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Berlin: Der Buhmann

Der neue Landesvorsitzende Joachim Zeller wollte Kai Wegner zum Generalsekretär der Berliner CDU wählen lassen – doch der Kandidat geriet zwischen die Fronten

Das Unheil kündigte sich schon vor der Wahl an. Als Kai Wegner, der designierte CDU-Generalsekretär, ans Mikrofon trat, brach beim Parteitag der Aufruhr los. Da fingen die sonst so disziplinierten Delegierten vor allem aus Steglitz, Zehlendorf und Neukölln an zu buhen, zu pfeifen, zu rufen – um dem 30-Jährigen anschließend ihre Stimme zu versagen. Wegner nahm die Niederlage tapfer. „Ich konzentriere mich jetzt weiter auf meine Arbeit für Spandau und den stellvertretenden Fraktionsvorsitz im Abgeordnetenhaus“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union in Berlin.

Er war noch nie ein Liebling für jedermann, dieser junge Hardliner aus Spandau. Wertkonservativ nennt er sich, Jahrgang 72. Adrett in Schlips und Kragen lächelt einem der Mann mit dem schütteren Haar von seiner Internet-Seite entgegen ( www.kai-wegner.de ). Hier gibt er Auskunft über seinen Werdegang (1989 Eintritt in die CDU), seine politischen Vorbilder (Konrad Adenauer, Edmund Stoiber, Heinrich Lummer) und seine Mitgliedschaften (u.a. Wirtschaftshof Spandau, Schützengilde Spandau, Frischluft e.V., Historische Spandauer Stadtgarde).

Wegner präsentiert sich gerne als „überzeugter und stolzer Spandauer“. Das Format, eine liberale Großstadtpartei zu vertreten, trauen ihm in der eigenen Partei allerdings viele nicht zu. Bei der Wahl am Sonnabend ging es aber nicht nur um die Person Wegners. Das Lager von Peter Kurth wollte offenbar auch den neuen Landesvorsitzenden Joachim Zeller abstrafen. Der Bürgermeister von Mitte hatte Wegner nach Stölzls Rücktritt als Generalsekretär vorgeschlagen, ohne vorher die Lage in der Partei zu sondieren. „Herr Zeller, Sie haben das Signal nicht verstanden“, ergriff dann auch der Zehlendorfer Delegierte Christopher Braun nach dem ersten Wahlgang das Wort. Es sei jetzt an der Zeit, „die große Minderheit“ in der Partei mitzunehmen. Zeller wollte von solchen Argumenten nichts hören, er blieb bei seinem Vorschlag.

Wegner selbst brauchte zwei volle Durchgänge, bevor er die Botschaft verstand. Manche vermuten, dass dem gelernten Versicherungskaufmann alte Rivalitäten aus Junge-Union-Zeiten den letzten Hieb versetzt haben könnten. Jahrelang hatte es so ausgesehen, als ob es für den Vertreter der jungen Garde steil nach oben ginge: 1995 Mitglied der Spandauer BVV, 1999 Mitglied des Abgeordnetenhauses, 2000 Landesvorsitzender der Jungen Union, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. „Ich bin jemand, der Überzeugungen hat und diese dann auch offensiv vertritt“, erklärte Wegner vor der Wahl des Landesvorsitzenden. Er sei deshalb der richtige Mann, um als Generalsekretär „die Konturen der Berliner CDU zu schärfen“. Sein Geld verdiente Wegner erst als Geschäftsführer einer Baufirma, seit rund einem Jahr ist er selbstständiger Unternehmensberater.

Weil die Mehrheit der CDU-Delegierten die Dinge anders sah als der Kandidat, können sich die Spandauer jetzt wieder Wegners voller Konzentration versichert sein. Manche seiner Vorstöße hat der CDU-Abgeordnete ins Internet gestellt: Da wehrt sich Wegner beispielsweise gegen den „Sexshop in unserer Altstadt“ und fordert „Endlich anpacken!“, ein Bürgerbriefkasten für das Bürgeramt in Kladow müsse her. Wer sich für Wegners politische Termine interessiert, könnte allerdings enttäuscht werden: „Kai Wegner wünscht ein frohes und gesundes Osterfest“, steht da nur. Katja Füchsel

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