Unsere Wertung
Pro
- Leistung
- Großer kippbarer Bildschirm
- Kofferraum
Kontra
- Fragwürdige Fahrhilfen
- Das MMI und die Bedienelemente für die Klimaanlage
- P-Sensoren und schlüsselloses System
- Die Alarmanlage im Innenraum
- Der Preis
Fazit
Der BYD Seal hätte ein starker Konkurrent für das Tesla Model 3 sein können. Doch das Fahrzeug weist eine Reihe seltsamer Probleme und Fehler auf.
BYD Seal beim Hersteller ansehen
Da ich das günstigere Modell Seal Dolphin bereits kenne, hatte ich hohe Erwartungen an den BYD Seal. Der für Frühjahr 2024 geplante Test musste jedoch aufgrund von Problemen mit dem Allradantrieb verschoben werden.
Während meines Tests habe ich keine Probleme mit dem Antrieb festgestellt, außer dass ich den Motor bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas ruckelig finde. Es gibt jedoch etliche andere Dinge für die Minusspalte im Testprotokoll.
Stylische Model-3-Kopie
Der Seal ist optisch ein elegantes Elektroauto. Er erinnert sehr an das Tesla Model 3 mit seinem modernen und stromlinienförmigen Design als kompakte Limousine. Der erste Eindruck vom Innenraum ist positiv: Materialauswahl und Sitze fühlen sich gut an, der große Bildschirm in der Mitte ist beeindruckend, er lässt sich neigen und in der Höhe verstellen.
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Mikael Lindkvist
Ich habe die AWD-Version des Seal mit zwei Elektromotoren getestet, die zusammen eine Leistung von 390 kW liefern und das Auto in weniger als 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Mit der 82,5-kWh-Batterie verspricht der Hersteller eine Reichweite von rund 570 Kilometern (WLTP).
Die DC-Schnellladung wird mit maximal 150 kW angegeben, was nicht beeindruckend ist, aber ausreichend war für meine geplante Test-Reise. Ich bin knapp 260 Kilometer gefahren. Überall, wo ich schnell geladen habe, hat der Ladevorgang sofort mit hoher Geschwindigkeit begonnen. Die Ladekurve ist auch in den letzten 10 bis 20 Prozent kaum abgesunken, sodass ich oft komplett vollladen konnte.
Das Auto lässt sich angenehm fahren und abgesehen davon, dass ich den Motor bei niedriger Geschwindigkeit etwas ruckelig finde, habe ich am Antrieb nichts zu bemängeln. Auf dem Fahrersitz fühle ich mich wohl, und im Sommer trägt das Panorama-Schiebedach zum geräumigen und offenen Ambiente bei.
BYD stellt seine eigenen Elektroauto-Batterien her. Es handelt sich dabei um Blade-Batterien (kobaltfreies Lithium-Eisen-Phosphat), was bedeutet, dass sie bei voller Ladung nicht so stark verschleißen wie übliche ältere Elektroauto-Batterien, andererseits aber mehr wiegen. Das Problem, das ich an den Ladestationen habe, ist nicht das Laden selbst. Es ist der verdammte Alarm…
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Nerviger Alarm an den Ladestationen
Wie viele andere neue Autos verfügt auch der BYD Seal über einen Innenraumalarm, der mit Bewegungssensoren arbeitet und vor Einbrüchen abschrecken soll, aber auch davor warnt, Kinder im Auto zu lassen. Die Funktion, die im Fahrassistenzmenü (Adas) versteckt ist und Child Presence Detection (CPD) heißt, wird schnell zu einem Ärgernis.
Wenn Sie beim Starten des Fahrzeugs den Alarm nicht jedes Mal deaktivieren, geht der Alarm auch dann los, wenn Sie ruhig sitzen oder das Auto beladen, obwohl das Fahrzeug dann ja offen ist. Dies führte während der Testwoche zu einem ständigen Alarm an den Ladestationen.
Ein weiteres Problem sind die unzuverlässigen Parksensoren. Mehrmals zeigte der Bildschirm an, dass ich noch 30 bis 40 Zentimeter Platz hatte, während ich in Wirklichkeit fast gegen die Wand des Parkhauses gefahren wäre.
Mikael Lindkvist
Mikael Lindkvist
Leider hören die Probleme damit nicht auf. Sie können zwei Handys kabellos aufladen, was praktisch ist, aber das Auto überhitzte mein iPhone sofort. Carplay funktioniert nur mit einem USB-Kabel, und ich schaffte es nie, Audio über Bluetooth zu bekommen, also gab es während der Testwoche viel UKW-Radio. Es wäre schön, wenn das Auto die Sendernamen erkennen könnte.
Darüber hinaus hat der Seal große Probleme mit der Erkennung des Schlüssels. Während der Testwoche erhielt ich täglich Warnungen, dass das Auto den Schlüssel nicht finden konnte.
MMI schlecht übersetzt
Das MMI (Multi Media Interface) ist schlecht übersetzt. Und alle Bedienelemente für die Klimaanlage befinden sich auf dem Touchscreen, was nicht optimal ist. Vor allem nicht mit Carplay, da die Ansicht von Apple dann 100 Prozent der Bildschirmoberfläche abdeckt und man dann viel auf den Bildschirm tippen muss, nur um grundlegende Einstellungen zu ändern.
Sie können auch den englischen Sprachassistenten verwenden, sogar für einige Klimaeinstellungen. Er wird aktiviert, indem Sie “Hi” sagen und BYD auf Englisch buchstabieren.
Das Head-up-Display ist cool und gut, nur schade, dass das eingebaute Navi nicht damit verbunden ist. Das Navigationsgerät selbst verfügt über einige eingebaute Ladenetzwerke, aber viele große Anbieter wie Ionity fehlen.
Mikael Lindkvist
Unübersichtlicher Bildschirm
Wer auch immer den Bildschirm hinter dem Lenkrad entworfen hat, sollte entlassen werden. Er ist unnötig überladen mit Informationen und unübersichtlich. Hellgrüner Text auf hellblauem Hintergrund – was hat sich der Entwickler dabei gedacht?
Der Energieverbrauch des BYD Seal liegt bei knapp 20 kWh pro 100 Kilometer. Das ist etwas schlechter, als ich für ein solches Auto erwarte.
Die Angabe des Echtzeit-Energieverbrauchs ist jedoch völlig unnötig, da er scheinbar wahllos zwischen Plus- und Minuswerten wechselt und mir als Fahrer nichts sagt. Und was bedeuten seltsame Infotexte wie “Past 50 km AEC”?
Ungenauer Fahrspurassistent
Was die Fahrhilfen betrifft, so verfügt der Seal über eine Schildererkennung und einen adaptiven Geschwindigkeitsregler. Der Fahrspurassistent ist ziemlich ungenau und schickt mich bestenfalls im Zickzackkurs zwischen den Fahrbahnmarkierungen hin und her, sodass ich ihm überhaupt nicht vertraue.
Mikael Lindkvist
Sollten Sie den BYD Seal kaufen?
Und nicht zuletzt ist da noch der Preis. Der Listenpreis für den BYD Seal beginnt ab 44.990 Euro. Er ist damit teurer als das Tesla Model 3 (ab 42.490 Euro).
Ganz ehrlich: Für mich gäbe es keinen Grund, den BYD Seal einem Tesla Model 3 vorzuziehen.
Technische Daten des BYD Seal
- Hersteller: BYD
- Getestet: Juni 2024
- Fahrzeugtyp: Limousine
- Antrieb: Allradantrieb
- Motor: Zwei Elektromotoren, insgesamt 390 kW
- Leistung: 0–100 km/h in 3,8 Sekunden
- Batterie: 82,5 kWh
- WLTP-Reichweite: 520 Kilometer
- Schnellladung (DC): Bis zu 150 kW
- On-Board-Ladegerät (AC): 11 kW
- CO2-Emissionen: 0 g/km
- Preis: ab 44.990 Euro
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation M3 und wurde aus dem Schwedischen übersetzt und lokalisiert.