Nio unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von anderen Autoherstellern: Bei Nio können Sie die Batterie “on the fly” wechseln (Power Swap). Das ist sicherlich ein interessanter Ansatz. Doch um sich auf dem Markt durchzusetzen, müssten diese Technik erst einmal viele Käufer im Alltag nutzen.
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Unsere Wertung
Pro
- Luxuriös und üppig ausgestattet
- Komfortabel
- Geräumig
- Gutes MMI
Kontra
- Fahrerassistenzsysteme
- Kein Kofferraum unter der Motorhaube
- Schlechte Freisprecheinrichtung
- Teuer
Fazit
Eines der komfortabelsten und geräumigsten Elektroautos, die ich jemals gefahren bin – aber auch eines der teuersten. Der Preis und die Tatsache, dass wichtige Fahrerassistenzsysteme nicht zuverlässig funktionieren, schmälern den Gesamteindruck des ansonsten gut durchdachten Autos.
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Beste Preisgestaltung heute
Mit 367 neu zugelassenen Nio-Autos im Jahr 2024 in Deutschland sieht es laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts für den Hersteller, gelinde gesagt, düster aus. Könnte der neue Elektro-SUV EL8 das Modell sein, das den Absatz deutlich ankurbelt? Nein, das glaube ich nicht. Das ist schade, denn ich mag wirklich viel an diesem Auto.
Kaufen oder mieten Sie die Batterie
Ich teste das Auto mit der Langstreckenbatterie, bei der das Auto selbst schon 82.900 Euro kostet, bevor Sie den Preis für die Batterie einrechnen. Wie bei den anderen Autos von Nio können Sie wählen, ob Sie das Auto mit Batterie für 21.000 Euro zusätzlich kaufen oder nicht. Die Alternative ist, die Batterie zu leasen. Ein interessantes Angebot, aber mit 289 Euro im Monat auch nicht gerade billig.
Im Gegenzug bietet der Nio EL8 eine Menge an Ausstattung. Die einzigen lohnenswerten Optionen, die Sie noch hinzufügen können, sind die Anhängerkupplung, Radoptionen und Wünsche für Farben und das Interieur.
Das Auto ist mit unglaublich bequemen Sitzen verschwenderisch gestaltet und legt generell großen Wert auf Komfort. Es gibt ein scharfes und attraktives Head-up-Display und in der Executive-Version sogar einen Kühlschrank zwischen den Sitzen. Und das Panoramaglasdach trägt zu einem luftigen und hellen Gefühl im Auto bei.
Mikael Lindkvist
Es gibt unter anderem eine Sitzheizung in allen drei Sitzreihen (es gibt insgesamt sechs Sitze im Testwagen) und außerdem haben sowohl die Vordersitze als auch der Rücksitz in der zweiten Reihe eine Massagefunktion. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch der Beifahrersitz, der eine ausklappbare Beinstütze hat – und einen Fußhocker! Zusammen mit den extrem bequemen, weichen Polstern bedeutet dies, dass Sie die Fahrt wirklich genießen können, vor allem, wenn jemand anderes das Fahrzeug steuert.
Komfortabel auf der Straße
Das Auto verfügt über eine Luftfederung und eine progressive Stoßdämpfung (HRS), die laut Hersteller die Straße vor dem Auto in Echtzeit einliest und die Dämpfung an den Untergrund anpasst. Auf jeden Fall finde ich, dass das Auto unglaublich sanft und komfortabel auf der Straße liegt. Sie können wählen, wie hoch das Auto während der Fahrt sein soll, und es sogar absenken, wenn Sie Passagiere einsteigen lassen.
Mikael Lindkvist
Ich fahre das Auto sowohl in der Großstadt als auch auf einer Fahrt zwischen Stockholm und Dalarna. Die Langstreckenbatterie sollte theoretisch eine Reichweite von bis zu 510 Kilometern ermöglichen.
In der Praxis schafft man im Winter mit einer Ladung etwa 400 Kilometer auf der Straße, bevor man in Panik gerät, noch rechtzeitig eine Ladestation zu finden. Wenn ich an verschiedenen DC-Schnellladegeräten anhalte und auflade, erhalte ich maximal 120 Kilowatt, was nicht sehr beeindruckend ist. Und das trotz der vorgewärmten Batterie und der Tatsache, dass ich an den Stationen so gut wie allein war. Mit der großen Batterie sind laut Hersteller bis zu 240 Kilowatt möglich. Die kleinere Batterie unterstützt immerhin das Laden mit bis zu 140 Kilowatt.
Das Auto macht sich auch gut auf der Autobahn. Es fährt leise und sicher und manchmal fühlt es sich fast so an, als würde ich dahinschweben. Dies ist ein großes Auto und das zeigt sich, als ich den EL8 auf kurvenreichen Straßen mit einer etwas aktiveren Fahrweise herausfordere.
Er ist in keiner Weise sportlich, auch wenn er extrem viel Kraft unter der Haube hat. Er beschleunigt in etwas mehr als 4 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde, aber ich habe nie das Bedürfnis, auch nur annähernd die maximale Leistung zu nutzen. Das Auto hat einen Allradantrieb, aber nur, wenn er gebraucht wird. Ich habe das System auf verschneiten Straßen getestet und es funktioniert!
Mikael Lindkvist
Sie steuern die meisten Dinge im Auto über den großen Mittelbildschirm, und das MMI des Nio hat sich sehr zum Besseren entwickelt. Einstellungen und Funktionen sind im Allgemeinen unkompliziert zu finden. Carplay wird nicht unterstützt. Der Hersteller setzt stattdessen auf sein eigenes System. Mit dem optionalen Noomi Mate erhalten Sie eine kleine Kugel auf dem Armaturenbrett, die Sie auf den Sprachassistenten im Auto aufmerksam macht.
Wenige Tasten
Obwohl das System einfach zu bedienen ist, vermisse ich einige physische Tasten für die Klimasteuerung. Die grundlegendsten Funktionen befinden sich immer am unteren Rand des Bildschirms, aber wenn Sie etwas anderes ändern möchten, müssen Sie in die Untermenüs gehen. Das möchte man während der Fahrt nicht unbedingt tun.
Mikael Lindkvist
Die App funktionierte während des gesamten Tests reibungslos.
Wetterabhängiges Lidar-System
Der EL8 ist vollgepackt mit Sensoren und Kameras, die das Fahren sicherer und einfacher machen. Unter anderem verwendet er Lidar, um seine Umgebung im Auge zu behalten. Das klappt besonders gut auf sauberen und sonnigen Straßen. Zumindest hatte ich diesen Eindruck beim kleineren Modell EL6.
Aber wie schlagen sich die Systeme des EL8 bei winterlichen Bedingungen? Nicht so gut. Ich weiß, dass der Spurhalteassistent verrückt spielt, wenn die Fahrbahnmarkierungen weniger sichtbar sind. Aber das Lidar-System ist extrem wetterabhängig. Wenn es stark nieselt, kann es die Spur nicht mehr halten – dann schaltet sich das System ab.
Einmal, als das Lidar während der Fahrt auf der Autobahn den Geist aufgab, schaltete das Auto selbst die Warnblinkanlage ein und wurde langsamer, weil es auf den Seitenstreifen abbiegen wollte. Gleichzeitig blinkte es rot und piepste laut. Ich war ziemlich schockiert! Und die Fahrer hinter mir waren wahrscheinlich ebenfalls besorgt.
Es kam auch 4–5 Mal vor, dass das Auto vor mir Fußgänger erkannte, obwohl die Straße menschenleer war.
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Mikael Lindkvist
Das Auto liest über seine Kamera Verkehrsschilder ein, aber es gab im Testzeitraum dabei einige Fehler. Auf dem Weg nach Borlänge dachte das Auto manchmal, die Geschwindigkeitsbegrenzung sei viel niedriger, als sie über weite Strecken war. Das führt zu lästigen Warnungen, wenn Sie das System nicht ausschalten. Die Deaktivierung erfordert wiederum mehrere Tastendrücke auf dem Bildschirm und muss nach jedem Start neu eingestellt werden.
Ein weiteres erwähnenswertes Detail ist die Freisprechfunktion. In einem so teuren Auto muss es einfach ein besseres Mikrofon geben als im EL8. Es ist unmöglich, über das System des Autos zu sprechen, obwohl es ausgezeichnet isoliert und leise ist.
Nio
Die Zielgruppe für den Nio EL8 sind eindeutig große Familien, die bereit sind, für Luxus, Komfort und viel Platz einen hohen Preis zu zahlen. Doch kann er mit dem kommenden Volvo EX90 mithalten? Daran habe ich meine Zweifel. Entscheidend wird sein, wie lange sich Nio auf dem Markt halten kann, wenn die Verkaufszahlen weiterhin niedrig bleiben. Der EL8 ist in vielerlei Hinsicht ein beeindruckendes Fahrzeug, doch ein dringend benötigter Verkaufsschlager wird er wohl nicht. Zudem muss Nio seine Fahrerassistenzsysteme deutlich verbessern.
Spezifikationen
Hersteller: Nio
Motor: 653 PS / 489 kW
Antrieb: Allrad
Batterie: 100 Kilowatt (große Version)
Reichweite (WLTP): 487 bis 510 Kilometer
Leistung: 0–100 km/h in 4,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Schnellladung (DC): 240 Kilowatt
Ladegerät an Bord (AC): 11 Kilowatt
Anhängerkupplung: Optional 1.250 Euro, bis zu 2000 Kilogramm
Preis: ab 82.900 Euro (ohne Batterie), 103.900 Euro (Long Range)
Bewertung: 3 von 5
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Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation M3 und wurde aus dem Schwedischen übersetzt und lokalisiert.