Fast 1,5 Millionen Elektroautos sind aktuell in Deutschland zugelassen (Stand: April 2024). Zum Vergleich: 2020 waren es weniger als 140.000. Auch wenn der Verbrenner auf der Beliebtheitsskala der Bundesbürger aktuell noch den Spitzenplatz einnimmt, freunden sich immer mehr Autofahrer mit einem elektrischen Antrieb an. Sportliche Beschleunigung, eine leise Fahrt, keine Abgase, günstigere Treibstoffkosten und positive Umweltaspekte sind ja auch gute Gründe für die flotten Fahrzeuge.
Ein Kernproblem bei E-Autos bleibt aber: Die darin verbauten Akkus unterliegen beim Laden und Entladen einem zwangsläufigen Verschleiß. Viele Hersteller garantieren Kunden aktuell eine Akku-Laufzeit von mindestens acht Jahren beziehungsweise eine Reichweite von 160.000 Kilometern. Das Versprechen: Währenddessen wird der Batteriespeicher nicht unter 70 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität fallen.
Besitzer von Elektroautos können der Gesundheit und Ausdauer des Akkus aber auch selbst unter die Arme greifen, um den Austausch des Energiespeichers möglichst lange hinauszuzögern. Auch die ursprüngliche Leistung bleibt länger erhalten, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet. Wir geben die zehn besten Tipps:
1. Maximales Aufladen und völliges Entleeren (wenn möglich) vermeiden
Wie andere Lithium-Akkus auch fühlen sich die Batteriezellen eines E-Autos weder bei maximaler Ladung noch bei sehr niedrigem Ladestand besonders wohl. Das Problem: Mit dem Ladeniveau steigt und fällt auch die Spannung im Akku. Sowohl bei sehr hoher Spannung (mehr als 80 Prozent Ladung) als auch bei niedriger Spannung (unter 20 Prozent Ladung) beschleunigt sich die chemische Alterung des Kernbauteils.
Mit modernen Wallboxen oder mit entsprechenden Apps und Ladefunktionen ist es inzwischen ganz einfach, den Akku in seiner Komfortzone zu halten. Damit kann man im Vorfeld festlegen, bis zu wie viel Prozent der Höchstkapazität geladen werden soll. Wenn sich das mit Ihrer PKW-Nutzung vereinbaren lässt, stoppen Sie das Aufladen am besten bei 80 Prozent. Wer eine längere Fahrt vor sich hat, kann den Akku vorher natürlich voll aufladen.
2. Wenn das Auto länger steht: Ein „gesundes“ Ladungsniveau anpeilen
Das gehört thematisch zum vorherigen Punkt: Sehr hohe oder sehr niedrige Ladungsniveaus machen Lithium-Akkus zwar nicht gleich kaputt, sie beschleunigen aber die unvermeidliche Alterung und den damit einhergehenden Kapazitätsverlust. Wenn das E-Auto mal länger geparkt wird, gilt daher: Nach Möglichkeit ein dauerhaftes Ladungsniveau von 30 bis 80 Prozent anpeilen.
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3. Schnellladen nur dann, wenn es wirklich sein muss
Auch wenn es praktisch ist: mit der Schnellladefunktion tut man Lithium-Akkus nichts Gutes. Zum einen kann die beim Schnellladen anliegende hohe Spannung auch die Temperaturen im Akku kräftig steigen lassen, was die Alterung beschleunigt. Dazu kommt aber noch ein anderes Problem:
Mitunter entstehen beim schnellen Laden in den individuellen Akku-Zellen unterschiedliche Ladungsniveaus, die ohne entsprechenden Ausgleich einem ungesunden Spannungsgefälle innerhalb der Zellen führen kann. Das Schnellladen sollte man deswegen nur dann nutzen, wenn man wirklich darauf angewiesen ist und das E-Auto möglichst schnell wieder fahrbereit sein muss.
Ob besonders langsames Laden, das sogenannte „Schnarchladen“ gut für den Akku ist, ist übrigens umstritten. Denn dabei liegt zwar weniger Spannung an und die Temperaturen sind in der Regel niedriger. Dafür zieht sich der Ladungsvorgang insgesamt in die Länge – womit man dem Energiespeicher auch keinen Gefallen tut.
4. Nach Möglichkeit: Sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen vermeiden
Ähnlich wie es ein gesundes Ladungsniveau für die meisten Lithium-Akkus gibt, gibt es auch günstige und eher ungünstige Temperaturniveaus. Die Wohlfühlzone der Energiespeicher liegt bei 20 bis 30 Grad Celsius – das kann man bei einem Auto natürlich nicht immer garantieren, schon gar nicht im Winter oder im Hochsommer. Man kann es aber im Auge behalten und bei starkem Sonnenschein schattige Parkplätze suchen oder das Fahrzeug an kalten Wintertagen möglichst in die Garage stellen.
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5. Beim Auto-Kauf: Größere Akkus versprechen mehr Haltbarkeit
Genaugenommen ist das kein Pflegetipp – wer sich ein neues E-Auto zulegt, ist für den Hinweis aber vielleicht trotzdem dankbar: Je größer der Akku eines E-Autos ausfällt, desto höher ist in der Regel seine Lebensdauer. Das liegt an der einfachen Tatsache, dass die Alterung des Stromgebers ganz wesentlich von den Ladezyklen abhängt, die man ihm zumutet. Hat ein Akku eine hohe Kapazität, dann muss man ihn nicht so oft laden.
6. Empfohlene Service-Zyklen beachten
Auch wenn es manchmal Geld kostet: Die Inspektionszyklen eines Fahrzeugs sollte man immer im Auge behalten, besonders beim E-Auto. Wenn alle Komponenten reibungslos funktionieren, kann auch der Akku optimal arbeiten. Tesla führt inzwischen allerdings keine festen Wartungsroutinen mehr durch, Software-Updates werden remote aufgespielt.
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7. Bei kaltem Akku: Fuß vom „Gas“
Je weiter man das Gaspedal durchdrückt, desto mehr Leistung wird dem Akku abverlangt – logisch. Das ist aber schon bei normalen Temperaturen nicht optimal, weil sich der Akku bei sportlicher Fahrweise rascher entlädt und damit auch schneller den nächsten Ladezyklus nach sich zieht. Bei sehr niedrigen Temperaturen ist hohes Beschleunigen zudem besonders ungeschickt, weil die Temperaturen im Akku dann stellenweise stark ansteigen und sich Temperatur-Gefälle zwischen kalten und warmen Zonen bilden können.
8. Der beste Moment fürs Aufladen: Direkt nach der Fahrt
Laden Sie den Akku Ihres Elektroautos möglichst gleich nach der Fahrt auf. Besonders im Winter und wenn das Auto im Freien steht, hat das den Vorteil, dass der Energiespeicher dann noch nicht ausgekühlt ist. Der elektrochemische Prozess des Aufladens läuft für den Akku schonender ab, wenn er dabei nicht (sehr) kalt ist.
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9. Akku-Heizung nutzen (wenn vorhanden)
VW
Wenn der Akku des Fahrzeugs besonders kalt ist (unter 10 Grad Celsius) dann neigen viele Batteriemanagementsysteme (BMS) dazu, beim Laden die Stromzufuhr zu begrenzen, um dem Energiespeicher keinen Schaden zuzufügen. Das Aufladen eines kalten Akkus ist für den Stromspeicher generell eher ungünstig, die gedrosselte Stromzufuhr sorgt dann auch für längere Ladezeiten.
Die Lösung für das Problem nennt sich „Vorkonditionierung“ und besteht in einem Heizaggregat für den Akku. Die meisten modernen E-Autos haben diese Technik an Bord. Autohalter müssen es dann nur noch einschalten: Beispielsweise, wenn man gerade unterwegs ist und den nächsten Ladestopp plant.
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10. Den Bleifuß zu Hause lassen
Auch wenn es bei den sportlichen Fähigkeiten moderner E-Autos manchmal schwerfällt: Man sollte damit nicht immer so fahren, als wolle man sich gerade für die Formel 1 qualifizieren. Kitzelt man nämlich rücksichtslos die Leistungsreserven aus dem Akku, dann erwärmt er sich schnell. Bei flotten Überholmanövern ist das unbedenklich, weil die hohe Belastung nur vorübergehend auftritt. Wer aber viel mit Vollgas fährt und das Fahrzeug bei jeder Gelegenheit stark beschleunigt, erhitzt auch die Akkuzellen übermäßig und muss öfter laden. Beides geht dem Akku mit der Zeit an die Substanz.
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