Borussia Mönchengladbach verpasst in der Spitzengruppe der Bundesliga einen wichtigen Sieg.
Tim Kleindienst atmete tief ein, dann ließ er seinen Frust ohne jeden Filter heraus.
"Wir haben ein unfassbar schlechtes Spiel gemacht", schimpfte der Nationalstürmer von Borussia Mönchengladbach nach dem enttäuschenden 1:1 (1:0) beim FC St. Pauli, er fällte am "DAZN"-Mikrofon minutenlang ein vernichtendes Urteil: "Man hatte das Gefühl, wir hätten noch zehn Stunden weiterspielen können und hätten hier nichts Vernünftiges auf den Rasen gebracht."
Vier Spiele auf des Gegners Plätzen hatten die Auswärtsexperten zuletzt in Serie gewonnen. Doch am kochenden Millerntor mussten die Champions-League-Träumer am Ende froh sein, bei einem Abstiegskandidaten nicht verloren zu haben. "Wir haben einen Punkt gewonnen, der definitiv nicht verdient ist", motzte Kleindienst. "Wir hatten keinen Zugriff, wir haben alles vermissen lassen, hatten keine zweiten Bälle. Sooo viele Ballverluste, sooo viele technische Fehler!"
St. Pauli dominiert - und holt verdienten Punkt
Die Hoffnung auf einen Europapokalplatz, auf die Champions-League-Rückkehr gar, lebt dennoch. Nur zwei Punkte fehlen der Mannschaft der Stunde auf den vierten Platz. Mit einem Dreier wären die Gladbacher nach Punkten mit Mainz 05 gleichgezogen - doch auch Ko Itakuras Führungstreffer (45.+2) brachte am Sonntag keine Sicherheit ins Spiel. Oladapo Afolayan (85.) traf spät, aber verdient für St. Pauli. "Das war die beste Leistung der Saison", sagte Kapitän Jackson Irvine: Auch, weil die Gladbacher diese Leistung zuließen.
St. Pauli gelang trotzdem nicht der erhoffte Befreiungsschlag - den schwachen Spieltag der Konkurrenz nutzten die Gastgeber nur unzureichend aus. Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Tabellen-15. bis zum Saisonende zittern muss.
Von einer spielerischen Gladbacher Überlegenheit war nichts zu sehen. Im Gegenteil: Das Sorgenkind St. Pauli heizte den Gästen mit hohem Pressing ein. Danel Sinani scheiterte mit der ersten guten Chance an Tiago Pereira Cardoso, der in Abwesenheit der verletzten Moritz Nicolas und Jonas Omlin erneut das Borussia-Tor hütete.
Gladbach verlässt sich nur aufs Kontern
Seine Vorderleute taumelten auch im Anschluss recht ideenlos durch die Partie. Die Hamburger, mit der Chance eines extrem wichtigen Heimsieges vor Augen, blieben das gefährlichere Team: Elias Saad verpasste nach Gewusel im Strafraum die Führung (30.).
Als im Stadion alles nach einem Pausen-Remis von überschaubarer Attraktivität roch, bekamen die Fahrgäste des Riesenrades auf dem Hamburger Frühlingsdom doch noch Zählbares zu sehen. Itakura nutzte die Schläfrigkeit der St.-Pauli-Defensive mit einem Kopfball zur schmeichelhaften Führung.
Die Gastgeber ließen nicht beirren. Sinani prüfte kurz erneut den starken Pereira Cardoso (49.); die Partie, die St. Pauli weiter dominierte, nahm nun richtig Fahrt auf. Saad hatte nach einer guten Stunde gleich zwei weitere Chancen, doch er konnte den Bann nicht brechen.
Gladbach, das in der Defensive jede Menge zu tun bekam, verließ sich aufs Kontern, ließ aber die nötige Zielstrebigkeit vermissen. Dann schlug Afolayan zu - und Tim Kleindienst schimpfte los.