Der Kauf einer neuen Grafikkarte ist meist eine große Investition. Aus diesem Grund sollten Sie sich im voraus gut überlegen, welche GPU die richtige für Sie ist. Wir verraten Ihnen, welche sieben Fehler Sie beim Grafikkartenkauf vermeiden sollten.
1. Ist die Grafikkarte überhaupt der limitierende Faktor?
Wenn Ihr PC in Anwendungen oder Spielen nicht die gewünschte Leistung abliefert, muss nicht zwangsweise die Grafikkarte der limitierende Faktor sein. Auch der Prozessor, der Arbeitsspeicher oder eine unzureichende Kühlung können den PC ausbremsen. In so einem Fall erhalten Sie durch den Einbau einer stärkeren GPU nur eine geringe bis gar keine Mehrleistung. Bevor Sie sich also für den Kauf einer neuen Grafikkarte entscheiden, sollten Sie zunächst überprüfen, ob die GPU tatsächlich das Problem ist. Wie Sie hierfür vorgehen sollten, erklären wir Ihnen in diesem Artikel: Wie erkenne ich, ob CPU oder GPU beim Gaming limitiert?
2. Lohnt sich eine neue Grafikkarte überhaupt oder sollte gleich ein neuer PC her?
Haben Sie die Grafikkarte als Schwachstelle identifiziert, gilt als Nächstes die Frage zu klären, ob ein Upgrade überhaupt sinnvoll ist oder ob die Anschaffung eines neuen PCs mehr Sinn ergibt. Letztlich hängt das stark davon ab, ob Sie einfach nur die Grafikkarte austauschen können, oder ob Sie dann auch ein stärkeres Netzteil und/oder ein größeres Gehäuse benötigen. Welche Kompatibilitäten Sie beachten müssen, erfahren Sie im nächsten Absatz.
Lesetipp: PC aufrüsten oder neu kaufen – ein Leitfaden
Kompatibilität beachten
Damit Sie die Wunschgrafikkarte in Ihren PC einbauen können, müssen ein paar Gegebenheiten erfüllt sein:
- Liefert Ihr Netzteil ausreichend Leistung und verfügt über die notwendigen Stromanschlüsse? Um diese Frage zu beantworten, müssen Sie die Empfehlung des Grafikkartenherstellers mit den Nennwerten Ihres Netzteils abgleichen. Welches Netzteil in Ihrem PC verbaut ist, lässt sich im Regelfall leider nicht über Software auslesen, Sie müssen den PC dementsprechend aufschrauben. Bevor Sie das tun, müssen Sie sich erden – etwa an einem Heizkörper – und den PC vom Strom nehmen. Entfernen Sie anschließend die hintere Seitenwand des PC-Gehäuses und lokalisieren Sie das Netzteil – im Normalfall hinten, unten im Gehäuse verbaut. Im Regelfall ist auf der Seite des Netzteils ein Schriftzug oder ein Sticker angebracht, der auf das konkrete Modell schließen lässt. Anhand des Namens können Sie die gewünschten Informationen auf der Webseite des Herstellers finden.
Nvidia
- Ist in dem Gehäuse genügend Platz für die Grafikkarte? Wenn in Ihrem PC-Gehäuse nicht genügend Platz ist, können Sie Ihre Wunschgrafikkarte unter Umständen gar nicht einbauen. Aus diesem Grund sollten Sie das vor dem Kauf auf jeden Fall überprüfen. Wenn Sie die Modellbezeichnung Ihres Gehäuses kennen oder gar das Handbuch zur Hand haben, lässt sich das leicht durch die Angaben des Herstellers herausfinden. Die maximal mögliche Länge und Höhe für den Einbau einer Grafikkarte in Ihrem Gehäuse müssen Sie mit den Angaben des GPU-Herstellers für die Maße seines Produkts abgleichen. Sollten Sie nicht wissen, welches PC-Gehäuse Sie besitzen, können Sie immer noch ganz klassisch selbst nachmessen: So prüfen Sie, welche Grafikkarten in Ihren PC passen
- Der dritte Punkt ist optional, beeinflusst allerdings die Leistung, welche die Grafikkarte in Ihrem PC erzielt. So sollten Sie noch überprüfen, welche PCIe-Generation Ihr Prozessor und Ihr Mainboard unterstützen. Zwar ist PCIe abwärtskompatibel, das bedeutet, dass Sie eine Grafikkarte mit PCIe-4.0 auch in einem PCIe-3.0-Slot betreiben können, das führt allerdings zu Leistungseinbußen.
Lesetipp: PCIe 4.0 vs. PCIe 3.0 im Vergleich – mit RTX 4090 und RTX 4060 Ti
- Zu guter Letzt sollten Sie noch beachten, ob die gewünschte Grafikkarte die entsprechenden Anschlüsse für Ihren Monitor überhaupt zur Verfügung stellt. Die gängigen Standards heutzutage sind HDMI, DisplayPort und UBS-C. Für die älteren Anschlüsse wie DVI oder VGA müssen Sie auf Adapter zurückgreifen. Das ist aber noch nicht alles, denn auch beim HDMI- respektive DisplayPort-Standard gibt es Unterschiede: HDMI vs. DisplayPort: Was eignet sich besser fürs Gaming?
Die passende Grafikkarte für den Einsatzzweck
Wenn Sie genau wissen, was Sie mit der Grafikkarte machen wollen und wie viel Leistung Sie benötigen, lässt sich viel Geld einsparen. So ist für die alltäglichen Office-Aufgaben, für das Surfen im Internet, fürs Streamen von Inhalten oder für einfache Browser-Spiele keine dedizierte Grafikkarte notwendig. Die in vielen CPUs integrierte Grafikeinheit reicht hierfür vollkommen aus.
Wenn Sie Gelegenheitsspieler sind oder ab und zu mal ein Video bearbeiten wollen, kommen Sie um eine dedizierte Grafikkarte nicht herum, benötigen aber wahrscheinlich kein Topmodell. Sollten Sie wiederum einen QHD- oder UHD-Monitor mit 144 Hz oder sogar noch mehr Ihr Eigen nennen und auch die neusten Spiele mit bestmöglichen Details spielen wollen oder Sie bearbeiten regelmäßig 8K-Videos respektive erstellen aufwendige 3D-Renderings, dann ist ein Topmodell für Sie die richtige Wahl. Hilfe bei der richtigen Wahl liefert Ihnen unser Grafikkartenvergleich:
Grafikkartenvergleich 2023: Nvidia GeForce RTX und AMD Radeon RX GPUs im Benchmark-Test – mit Rangliste
Wie viel Videospeicher?
Auch das Thema „Größe des Videospeichers“ hängt stark von Ihrem Einsatzgebiet ab. Sie sollten hierbei jedoch nicht den Fehler machen und eine Grafikkarte ausschließlich auf Basis der Größe des VRAMs bewerten. Im Regelfall ist ein größerer Videospeicher zwar ein Indiz für mehr Leistung, dennoch sollten Sie auch die Speicherbandbreite, die Anzahl der Recheneinheiten, die Taktraten und das Featureset mit berücksichtigen. Die aktuellen Einsteigergrafikkarten von AMD und Nvidia bieten 8 GB Videospeicher an einem 128-Bit Speicher-Interface.
Für Gelegenheitsspieler, die nicht immer mit bestmöglichen Grafikeinstellungen spielen müssen, ist das ausreichend. Problematischer sind die Einsteigermodelle für Kreativanwender, da das vergleichsweise kleine Speicher-Interface die Speicherbandbreite einschränkt. Je nach Anwendungen fahren Sie mit einer Grafikkarte der Vorgängergeneration besser aufgrund des 256-Bit Interfaces, auch wenn diese Karten ebenfalls mit nur 8 GB Videospeicher ausgestattet sind.
Wenn Sie dagegen die neuesten Spiele mit höchstmöglichen Einstellungen und aktiviertem Raytracing spielen wollen, dann müssen wir selbst beim Gaming in Full-HD-Auflösung von Grafikkarten mit 8 GB Videospeicher abraten. Unserer Erfahrung nach reicht diese Größe in immer mehr Spielen nicht mehr aus, wir empfehlen dagegen 10 bis 12 GB VRAM. In QHD-Auflösung ist das wiederum unsere Mindestempfehlung, besser für die Zukunft gerüstet sind Sie mit 16 GB. Diese Menge ist für UHD-Gaming derzeit meist ausreichend, mehr VRAM kann für kommende Spiele jedoch nicht schaden.
Die Effizienz schlägt sich in der Stromrechnung nieder
Insbesondere in Zeiten von steigenden Strompreisen und Klimaerwärmungen sollten Sie die Leistungsaufnahme und die daraus resultierende Effizienz beim Kauf einer Grafikkarte berücksichtigen. Wenn Sie mit Ihrem PC viel spielen oder die GPU oft mit Kreativanwendungen voll auslasten, kann sich das am Ende vom Jahr auf der Stromrechnung bemerkbar machen. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel: Geld sparen beim Gaming: Die effizientesten Grafikkarten
Sebastian Schenzinger
Wer günstig kauft, kauft zweimal
Die alte Weisheit „wer günstig kauft, kauft zweimal“ gilt in gewisser Weise auch beim Erwerb einer neuen Grafikkarte. Nicht, weil günstige Grafikkarten schnell kaputtgehen, sondern weil Sie unter Umständen nach kurzer Zeit feststellen, dass Sie sich doch besser eine leistungsfähigere Grafikkarte zugelegt hätten. Berücksichtigen Sie beim Kauf also immer ein wenig die Zukunftsfähigkeit, wenn Ihr Geldbeutel das hergibt.
Sollte ihr PC für das neu gekaufte Spiel zu schwach sein und Sie entscheiden sich für eine neue Grafikkarte, welche nur den Mindestanforderungen entspricht, müssen Sie erstens damit rechnen, dass es eben nur für niedrigste Grafikeinstellungen reicht. Zweitens kann es passieren, dass nur kurze Zeit später ein anderes Spiel auf den Markt kommt, das Sie unbedingt spielen wollen, und das noch höhere Anforderungen hat, dann müssen Sie schon wieder aufrüsten. Es ist also nie verkehrt, etwas Puffer bei der Rechenleistung der GPU mit einzuplanen.