Der Ryzen 7 5800X3D, AMDs erster 3D-V-Cache-Prozessor, ist letzten Sommer vorgestellt worden. Mit zusätzlichem L3-Cache ausgestattet, hat er in unserem Test eine beeindruckende Gamingleistung abgeliefert. Als AMDs Ryzen 7000 CPUs und Intels Raptor Lake Prozessoren der 13. Generation im letzten Herbst auf den Markt gekommen sind, konnte der 5800X3D immer noch gut mithalten – und das zu einen sehr günstigen Preis:
AMD Ryzen 7 5800X3D zum Spottpreis erhältlich
Jetzt hat AMD die ersten 3D-V-Cache-Modelle auf Basis der Ryzen 7000-CPUs veröffentlicht: den Ryzen 9 7950X3D sowie den Ryzen 9 7900X3D. Der Verkaufsstart ist am 28. Februar 2023.
Der Ryzen 7 7800X3D soll am 6. April folgen. Unser Test des 7950X3D mit 16 Kernen und 32 Threads hat gezeigt, dass die CPU ein würdiger Nachfolger für den 5800X3D und ein wahres Gaming-Monster ist, das den Gaming-Thron von Intel zurückerobern kann.
Der AMD Ryzen 9 7950X3D liefert nicht nur eine herausragende Gaming-Performance, sondern auch Anwendungsleistung.
Unsere Wertung
Pro
- Gaming-Performance
- Anwendungsleistung
- Effizienz
Kontra
- Preis
- nicht alle Spiele profitieren vom 3D V-Cache
- in Anwendungen etwas langsamer als der 7950X
Fazit
Der AMD Ryzen 9 7950X3D liefert nicht nur eine beeindruckende Gaming-Performance, sondern auch eine sehr gute Anwendungsleistung. Die Leistungsaufnahme fällt für eine High-End-CPU dabei vergleichsweise niedrig aus. Perfekt ist die CPU aber dennoch nicht. Durch den aufgesetzten 3D V-Cache kann nur ein CPU-Die die gleichen Taktraten erreichen wie beim 7950X, weshalb die Anwendungsleistung etwas niedriger ausfällt.
Und in Spielen gibt es nur dann einen Leistungszuwachs, wenn die Anwendung vom größeren L3-Cache profitieren kann. Damit hat der 7950X3D definitiv seine Zielgruppe, nämlich Gamer, welche viele Rechenkerne benötigen. Zudem ist der 7950X3D das rundeste Produkt, denn auch wenn es nicht immer für den ersten Platz in den Performance-Charts reicht, liegt die CPU in einer Disziplin ganz weit vorne: Effizienz.
AMD Ryzen 9 7950X3D: Das Gaming-Monster
Cinebench R23 ist ein beliebtes Tool, um die Performance eines Prozessors schnell mit einem anderen Produkt vergleichen zu können. Aber auch wenn Cinebench R23 einer der Standardtests zur Bestimmung der CPU-Leistung ist, benötigt es deutlich mehr Tests, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Betrachten wir nur die Single-Thread-Leistung im CB R23 hat AMD nämlich einen schweren Stand gegenüber Raptor Lake.
Gordon Mah Ung / PCWorld
Meist ist dieser Test ein guter Indikator für die Gamingleistung eines Prozessors, da in diesem Anwendungsfall nach wie vor eine hohe Single-Core-Leistung eine wichtige Rolle spielt. Beim Ryzen 9 7950X3D ist das nicht der Fall, das Stichwort lautet hier 3D V-Cache. Tatsächlich lässt sich aber auch bei den einzelnen Spiele-Benchmarks kein allgemeiner Trend erkennen. Die Rechenleistung hängt enorm stark davon ab, ob ein Spiel von dem großen L3-Cache profitieren kann oder nicht.
Nehmen wir zum Beispiel den Titel Watch Dogs Legion: Bei Ultra-Details in 1080p liefert der 7950X3D einen Leistungszuwachs von 28 Prozent im Vergleich zum normalen 7950X. Im nächsten Spiel World War Z ist der Zuwachs mit 29 Prozent ähnlich groß. Der Vorsprung gegenüber dem 13900KS und 13900K fällt nahezu identisch aus – ein klarer Sieg für AMD. Konkret liegt der 7950XD in Watch Dogs Legion 23 Prozent vor dem 13900KS und 25 Prozent vor dem13900K. In World War Z ist die AMD CPU 27 Prozent schneller als der 13900KS und 26 Prozent schneller als der 13900K.
Gordon Mah Ung / PCWorld
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Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille: etwa Metro Exodus. Hier liegt der 7950X3D deutlich hinter dem 13900K zurück, mit einem Abstand von fast 15 Prozent. Und in Cyberpunk 2077 gibt es zwar gerade so ein Unentschieden mit dem 13900K und KS, der Rückstand auf den 7950X beträgt jedoch vier Prozent.
Langsam ist der 7950X3D deswegen zwar keineswegs, aber es reicht nun mal nicht immer für den ersten Platz und in manchen Spielen bringt der 3D V-Cache gar keinen Vorteil. Da im gleichen Zug die Taktraten etwas niedriger ausfallen, kann der 7950X3D je nach Spiel den kürzeren gegenüber dem 7950X ziehen.
Gordon Mah Ung / PCWorld
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Summa summarum erhalten Sie in sieben der 14 Spiele, die wir getestet haben, einen Leistungszuwachs von acht Prozent oder mehr im Vergleich zum 7950X und von fast zehn Prozent oder mehr im Vergleich zum 13900K. Aber der 7950X3D verliert auch in sechs Spielen gegen den 13900K – einige davon sogar sehr deutlich. Letztlich hängt es also sehr stark von Ihren Lieblingsspielen ab, welcher Chip sich besser für Sie eignet.
CPU-Benchmark 2023: AMD Ryzen 7000 oder Intel Core i 13000 Prozessor? Der Ranglisten-Vergleich
Produktiv-Tests: Beim Multithreading bringt der Cache mehr Nach- als Vorteile
Wie bei den Spiele-Benchmarks gibt es für den 7950X3D keinen unangefochtenen Sieg bei der Multithreading-Leistung. Wenn man einen Blick zurück auf den Test des Ryzen 7 5800X3D wirft, dann war das aber auch zu erwarten. Aufgrund des 3D V-Caches erhitzt sich der Chip etwas stärker, weshalb die Taktraten niedriger ausfallen. Bei einem Blick auf Produktiv-Benchmarks wie Cinebench R23 oder Handbrake zeigt sich, dass der 7950X3D ähnlich weit hinter seinem X-Pendant zurückbleibt wie der 5800X3D hinter dem 5800X. Der Unterschied ist nicht riesig, aber bei den Flaggschiff-CPUs fallen selbst kleine Unterschiede auf.
Gordon Mah Ung / PCWorld
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Gleichwohl kann der Ryzen 9 7950X3D mit dem 13900K sowie dem 13900KS von Intel gut mithalten. Zwar nicht in jedem Test, wie etwa Cinebench R23 mit einem Leistungsunterschied von etwas mehr als 10 Prozent zeigt, aber im Durchschnitt dann schon. Das zeigt sich zum Beispiel im Raytracing-Benchmark von V-Ray und in den Rendering-Tests von Blender: Hier liegt der7950X3D entweder vor dem 13900K und dem KS oder zieht zumindest gleich. Für das Level des „normalen“ Ryzen 9 7950X reicht es allerdings in keinem der Tests aus.
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Kreativ-Tests: Intel hat hier die Nase nach wie vor vorn
Adobes Creative Suite ist gerade unter Content Creatorn äußerst beliebt, weshalb es bei uns im Test nicht fehlen dar. Wie auch bei den Produktivtests kann der 7950X3D seinem Namensvetter 7950X nicht ganz das Wasser reichen. Deutlich schlechter schneidet die AMD CPU dann im Vergleich zu Intels Raptor Lake Prozessoren ab, welche einen Vorsprung von 30 Prozent für sich verbuchen können.
Gordon Mah Ung / PCWorld
Im Adobe Photoshop-Test von PugetBench ist der Unterschied nicht mehr ganz so groß: hier beträgt der Rückstand noch etwa neun Prozent. In Lightroom schrumpft der Abstand sogar noch weiter, auf rund drei Prozent.
Gordon Mah Ung / PCWorld
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Für Content Creator sind die Intel CPUs also klar die bessere Wahl, ein großer Performance-Zuwachs war anhand unserer Erfahrung mit dem Ryzen 7 5800X3D in diesem Anwendungsbereich aber auch nicht zu erwarten. Kein Wunder also, dass AMD die CPU als „ultimativer Prozessor für Gamer“ anpreist.
Core-Zuweisung: Noch nicht optimal automatisiert
Sowohl der 7950X3D als auch der 7900X3D bestehen aus drei Dies (zwei CPU-Dies und ein I/O-Die), wobei ein CCD mit zusätzlichem L3-Cache ausgestattet und der zweite CCD für höhere Frequenzen optimiert ist. Bei der Ankündigung wurde davon ausgegangen, dass der Chip mit dem 3D V-Cache für Spiele zuständig ist, während der andere für Hintergrundaufgaben und alles, was von einer höheren Taktfrequenz profitiert, verwendet wird.
Gordon Mah Ung / PCWorld
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In der Praxis führt das System standardmäßig alle Programme auf dem Chip ohne zusätzlichen Cache aus – es sei denn, Windows erkennt (über die Xbox Game Bar) ein Spiel. Dann werden dieses Programm und andere Programme auf den gestapelten Chip verlagert; das Betriebssystem setzt die Kerne des zweiten Chips gewissermaßen auf Stand-by. Der zweite Chip bleibt für das Betriebssystem die ganze Zeit über sichtbar. AMD gibt an, dass Windows den nicht gestapelten Chip wieder in Betrieb nimmt, wenn mehr Threads benötigt werden, als auf dem gestapelten Chip zur Verfügung stehen, auch wenn die Taktfrequenz bei dem gestackten Die niedriger ausfällt. Dass erklärt auch, warum der 7950X3D bei Vollauslastung hinter dem 7950X zurückliegt.
Sie möchten eine Nicht-Spiele-Anwendung auf dem Stacked-Die ausführen? Dann können Sie die Anwendung über die Xbox Game Bar manuell als Spiel festlegen. Wir haben das mit dem Cinebench R23 gemacht, damit Sie den Leistungsunterschied zwischen dem Stacked Die und dem Non-Stacked Die nachvollziehen können.
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Auch wenn diese Ergebnisse etwas seltsam sind – man beachte die Leistungssteigerungen in der Mitte – ist es insgesamt klar, dass AMDs Methode, wie der Wechsel zwischen den beiden Dies stattfindet, nicht mit Intels Umschalten zwischen den Leistungs- und Effizienzkernen vergleichbar ist. Es ist auch offensichtlich, dass das asymmetrische Design dazu beiträgt, die Leistung höher zu halten, da die Taktraten sinken, wenn sich Aufgaben über beide Dies erstrecken.
Um es kurz zu machen: Es ist aktuell nicht möglich, dass Sie ein Spiel auf dem gestapelten Chip ausführen, während Sie auf dem nicht gestapelten Chip über OBS streamen – jedenfalls noch nicht. Das ist die Situation zur Markteinführung. AMD könnte (und wird wahrscheinlich) die Zuweisung von Aufgaben weiter verfeinern, damit dies in Zukunft möglich sein wird. Alternativ können Sie in das BIOS Ihres Motherboards gehen und die Priorisierungsreihenfolge für die Chips ändern – etwa „Frequenz“ statt „Cache“ oder zurück zur Standardeinstellung, bei der AMDs Treiber die Entscheidung trifft.
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Erstklassige Energieeffizienz für eine High-End-CPU
Die Leistungsaufnahme eines Prozessors ist ein Messwert, der für viele Verbraucher in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Und selbst wenn Sie zu den Menschen gehören, die ohne mit der Wimper zu zucken tonnenweise alte Glühbirnen in ihrem Haus betreiben, ist die Energieeffizienz des 7950X3D dennoch bemerkenswert. Trotz seiner hohen Leistung geht er relativ sparsam mit dem Strom um und unterbietet hier den 7950X, 13900K und 13900KS bei vergleichbarer Performance deutlich.
Gordon Mah Ung / PCWorld
Während unseres Cinebench R23 Multi-Core-Tests sank die Gesamtleistungsaufnahme des Systems im Vergleich zum 13900K um etwa 31 Prozent und gegenüber dem gierigeren 13900KS um 36 Prozent. Gegenüber dem 7950X beträgt die Ersparnis noch sieben Prozent. Beim Single-Core-Benchmark verringert sich der Abstand deutlich, aber der 7950X3D bleibt der Sieger. Der überraschende Verlierer: der 7950X, den wir bei der Markteinführung für seine Energieeffizienz im Vergleich zu Intels Core i9-12900K der 12ten Generation gelobt haben.
Gordon Mah Ung / PCWorld
Fazit: Sollten Sie den Ryzen 9 7950X3D kaufen?
AMD hat die 3D-V-Cache-Technologie in der zweiten Iteration definitiv verbessert – Spiele können durch die Kombination aus dem extra großen L3-Cache und einer etwas besseren Single-Core-Leistung als beim Standard-7950X einen kräftigen Schub erhalten. Zudem ist die Leistung des 7950X3D im Vergleich zum 5800X3D deutlich homogener. Ja, es geht etwa Leistung im Produktiv- und Kreativbereich verloren, durch die Entscheidung, nur auf einem Die 3D V-Cache aufzusetzen, fällt der Rückstand auf den 7950X aber überschaubar aus.
Das Schlüsselwort ist hier jedoch „können“. Die Steigerung hängt nämlich davon ab, welche Spiele Sie spielen und ob dieses von dem größeren Cache überhaupt profitieren. Denn es gibt durchaus Titel, in denen der 7950X3D hinter dem 7950X und auch den Intel Prozessoren zurückliegt. Im Schnitt reicht es für den Sieg, von einer klaren Dominanz kann man jedoch nicht reden.
Potenzielle Käufer sollten sich also fragen: Steht für Sie eine erstklassige Spielleistung an erster Stelle? Können Sie eine etwas langsamere Leistung bei stark Multithreading-lastigen Anwendungen und Aufgaben verkraften? Ist Energieeffizienz für Sie wichtig? Und ist es den Aufpreis für den 7950X3D gegenüber dem 7950X für Sie wert?
Willis Lai / Foundry
Denn während der 7950X vor etwa einem halben Jahr zwar zur ähnlichen UVP wie jetzt der 7950X3D an den Start gegangen ist, ist dessen Preis mittlerweile doch deutlich gefallen. So sind für den 16-Kerner derzeit mindestens 599 Euro fällig, zum Release waren es noch 829 Euro. Für den 3D-Prozessor sind zum Marktstart 789 Euro fällig, das entspricht einem Aufpreis von 180 Euro.
Auf jeden Fall ist der Ryzen 9 7950X3D ein äußerst spannendes Produkt. Zwar liegt er nicht in jedem Test auf dem ersten Platz, weit ist der Rückstand auf die Spitze jedoch nie. Zusammen mit der für eine High-End-CPU vergleichsweise genügsame Leistungsaufnahme, dürfte die CPU insbesondere für Gamer eine interessante Wahl sein, die auch produktive Programme auf Ihrem Rechner ausführen wollen und viele Rechenkerne benötigen.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei unseren US-Kollegen der PCWorld unter dem Namen “Ryzen 9 7950X3D review: AMD’s monster gaming CPU works like a pro, too“.