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Der US-Sender The CW hat langsam mehr Serien im Programm, die auf Comicreihen basieren, als irgendetwas sonst. Neben vier DC-Serien und iZombie kommt nun auch Riverdale aus dem Archie-Universum ins Programm des kleinen US-Senders. Dabei galt die Comicvorlage lange Zeit als Relikt aus vergangenen Zeiten, in denen Liebesdreiecke über Jahrzehnte bis ins unendliche ausgeschlachtet wurden. Mittlerweile hat hier ein Modernisierungsprozess stattgefunden, beispielsweise durch die fantastische Comicreihe„The Afterlife of Archie“, in der die Bewohner Riverdales von Zombies überrannt werden und nach und nach immer weniger werden. Ein Konzept das auf dem Papier zum Untergang geweiht klang, aber überraschend gut funktioniert. Auch die Hauptreihe wird immer dynamischer, fühlt sich nicht mehr an, als würde alles in den heilen 50er Jahren spielen und nimmt auch moderne Probleme auf.
Schnitt zum Jahr 2017: Riverdale feiert bei The CW und am Tag darauf beim deutschen Netflix Premiere. Der Pilot ist schon lange fertig, bereits auf der San Diego Comic-Con 2016 konnte ich ihn anschauen und ein paar Worte dazu verlieren. Seitdem haben auch zahlreiche US-Kritiker ihre Meinung kundgetan und die Produzenten die Werbetrommel gerührt. Dabei ließ sich ein Vergleich, der irgendwann einmal auftaucht ist, nur schwer ausblenden: Riverdale wurde dabei nämlich als modernes Twin Peaks von The CW beschrieben. Direkt vorweg: Das ist allein deswegen Humbug, weil die neue Serie einfach nicht merkwürdig oder abgefahren genug ist.
Allerdings muss sie das auch gar nicht sein, denn der düstere Einschlag im Ton, hat für mich durchaus seinen Reiz. Kennt man den Sender und dessen bisherige Produktionen ganz gut, fällt sofort eine Parallele zu Gossip Girl auf, allerdings ist das Setting nicht mitten in New York, sondern in einer bisweilen schläfrigen Kleinstadt, wo es eben auch Geheimnisse gibt und davon nicht zu wenige. Zudem ist der Sender ohnehin auch für einige düstere Einschläge und Mysteryserie (siehe Supernatural, The Vampire Diaries oder Containment) gut.
Der unerklärliche Tod eines gewissen Jason Blossom im Sommer versetzt den Ort Riverdale im Serienpiloten The River's Edge in Aufruhr. Nicht nur, weil seine Familie, darunter die Queen Bee Cheryl Blossom (Madelaine Petsch) darunter leidet, sondern weil es bisher keine Leiche gibt, die man beerdigen könnte. Außerdem gibt es Menschen, die vielleicht mehr zu den Umständen seines Ablebens sagen könnten, es aber nicht tun, weil sie gerade ein Tabu gebrochen haben und fürchten in der Stadt geächtet zu werden oder. Denn Jasons Tod ist ein Mord, was in einer Kleinstadt, in der sich jeder kennt, wahrscheinlich noch schockierender ist und für mehr Gerede sorgt, als in einer Metropole.
Doch das ist noch lange nicht alles: Veronica Lodge (Camila Mendes) und ihre Mutter ziehen dorthin, nachdem das Familienoberhaupt den Ruf durch Finanzbetrügereien zerstört hat und nun gilt es für das junge Mädchen schnell Anschluss zu finden und für die Mutter neu zu starten, auch wenn ihnen der Ruf des Vaters und Exmanns vorauseilt.
Betty (Lili Reinhart) ist unsterblich in Archie (K. J. Apa) verschossen, was sie auch mit ihrem homosexuellen BFF Kevin (Casey Cott) bespricht, sich aber nicht traut auch ihrem Schwarm mitzuteilen.
Der steht wiederum im dreifachen Konflikt: Tritt er bei der Baufirma seines alten Herren (Luke Perry) dessen Nachfolge an, verdient er sich durch Football ein Stipendium oder gibt er sich seiner Leidenschaft, der Musik, hin? Problem ist: Er hat im Sommer eine Affäre mit seiner Lehrerin Geraldine Grundy (Sarah Habel) angefangen, von der niemand etwas wissen darf. Zu allem Überfluss haben sie am folgenreichen 4. Juli einen Schuss gehört, als ihr Techtelmechtel in vollem Gange war. Archies Herz pocht für die Musik und so versucht er zwar alle an ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen, sich aber doch auf die Musik zu konzentrieren und will dabei den Rückhalt seiner verbotenen Affäre, die an der renommierten Julliard School in New York studiert hat und somit die größte Kompetenz aufweist, um ihn zu unterrichten. Widerwillig sagt sie also zu, als er ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag macht, unter der Voraussetzung, dass das Geheimnis in doppeltem Sinne gewahrt bleibt.
Vergleichen mit DC, Marvel oder gar Image spielt der Archie-Verlag in der US-Comicindustrie zwar nur eine geringe Rolle, hat jedoch dennoch eine lange Tradition. Umso mutiger ist es, das altbekannte Liebesdreieck zwar anzudeuten, aber schon im Piloten auf den Kopf zu stellen und vorerst einen anderen Weg einzuschlagen. Über kurz oder lang wird Archie sicherlich Betty oder Veronica daten, aber die verbotene Affäre mit der attraktiven Lehrerin finde ich momentan spannend.
Nebenher stehen im Piloten The River's Edge Vorsprechen für die Cheerleader an, wird ein Footballer als verkappter Schwuler gezeigt, muss Betty unter ihrer Mutter leiden und dem was ihrer Schwester widerfahren ist, während Archie sowohl Betty als auch Veronika auf den Schulball, der trotz des tragischen Vorfalls stattfindet, mitnimmt. Danach finden wilde Teenagerpartys mit „Sieben Minuten im Himmel“-Sessions statt. Es ist also einiges los und dann taucht auch noch die vermisste Leiche auf...
Bereits im Auftakt haben wir es also mit Drama, Drama und noch mehr Drama zu tun, wobei die Autoren aufpassen müssen, dass sie die Folgen nicht überladen.
Recht typisch für The CW-Serien, der Anfangsära des Senders (also ab 2006) ist die Musikauswahl sehr auf eine jugendliche Zielgruppe ausgerichtet, wird aber auch harmonisch und recht natürlich in die Handlung eingebaut, wobei Archies Songs sicher den ein oder anderen zusätzlichen Download ankurbeln werden.
Wir haben es mit einem erstaunlich hübschen und attraktiven Cast zu tun, die von den Fans geshippt und geliebt werden können. Böse Zungen würden behaupten, dass in diesem Piloten an jeder Ecke Kalkül zu finden ist. Als hätte jemand alles, was beim Sender funktioniert in einen großen Topf geworfen und auf eine Archie-Adaption gefiltert: Hübsche Menschen allerorts, Musik und eine gute Portion Crime und Mystery, Dreiecksbeziehungen, Comicvorlage als Verkaufsargument und viel Stoff für eine fortlaufende Erzählung. Denn irgendwo ist The CW auch der Sender für junge Serials, die zwar am Anfang als Procedural maskiert werden, aber doch schnell eine fortlaufende Story erzählten.
Das macht die Serie mit der jungen Zielgruppe im Auge auch ausgesprochen vielversprechend und das Teen-Drama ist eine Programmfarbe, die es gefühlt längere Zeit nicht mehr auf dem Sender zu sehen gab, seit Gossip Girl beendet wurde.
Doch ich muss sagen, dass ich eine solche Serie vermisst habe. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es ähnliche Serien an anderen Orten zu finden gibt, wobei ich Freeform- und MTV-Produktionen in den letzten Jahren mit wenigen Ausnahmen ignoriert habe.
Vielleicht ist es auch der Comicfan in mir, der eher bereit ist dieser Serie eine Chance zu geben, als vergleichbaren Produkten. Allerdings finde ich den Cast schauspielerisch durchaus interessant (auch wenn wohl abseits des People's Choice Awards keine Preise gewonnen werden dürfen) und die im Auftakt präsentierten Konflikte interessant genug, um am Ball zu bleiben.
Die freche Veronica ist durch ihre popkulturellen Sprüche („Hi, Teen-Outlander“) bisher mein Favorit. Zudem wecken die unsichere Betty und ein Jughead (Cole Sprouse), der sogar einen Roman über den Todesfall in der Stadt schreibt und anders als in den Comics kein Einfaltspinsel zu sein scheint, mein Interesse.
Nein, ein neues Twin Peaks scheint Riverdale nicht zu präsentieren. Wenn aber eine Mischung aus Gossip Girl, The Killing und Veronica Mars dabei herumkommt, also ein melodramatisches Teen-Drama mit einem spannenden Murdermystery, dann werde ich Woche für Woche zuschauen.
Mir hat der Auftakt, die Stimmung, das Ensemble, das Drama und die musikalische Untermalung insgesamt gut gefallen, weswegen ich vorerst dran bleibe. Erfreulich ist dabei natürlich auch die schnelle Lokalisierung inklusive deutscher Synchro.
Serientrailer zur Episode A Touch of Evil der Serie Riverdale (1x02):
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
K. J. Apa | …………… | Archie Andrews (as KJ Apa) |
Lili Reinhart | …………… | Betty Cooper |
Camila Mendes | …………… | Veronica Lodge |
Cole Sprouse | …………… | Jughead Jones |
Marisol Nichols | …………… | Hermione Lodge |
Madelaine Petsch | …………… | Cheryl Blossom |
Ashleigh Murray | …………… | Josie McCoy |
Mädchen Amick | …………… | Alice Cooper |
Luke Perry | …………… | Fred Andrews |
Casey Cott | …………… | Kevin Keller |
Nathalie Boltt | …………… | Penelope Blossom |
Ross Butler | …………… | Reggie Mantle |
Sarah Habel | …………… | Geraldine Grundy |
Lochlyn Munro | …………… | Hal Cooper |
Ashanti Bromfield | …………… | Melody Valentine |
Hayley Law | …………… | Valerie Brown |
Daniel Desveaux | …………… | Detective |
Barclay Hope | …………… | Cliff Blossom |
Cody Kearsley | …………… | Moose Mason |
Colin Lawrence | …………… | Coach Clayton |
Tom McBeath | …………… | Smithers |
Caitlin Mitchell-Markovitch | …………… | Ginger Lopez |
Sean Quan | …………… | Boy Scout |
Olivia Ryan Stern | …………… | Tina Patel (as Olivia Ryan-Stern) |
Alvin Sanders | …………… | Pop Tate |
Trevor Stines | …………… | Jason Blossom |
Daniel Davis Yang | …………… | Dilton Doiley |
Was bedeutet eigentlich „TBA“ in der Anzeige bei Episodenführern?