Unsere Wertung
Pro
- Eine der besten Film-Umsetzungen aller Zeiten
- Indy-Humor und sehr gute Schauspieler
- Mehr Abenteuer als geskripteter Blockbuster
- Atemberaubend schön dank idTech7-Engine
- Große, liebevoll designte Levels
- Verkleiden & improvisieren statt Ballern
- Viel, viel mehr Indy als Harrison Fords letzter Film
Kontra
- Mitunter etwas zu dumme KI
- Kletter-Passagen aus Ego-Perspektive können sich schwammig anfühlen
Fazit
Indiana Jones und der Große Kreis ist ein wundervolles Abenteuer geworden, welches die Essenz von Steven Spielbergs Indiana Jones im Herzen trägt. Im Test konnte uns das Spiel daher auf ganzer Linie überzeugen und bekommt volle Punktzahl. So gut war Indy schon lange nicht mehr!
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Wir leben in merkwürdigen, verwirrenden, aber auch wundervollen Zeiten. Denn Hollywood hat verlernt, wie seine Ikonen zu Ikonen wurden und warum die Welt Indiana Jones liebt. Doch Bethesda und Machine Games zelebrieren mit ihrem neuen Spiel “Indiana Jones und der große Kreis” genau das: die Liebe zu Indy.
Zu diesem leicht schusseligen Professor, der vor Glück strahlt, wenn er ein verlorenes Artefakt findet. Der sich ständig in Schwierigkeiten bringt, sich oft mit seinen Fäusten, Freunden und viel, viel Glück gerade noch so aus dem Schlamassel zieht. Der aber auch mit blutigen Lippen und blauen Augen noch immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat.
Indiana Jones ist eine Legende: Weil er jedes Mal loszieht, um Schätze zu finden, aber stattdessen findet er seinen Vater. Oder die Liebe seines Lebens. Und er lernt viel über Freundschaft. Wie in den guten Filmen, so im Xbox-Blockbuster
IDG
Und genau das ist es, was Hollywood nicht zu verstehen scheint, aber Bethesda mit Indiana Jones und der große Kreis in Perfektion abliefert: Dass wir mit unseren Helden mitfiebern wollen.
Wir wollen sie nicht auslachen, wir wollen Harrison Ford nicht als alten Mann sehen, der vergessen hat, wie man die Peitsche benutzt. Wir wollen wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum vor diesen Welten sitzen, wollen die Fäuste ballen und Daumen drücken, wenn Indy völlig unverhofft im Spiel über Shanghai in einem Sturzkampfbomber landet und versucht sich zu erinnern, „wie man diese Dinger denn fliegt.“
Dieses Spiel, der Weihnachts-Blockbuster 2024, ist auch deshalb ein absolutes Muss für jeden Abenteurer-Fan, weil es zeigt, was Technologie heute kann. Die ersten 15 Minuten kommen wir aus dem Staunen nicht raus.
Weil Machine Games und id Software auf ihrer idTech7-Engine die komplette Anfangsszene aus “Jäger des verlorenen Schatzes” mit Raytraced Global Illumination in einer Perfektion nachbaut, das ist einfach ein Traum.
Das fühlt sich an, als würden wir durch das Filmset laufen, mit ihm interagieren, selbst die Fallen umgehen, aber auch links und rechts gucken können, im Wasser waten oder tauchen.
Auf der grafischen Ebene sind die Cutscenes auf einem Level mit Uncharted 4, was schon sehr beeindruckend ist. Das gilt für alle Protagonisten und Sidekicks.
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Das ist einfach ein Genuss: Die goldene Pracht des Apostolischen Palastes, die Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle – diese ganzen Details des Vatikans – das ist so liebevoll nachgebaut, wie es sonst nur Assassin’s Creed: Unity mit Paris gemacht hat.
Es gibt nicht so viele Szenarien wie in Uncharted, aber dafür sind sie groß: inklusive vatikanischer Bibliothek, dem ikonischen Balkon, von dem wir auf die Piazza San Pietro von Bernini schauen.
Es gibt unzählige Nebenquests und Easter Eggs. Jede Palme in einem Insel-Dorf in Siam, dem heutigen Thailand, bewegt sich im Wind, in jeder Strohhütte hängt Federkunst von der Decke, die den Gottheiten gewidmet sind, wie wir in Dialogen erfahren können. Wenn wir das wollen. Und wir wollen, weil wir Indy sind. Weil wir Kultur lieben.
Eine Liebeserklärung an Indy
Bethesda und Machine Games verstehen die Essenz von Indiana Jones und warum wir diese Reihe lieben. LucasFilm und Disney können viel von diesem Spiel lernen.
IDG
Steven Spielberg und George Lucas werden dieses Spiel spielen, Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy anrufen und sie fragen, warum ihre Teams so etwas nicht mehr abliefern.
Denn Bethesda lernt viel von Steven Spielberg, dem Meister des Stagings – wie er das Bild aufbaut, wo alle Figuren im Set stehen und wie die Kamera die Atmosphäre schafft.
Wenn Harrison Ford in den ersten Minuten von “Jäger des verlorenen Schatzes” mit der Hand ins Licht fasst, die durch einen Spalt im Berg entstanden ist, so eine Falle auslöst und nur wenige Zentimeter vor seiner Nase ein Fallgatter aus der Wand schießt, an der schon ein Skelett hängt – dann ist es genau dieser 30-sekündige Shot, der den ganzen Helden etabliert.
Troy Baker, der als der Leonardo DiCaprio der Spielebranche gilt – der beste Schauspieler seiner Klasse, hat sich genau den Slang angeeignet, den Harrison Ford 1981 in “Jäger des verlorenen Schatzes” zeigte.
Der Xbox-Blockbuster funktioniert auch deshalb so fantastisch, weil er versteht, wie Spielberg Indiana Jones ursprünglich gedacht hat – als diesen Adrenalin-Junkie, der für Artefakte durchs Feuer springt. Sich aber auch ständig selbst überschätzt. Der glaubt, einen Plan zu haben, dann aber improvisieren muss.
Indy ist nicht James Bond – finden wir ein deutsches Sturmgewehr, hat das nur 12 Schuss und danach nutzen wir seinen Kolben, um Nazis zu verhauen. Infiltrieren wir den Vatikan, machen wir das ohne Plan. Da liegt eine Weinflasche, mal gucken was passiert.
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Das Spiel versteht, wie sein Held tickt. Es gibt diese schöne Szene, wo ein völlig verdutzter italienischer Soldat eine sündhaft teure Vase nach Indy schmeißen will, und der sagt nur: „Weißt du eigentlich, wie alt die ist?”
Weil Indy die Kunst und Geschichte dahinter liebt. Er macht, was er macht, um Artefakte für Museen zu retten, nicht um Mussolini in Italien oder Nazi-Schergen in Ägypten zu bekämpfen. Diese Liebe zur Archäologie, die zeigt uns das Spiel immer wieder.
Etwa wenn uns in Giza ein verzweifelter Gelehrter erzählt, dass die Wehrmacht alle Artefakte seiner Stadt, also die Geschichte seiner Nation, stehlen will. Was erst dazu führt, dass wir mit Bratpfanne bewaffnet im Stealth-Mode einen Soldaten nach dem anderen ausknocken.
Die größte Schwäche des Spiels ist die KI: Wir können etwa eine Leibwache des Papstes, die ja durchaus eine Eliteeinheit sind, mit einer Violine verhauen. Und seine Kollegen hören und merken das nicht.
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Es ist auch sehr Spielberg in seinem Pacing: Dieses Werk lässt sich Zeit für Gags. Etwa, als wir uns als Pastor verkleiden und uns ein Soldat gesteht, dass er eine Affäre mit seiner Stiefmutter hat – „Jesus Christ“, fährt es aus Indy heraus.
Der Soldat erkennt, dass wir gar kein Geistlicher sind – ein „Oh Shit“ später, muss es die Faust richten. Troy Baker knallt uns die One-Liner auf die gleiche genervte Art rein, wie der junge Harrison Ford. Und das ist einfach Nostalgie pur.
Lust auf Abenteuer, wie von Spielberg inszeniert
Indiana Jones und der Große Kreis ist inszeniert wie ein non-lineares Abenteuer, in dem uns stets eine Karotte vorgehalten wird; es gibt aber relativ wenige Skript-Events. Stattdessen verkleiden wir uns und erkunden drei riesige Story-Gebiete.
IDG
Spannend ist auch, dass Xbox, Bethesda und Machine Games nicht den Fehler machen, den Hollywood in jedem einzelnen Film begeht – die sind nämlich fast alle zu hektisch geschnitten.
Indy 5 funktioniert nicht, weil er als Blockbuster inszeniert ist, wo eine Action-Sequenz die nächste jagt. Sie peitschen uns durch den Film, statt uns genießen zu lassen – wie “Jäger des verlorenen Schatzes” oder “Der letzte Kreuzzug”, der viel Zeit damit verbringt, Indy mit seinem Papa zu vereinen.
Indiana Jones ist eben nicht James Bond – es geht nicht darum, die Welt zu retten. Sondern sie zu erkunden.
Ein guter Indiana Jones braucht einen starken Antagonisten: Voss, gespielt von Marios Gavrilis, liefert sich einen regelrechten Nerd-Face-Off mit Dr. Jones, was richtig Laune macht.
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Das Spiel präsentiert sich oft als kleine, in sich geschlossene Welten, in der wir durch Gänge schleichen, uns Schlangen auf den Kopf fallen, was Indy gar nicht gefällt.
Aber er bleibt cool, wir nehmen eine Hacke, hauen auf eine Wand, die bricht und ein Raum wird enthüllt, der eine Nebenquest freischaltet oder abschließt.
Weil es in Indiana Jones nie wirklich um Schätze ging – in den Filmen ergattert und verliert Harrison Ford stets das, für das er so hart gekämpft hat und lernt stattdessen, was Freundschaft oder Liebe bedeutet.
Nicht nur Action, sondern auch Freundschaft und Liebe
Und natürlich eine spannende Frau: Gina hat viel Tiefe, durchlebt harte Momente, eine regelrechte Achterbahnfahrt der Emotionen und ist ein wichtiger Anker für die Geschichte. Sie ist die italienische Marion Ravenwoo
d.IDG
Indiana Jones und der große Kreis macht genau das auch. Wenn wir in den Vatikan einbrechen und einen Pater treffen, der mit Indy über gute, alte Zeiten schwadroniert. Oder sich Indys neue Partnerin Gina Lombardi als eine Hommage an Marion Ravenwood entpuppt und wir grinsen müssen.
Natürlich gibt es die „Indy-Moments“, in denen sein Theme vom Orchester groß aufspielt – wenn wir mit der Peitsche über lodernde Flammen schwingen, die Teil einer fiesen Falle des Sukothai-Tempels von Wat Mahathat sind, die direkt aus Indiana Jones und der Tempel des Todes stammen könnten.
Wobei Bethesda wenig kopiert, nur die ersten 15 Minuten sind ein 1:1-Remake. Aber viel zitiert. Etwa wenn wir an einem Zeppelin über Rom fliegen, nur an unserer Peitsche hängend. Hier zeigt sich, warum das Studio sich in die Ego-Perspektive verliebt hat – weil es ein Gefühl für die Szenerie gibt.
Indy liebt fremde Länder, unerforschte Dschungel und Tempelanlagen. Die Ego-Perspektive lässt uns richtig eintauchen in diese Welt. Wir spielen nicht Indy, wir sind Indiana Jones.
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Wir spielen nicht Indy, wir sind Indy – wir gucken richtig panisch nach unten, wenn wir den Petersdom hochkraxeln.
Auch in seinem Storytelling ist Xbox-Indy so richtig Harrison Ford – wir treffen viele Altbekannte wieder, denen Zeit gewidmet wird. Sie sind nicht nur mal eine Minute da, sondern ein Level.
Wenn es Hollywood nicht mehr kann, muss es eben die Games-Branche richten. Als Nächstes könnten Bethesda, Machine Games und id Software gerne Star Wars retten …
Fazit
Indiana Jones und der große Kreis ist genau das, was die geschundene Indy-Fan-Seele gerade braucht. Nachdem LucasFilm es mit dem letzten Harrison-Ford-Film ziemlich versaut und das Andenken seiner eigenen Ikone fast ein bisschen beschmutzt hat, verstehen Bethesda und Machine Games, warum wir Indiana Jones lieben. Und zwar auf allen Ebenen …
Von den Personen-Konstellationen; über die Action, die fiesen, tödlichen, brillanten Fallen; die Gags; diese Nerd-Duelle mit Nazi-Wissenschaftlern. Diese Lust am Erkunden, denn Harrison Ford passieren seine Abenteuer – er stolpert da einfach rein, er plant sie nicht. Und Troy Baker spielt Indy, genau wie Harrison Ford in einem der besten Filme aller Zeiten – Jäger des verlorenen Schatzes.
Auf dem PC mit einer RTX 4080 zeigt das Spiel zudem, dass wir Filme heute in echtem Fotorealismus in Spiele beamen können. Wie der Vatikan in seiner Größe, Vielfalt und Kunst designt ist, da kommt sonst nur Versailles aus Assassin’s Creed: Unity ran.
Die KI könnte zwar smarter sein, aber die Action knallt so schön rein – die Faustkämpfe, dieses improvisierte Kämpfen, wo wir innerhalb von zwei Minuten mit einer deutschen Stg 44, einem Besenstil, einer Bratpfanne und Weinflasche gekämpft haben. Dieses Spiel ist ein echter Tipp für Indy- und Adventure-Fans zugleich.
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