Der Chef der deutschen Gewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, hat schwere Vorwürfe gegen die Möbelhauskette XXXLutz erhoben. Nach einer Betriebsratssitzung bei der XXXLutz-Tochter Hiendl in Passau sagte Bsirske am Mittwoch, dass der Konzern ältere Mitarbeiter systematisch einschüchtere und aus den Betrieben herausdrängen wolle. Das Unternehmen wolle nur Mitarbeiter nach dem Modell "jung, billig und flexibel". Selbst Lehrlinge müssten 13 oder 14 Stunden am Tag arbeiten, sonst drohe ihnen die Kündigung. XXXLutz-Pressesprecher Thomas Saliger wies die Anschuldigungen der Gewerkschaft zurück.
"Das ist schon ein starkes Stück", sagte Bsirske. Er will XXXLutz bei der Gewerkschaft zur Chefsache machen. Nach Angaben von ver.di sind bei dem Konzern massive Überschreitungen der erlaubten Arbeitszeit an der Tagesordnung. In etwa einem halben Dutzend Filialen in Bayern und Baden-Württemberg sei die zulässige Höchstarbeitszeit von zehn Stunden am Tag in mehr als 1000 Fällen überschritten worden, auch bei Auszubildenden. Die Regierung von Niederbayern bestätigte, dass deswegen mittlerweile auch das Gewerbeaufsichtsamt ermittelt. Ergebnisse gebe es aber noch nicht, sagte ein Sprecher der Landshuter Behörde.
XXXLutz-Pressesprecher Thomas Saliger wies die Anschuldigungen der deutschen Gewerkschaft zurück. Das Unternehmen halte sich streng an die gesetzlichen Vorschriften, sagte Saliger am Unternehmenssitz in Wels. Zum Vorwurf der Arbeitszeitüberschreitung äußerte er sich allerdings nicht konkret. Dies könnten nur Einzelfälle sein, meinte er.
Laut ver.di werden XXXLutz-Mitarbeiter zudem gedrängt, Änderungsverträge mit längeren Arbeitszeiten und weniger Urlaubsanspruch zu unterzeichnen. Ansonsten werde mit der Schließung des Standortes gedroht. Die wöchentlichen Arbeitszeiten würden nach Übernahmen von Konkurrenten von 37,5 auf bis zu 48 Stunden steigen.
Saliger bezeichnete dies als falsch. "Wir suchen das Gespräch mit den Mitarbeitern", sagte er. Die Wochenarbeitszeit sei bei Vertragsänderungen nur um vier Stunden erhöht worden. Jüngst hätten in Passau 97 Prozent der Mitarbeiter den neuen Bedingungen zugestimmt. Er verwies darauf, dass XXXLutz erst kürzlich in Aschheim bei München ein neues Geschäft eröffnet und so 550 Jobs geschaffen habe.
XXXLutz ist nach eigenen Angaben mittlerweile der zweitgrößte Möbelhändler der Welt mit 151 Filialen in Österreich, Deutschland und drei osteuropäischen Staaten. Laut Saliger hat der Konzern rund 16.500 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Vor zwei Jahren hatte XXXLutz das Passauer Familienunternehmen Hiendl übernommen. Hiendl gehörte bis dahin mit sechs Einrichtungshäusern und 1400 Beschäftigten zu den größten Möbelhändlern in Bayern.
(Ag.)