Derzeit sind Leopard 2 A7A1 und A8 (siehe das Foto zu dieser Meldung) die aktuellsten Versionen des Kampfpanzers der Bundeswehr. Ihr wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den vorangegangenen Leopard-2-Generationen ist das abstandsaktive Hardkillsystem Trophy. Doch bis das sich endlos hinziehende deutsch-französische Panzerprojekt Main Ground Combat System MGCS irgendwann nach 2045 endlich einen komplett neu entwickelten Kampfpanzer vorstellen wird, muss eine Übergangslösung gefunden werden.
Diese Übergangslösung wird sich vom bisherigen Leopard 2 derart massiv unterscheiden, dass Kenner der Szene von einem Leopard 3 sprechen. Zwar hat das Bundesministerium der Verteidigung diese Benennung noch nicht bestätigt, sie erscheint aber naheliegend. Alternativ ist auch von Leopard 2 AX oder von einer “Brückenlösung” die Rede.
Deren Eckdaten stehen jetzt fest, denn die Bundeswehr hat KNDS Deutschland, Rheinmetall und Hensoldt mit der Entwicklung mehrerer Studien beauftragt. Das berichtet das Fachportal Hartpunkt. Mit der Einführung dieses neuen Kampfpanzers, der sich technisch zwischen Leopard 2 A8 und dem MGCS befindet, sei ab den 2030er-Jahren zu rechnen. Die jetzt in Auftrag gegebenen sieben Studien sollen Ende 2026 abgeschlossen werden.
130-mm-Kanone
Demnach erhält der Leopard 3 eine völlig neue Kanone, und zwar erstmals mit dem Kaliber 130 mm. Bisher ist im Leopard 2 in allen Generationen eine 120-mm-Kanone verbaut, wenn auch mit unterschiedlichen Längen. Der Einbau einer 130-mm-Kanone stellt eine massive Änderung im Konzept des Leopard 2 dar, die neue Kanone wird eine deutlich höhere Durchschlagsleistung als die bisherige 120-mm-Kanone bieten.
Neue Munition
Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall hat bereits eine 130-mm-Kanone entwickelt – der KF51 Panther, den Rheinmetall als eigenen Prototyp für einen Kampfpanzer vorgestellt hat, ist mit einer 130-mm-Kanone bewaffnet. Verbunden mit der Einführung einer neuen Kanone ist die Entwicklung neuer Munition für das Kaliber 130 mm, unter anderem neue Wuchtmunition/KE (zur Panzervernichtung) und Mehrzweck-/Sprengmunition (gegen “Weichziele”).
Ladeautomatik statt Ladeschütze
Da die neue Munition rund 30 Kilogramm wiegt, ist zwangsläufig eine Ladeautomatik erforderlich, denn kein Ladeschütze kann so schwere Munition noch handhaben. Damit würde der Leopard 3 der erste Leopard mit Ladeautomatik und mit nur noch drei Mann Besatzung. Der Turm des Leopard 3 wird also komplett neu gestaltet und vermutlich kleiner als der des Leopard 2 werden; der gesamte Leopard 3 dürfte eine niedrigere Silhouette haben.
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Automatische Feldjustieranlage
Damit verbunden ist die Entwicklung einer automatischen Feldjustieranlage. Diese soll automatisch “präzisionsmindernde thermische Einflüsse auf das Waffenrohr, z.B. durch Sonneneinstrahlung oder Schussbelastung, korrigieren”. Bisher muss das der Richtschütze von Hand machen.
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Erweiterter Selbstschutz
Nicht nur die Feuerkraft, sondern vor allem auch die Überlebensfähigkeit eines Kampfpanzers ist wichtig. Deshalb bekommt der Leopard 3 auch neue Schutzsysteme, die auf dem von Hensoldt entwickelten Selbstschutz-System MUSS (Multifunctional Self-Protection System) basieren.
Dabei handelt es sich um Sensoren, die anfliegende Geschosse sowie feindliche Laser und Infrarotscanner erkennen, die den Panzer anvisieren. Auch Mündungsfeuer und feindliche Optiken soll das weiterentwickelte MUSS erkennen können. MUSS kann Täuschkörper verschießen, die die anfliegenden Geschosse ablenken. Mit Infrarot-Jammern können anfliegende Geschosse ebenfalls vom Ziel abgebracht werden.
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Neuer Triebwerkblock
Der Leopard 3 soll zudem einen leistungsgesteigerten Motor bekommen. Dessen Entwicklungsauftrag läuft unter der Bezeichnung Olymp. Angeblich soll nicht mehr MTU, das bisher den Motor für den Leopard 2 liefert, sondern Liebherr das Triebwerk (inklusive Getriebe, Schaltung, Kühlung und Abgasanlage) liefern (der Triebwerkblock eines modernen Kampfpanzers ist kompakt gebaut und kann als Ganzes ausgetauscht werden). Dabei soll es sich wieder um einen Verbrennungsmotor handeln.
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Das Video fasst die wesentlichen Erkenntnisse zum Leopard 3 zusammen: