Am 28. Juni ist das Embargo für die GeForce RTX 4060 gefallen. Ab heute, den 29. Juni, um 15 Uhr – und damit früher als ursprünglich geplant – ist die AD107-GPU auf dem Markt ab 329 Euro erhältlich. Ob die Grafikkarte Nvidias Ziele erreichen kann, sprich eine attraktive Upgrade-Möglichkeit für Besitzer der GTX 1060 oder der RTX 2060 ist, bleibt fraglich. So verkauft sich ihr Namensvetter, die RTX 4060 Ti, nur schleppend und im Test offenbart die 4060 ohne Ti die gleichen Schwachstellen.
Die Speicherausstattung aus einem 128-Bit breiten Speicher-Interface in Kombination mit 8 GB GDDR6 Videospeicher stellt ein Downgrade gegenüber dem Vorgänger dar, welcher 12 GB VRAM an einem 192-Bit Interface verbaut hat. Daraus resultiert eine reduzierte Speicherbandbreite von 272 GB/s gegenüber den 360 GB/s des Vorgängers. Diese Einsparungen kann auch der deutlich vergrößerte L2-Cache nicht ausgleichen.
Zwar hat Nvidia beim Preis nicht aufgeschlagen, so liegt die UVP bei 329 Euro wie auch beim Vorgänger, dafür fällt der Generationssprung mit einem Performance-Gewinn von rund 20 Prozent in Full-HD recht überschaubar aus. In Spielen, in denen die 8 GB VRAM der RTX 4060 limitieren, ist der Leistungsgewinn sogar noch kleiner. Eine weitere Schwachstelle, welche sich die RTX 4060 mit der RTX 4060 Ti teilt, ist die PCIe-Anbindung über nur acht Lanes. Beim Einsatz der Grafikkarte auf einem älteren System, welches nur PCIe 3.0 unterstützt, geht so noch weiter Leistung verloren.
DLSS 3 gegen die Kosteneinsparungen
Es ist offensichtlich, dass Nvidia alles getan hat, um die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten. Das verdeutlichen nicht nur die beschnittene PCIe-Anbindung oder das Downgrade bei der Speicherausstattung, sondern auch die Tatsache, dass als GPU der AD107 mit einer Die-Fläche von 146 mm² verbaut ist. Bei der RTX 4060 Ti (hier geht’s zum Test) kommt dagegen der mit 190 mm² größere AD106 zum Einsatz.
GeForce RTX 4060: Wo gibt es die Full-HD-Grafikkarte für 329 Euro zu kaufen?
Richten sollen es die gegenüber dem Vorgänger angehobenen Taktraten beim Grafikchip und dem Videospeicher, der verachtfachte L2-Cache und Nvidias Key Selling Point DLSS 3. Das Killer-Feature greift aber nur dann als Verkaufsargument, wenn der potenzielle Käufer erstens Spiele zocken will, welche DLSS 3 unterstützen und zweitens gewillt ist, das Feature auch zu aktivieren. So erhöht sich durch die KI-generierten Zwischenbildern die Systemlatenz stark und es kann je nach Spiel auch zu Bildfehlern kommen.
Ohne DLSS 3 bleibt ein nicht überzeugender Generationssprung von nur 20 Prozent gegenüber der RTX 3060 (hier geht’s zum Test) in Full-HD. In höheren Auflösungen schrumpft der Vorsprung noch weiter, da der Videospeicher oft limitiert. Echte Kaufargumente kann die RTX 4060 nur in den Spielen sammeln, welche DLSS 3 unterstützen, und mit ihrer deutlich verbesserten Energieeffizienz. Die Leistungsaufnahme fällt beim Gaming mit knapp 115 Watt nämlich sehr niedrig aus. Aus den genannten Gründen fällt unser Testfazit eher ernüchternd aus:
Unsere Wertung
Pro
- Gaming in Full-HD mit meist höchsten Details
- niedrige Leistungsaufnahme
- DLSS 3
- Raytracing-Leistung besser als bei AMD…
Kontra
- …aber oft nicht ausreichend für 1080p-Gaming
- Geringer Generationssprung ohne DLSS 3
- 8 GB Videospeicher selbst in Full-HD grenzwertig
Fazit
Die Nvidia GeForce RTX 4060 soll in erster Linie Besitzer einer GTX 1060 oder RTX 2060 zum Upgrade bewegen. Die Key Selling Points sind hierfür moderne Features wie Raytracing, DLSS 3 und die sehe gute Energieeffizienz. Dafür schwächelt die Grafikkarte in den traditionellen Disziplinen. So fällt der Generationssprung von der RTX 3060 auf die RTX 4060 mit 20 Prozent recht überschaubar aus – und bei der Speicherausstattung gibt es gegenüber dem Vorgänger sogar einen Rückschritt.
Auch aus preislicher Sicht hat die RTX 4060 zu Release einen schweren Stand, vorwiegend gegenüber der Konkurrenz aus dem eigenen Haus, welche sich aktuell im Abverkauf befindet. Gegenüber der direkten Konkurrenz in Form der RX 7600 ist die Nvidia Grafikkarte dagegen in fast jeder Disziplin besser aufgestellt.
Doch genug der Kritik an der GeForce RTX 4060, welche Grafikkarten bieten sich in der Mittelklasse als echte Alternative an?
Nvidia GeForce RTX 3060 Ti
Die Nvidia GeForce RTX 3060 Ti (hier geht’s zum Test) ist in den vergangenen Wochen deutlich günstiger geworden und im Preisvergleich derzeit ab 319 Euro gelistet. Damit ist die AD104-GPU etwas günstiger als die RTX 4060 und trotzdem in Full-HD fünf bis sieben Prozent und in QHD 15 bis 16 Prozent schneller als die RTX 4060. Das macht die RTX 3060 Ti zur Grafikkarte mit dem derzeit besten Preis-Leistungs-Verhältnis von Nvidia.
Gegen die RTX 3060 Ti sprechen der ebenfalls nur 8 GB große Videospeicher, die Leistungsaufnahme, welche beim Gaming mit 193 Watt zu 112 Watt deutlich höher liegt und die Tatsache, dass die ältere Grafikkarte nur DLSS 2 statt DLSS 3 unterstützt.
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Nvidia GeForce RTX 3060 12 GB
Eine weitere logische Alternative ist der direkte Vorgänger, die RTX 3060 (hier geht’s zum Test), wobei wir ganz klar zum Modell mit 12 GB Videospeicher raten würden – es gibt die RTX 3060 nämlich auch mit 8 GB VRAM. Mit der größeren Speicherausstattung kann die RTX 3060 einen der größten Kritikpunkte an der RTX 4060 ausmerzen und verfügt obendrein über ein voll angebundenes PCIe Interface, weshalb die Grafikkarte insbesondere für ältere Systeme, die nur PCIe Gen 3 unterstützen, besser geeignet ist.
Mit der RTX 3060 verlieren Sie jedoch etwas an Leistung, und zwar rund 20 Prozent in Full-HD-Auflösung und circa 15 Prozent, wenn Sie in 1440p spielen. Dafür ist die RTX 3060 12 GB mit Preisen ab 276 Euro allerdings auch über 60 Euro günstiger als die AD107-GPU. Ansonsten gelten die gleichen Kritikpunkte wie auch beim Ti-Modell: Die Grafikkarte der Ampere Generation unterstützt kein DLSS 3 und benötigt mit durchschnittlich 157 Watt beim Gaming mehr Leistung.
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Nvidia GeForce RTX 4070
Wenn Sie unbedingt in eine Grafikkarte investieren wollen, welche DLSS 3 unterstützt, empfehlen wir Ihnen, mehr Geld in die Hand zu nehmen und zur RTX 4070 (hier geht’s zum Test) zu greifen. Mit 12 GB Videospeicher an einem 192-Bit Speicher-Interface und voller PCIe-Anbindung ist die AD104-GPU nicht von den gleichen Schwachstellen wie die RTX 4060 und die RTX 4060 Ti betroffen. Mit einem Preis ab 595 Euro spielt die Grafikkarte jedoch auch in einer ganz anderen Preisklasse.
Das gilt aber auch für die Performance, so ermöglicht die RTX 4070 selbst in QHD-Auflösung flüssiges Gaming bei höchsten Grafikdetails. Eine große Schwachstelle konnten wir bei der Grafikkarte nicht ausmachen, außer den ziemlich hoch angesetzten Preis im Vergleich zum Vorgänger.
Gainward GeForce RTX 4070 Ghost ab 595 Euro bei ComputerUniverse
AMD Radeon RX 6700 XT
Schauen wir ins Lager von AMD, welche Alternativen hier zur Verfügung stehen. Den Anfang macht die Radeon RX 6700 XT (hier geht’s zum Test). Diese ist im Preisvergleich derzeit ab 339 Euro gelistet und kostet damit vergleichbar viel. Auf der Habenseite stehen der größere Videospeicher von 12 GB sowie die höhere Rasterisierungsleistung – zehn Prozent in Full-HD und 20 Prozent in QHD. Damit lässt sich mit der AMD Grafikkarte auch in 1440p-Auflösung noch ganz vernünftig zocken, wenn auch nicht immer mit höchsten Grafikdetails.
Abstriche müssen Sie dann bei aktiviertem Raytracing in Kauf nehmen. In dieser Disziplin fällt die Navi 32 GPU 14 bis 18 Prozent hinter der RTX 4060 zurück. Weitere Schwachstellen sind die höhere Leistungsaufnahme von rund 200 Watt beim Gaming sowie die Tatsache, dass AMD noch keine Alternative zu DLSS 3 zu bieten hat, wobei sich FSR 3 in der Entwicklung befindet.
PowerColor Radeon RX 6700 XT Fighter ab 339 Euro bei Mindfactory
AMD Radeon RX 7600
Der direkte Gegenspieler zur RTX 4060 auf Basis von AMDs aktueller RDNA 3 Architektur ist die Radeon RX 7600 (hier geht’s zum Test). Allerdings ist die Navi 33 GPU der günstigsten Ada Lovelace Grafikkarte nur bei der Bilddarstellung per Rasterisierung ebenbürtig. Bei aktiviertem Raytracing fällt die GPU von AMD dann deutlich zurück.
Weitere Schwachstellen sind die höhere Leistungsaufnahme von rund 160 Watt beim Gaming in 1080p sowie die mangelnde Alternative zu DLSS 3. Außerdem muss sich die RX 7600 die gleichen Kritikpunkte wie die RTX 4060 und RTX 4060 Ti hinsichtlich ihrer Speicherausstattung gefallen lassen. Dafür ist das Modell von AMD mit Preisen ab 275 Euro im Preisvergleich eine gute Ecke günstiger.
MSI Radeon RX 7600 Mech 2X Classic 8G OC ab 275 Euro bei Mindfactory
Intel Arc A770
Bleibt zuletzt noch der dritte Player am Markt und das ist Intel mit der Arc A770. Mit einem Preis ab rund 300 Euro ist die Arc A770 8 GB etwas günstiger als die RTX 4060. Dafür fällt die Leistung in Full-HD allerdings auch rund 15 Prozent niedriger aus, in QHD kann sich die Intel Grafikkarte bis auf fünf Prozent herankämpfen. Diese Zahlen sind vollkommen unabhängig davon, ob Raytracing aktiviert ist oder nicht, da Intel hier eine vergleichbare Leistung zu Nvidia abliefert.
Wenn Sie mehr Speicher benötigen, können Sie auch zum Modell mit 16 GB VRAM greifen, welches allerdings auch mindestens 360 Euro kostet und daher preislich nicht mehr so interessant ist. Die größten Kritikpunkte muss sich die Arc GPU dann wegen der sehr hohen Leistungsaufnahme von rund 200 Watt und den nach wie vor nicht ganz ausgereiften Treibern gefallen lassen.
ASRock Arc A770 Graphics Phantom Gaming D 8GB OC ab 299 Euro bei Mindfactory
Sollten Sie sich letztlich doch für die RTX 4060 entscheiden, verraten wir Ihnen in folgendem Artikel, wo die kleinste Ada Lovelace Grafikkarte erhältlich ist:
GeForce RTX 4060: Wo gibt es die Full-HD-Grafikkarte für 329 Euro zu kaufen?