter

die Menschen streute. Das Leben schrieb unaufhörlich Geschichten,

und meine Gro ss mutter haschte nach den Blättern. Sie konnte die

Geschichten so gut erzählen, dass man glaubte, sie habe sie geschrie-

ben. Als der Schreiner noch alle fünf Finger hatte, begann sie, oder:

Als wir den Melchior in der Jauchgrube entdeckten. Oft verfluchte

sie das Leben und gab ihm alle Schuld. Dann wieder nannte sie es

weise und mild. Meine Gro ss mutter war fromm. Sie warnte uns mit

den Geschichten, die das Leben schreibt, vor dem Leben. Das Leben

ist furchtbar, sagte sie.
S D
as Leben ist ein Sturmwind, der die

Papierschiffchen der Mensch auf dem Meer herumtreibt. Wenn ihr

dann in die harte Schule des Lebens kommt, mahnte sie. Das Leben

wird euch rauh anpacken, oder: Das Leben hat schon manchem eine

Lehre erteilt. Das Leben ist ein Würfelspiel, das Leben kennt

kein Erbarmen. Im Leben hat schon mancher Schiffbruch erlitten.

Nach all dem, was die Gro ss mutter über das Leben erzählte, stellte

ich mir das Leben als eine r
ei ie
esige Geisterbahn vor, und ich war

froh, dass wir um den warmen Ofen sa ss en und das Leben drau ss en

vor
b ü
berziehen lassen konnten. Wann beginnt eigentlich das Leben
,

wollte ich von der Gro ss mutter wissen. Die Gro ss mutter sagte einen

Satz, den ich lange nicht verstand: Das Leben beginnt immer erst

morgen. Und wenn Morgen ist, beginnt es übermorgen. In der

zweiten Klasse beginnt es, wenn man mit Tinte schreiben darf,

in der fünften Klasse, wenn man mit dem Velo zur Schule fahren

kann, in der Bezirksschule beginnt es nach der Konfirmation oder

mit der ersten Uhr. Wenn man sechzehn ist beginnt es mit zwanzig,

wenn man verheiratet ist mit den Kindern, wenn die Kinder gro ss

sind, mit den Enkeln, wenn die Enkel gro ss sind, mit den Urenkeln

oder unmittelba t nach dem Tod. Man muss froh sein, wenn einem das

Leben ab und zu eine Geschichte erzählt, wie es sein könnte.

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Visualisierung der Textgenese und des Dokumentenkorpus
Visualisierung der Textgenese / des Dokumentenkorpus
Geburt in Menziken am 10. Juli 1942Alte Kantonsschule, mathematische AbteilungRekrutenschule in Thun als PanzersoldatArchitekturstudium ETH ZürichExkursion nach TübingenGermanistik-Studium Universität ZürichVeröffentlichung: Rauchsignale. GedichteWohnung: Gönhardweg 6 (5. Stockwerk), AarauHeirat mit Anne Marie CarrelWohnung: Gönhardweg 6 (2. Stockwerk), AarauVeröffentlichung: BorkPromotion bei Emil StaigerVeröffentlichung: Paul Celan. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache (Dissertation)Geburt von Sohn HermannGeburt von Sohn MatthiasVeröffentlichung: Schilten. Schulbericht zuhanden der InspektorenkonferenzVeröffentlichung: DiabelliVeröffentlichung: Kirchberger Idyllen. GedichteVeröffentlichung: Kleine Welt in bunten BildernVeröffentlichung: Die Künstliche MutterVeröffentlichung: Ein Mann aus WörternVeröffentlichung: Schriftbilder der NaturVeröffentlichung: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim SchreibenVeröffentlichung: BlankenburgVeröffentlichung: Als Autor auf der StörVeröffentlichung: Der Schuss auf die KanzelVeröffentlichung: Tractatus logico-suicidalis. Über die SelbsttötungVeröffentlichung: Brenner, BrunslebenVeröffentlichung: Der PuckTod in Brunegg am 28. Februar 198901002001960196519701975TextverlaufZeitachse
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