Wer den Job wechselt oder erste Schritte auf dem Arbeitsmarkt wagen möchte, kommt um eine überzeugende Bewerbung nicht herum. Zwar dürfen Arbeitgeber in Deutschland aus Gründen der Gleichberechtigung keine Bewerbungsfotos mehr verlangen (siehe Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AAG) von 2006). In den meisten Personalbüros gehört es aber nach wie vor zum guten Ton, dass sich Job-Anwärter in ihren Bewerbungsschreiben auch mit dem eigenen Konterfei präsentieren.
Dass man dafür nicht einfach das letzte Selfie heranziehen kann, ist klar. Man muss aber auch nicht zum Profifotografen oder bei Amazon nach teuren Digitalkameras suchen, um einwandfreie Bewerbungsfotos zu erhalten. Die Kameras moderner Smartphones bringen technisch nämlich alles mit, was Sie für ein hübsches und wirkungsstarkes Bewerbungsfoto benötigen. Wer sich dann noch an ein paar einfache Regeln hält, kann Bewerbungsbilder jederzeit selbst machen – und das mit minimalem Aufwand. Wir erklären, wie das geht.
Bewerbungsfoto selber machen: So geht’s
Das Motivationsschreiben steht, die Bewerbungsmappe ist zusammengestellt und Ihren Lebenslauf haben Sie auf Trab gebracht. Prima. Fehlt nur noch eine Kleinigkeit: Das Bewerbungsfoto. Damit aus dieser Kleinigkeit keine große (oder teure) Sache wird, sollten Sie sich an ein paar einfache Regeln halten.
Denn auch wenn das Abfotografieren mit einem Tastendruck erledigt ist, darf man die Wirkung von Bewerbungsfotos nicht unterschätzen. Für Personaler sprechen auch aus kleinen Fotos manchmal große Dinge: Kleidung, Licht, Hintergrund, Mimik: All das hinterlässt einen Eindruck. Und solange man Sie noch nicht persönlich kennt, bestimmen einzig Ihre eingereichten Unterlagen, welches Bild man sich beim potenziellen Arbeitgeber von Ihnen macht.
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Checkliste: Das ist wichtig, wenn Sie Bewerbungsfotos selber machen
Die erste Regel für vernünftige Bewerbungsfotos lautet: Keine Selfies! Die Frontkameras moderner Smartphones arbeiten mit geringerer Auflösung und setzen fast immer Filter ein, die solche Bilder für die Verwendung in Social-Media-Diensten automatisch optimieren. Nutzen Sie also die Rückkamera des Handys und ein Stativ mit einem Timer oder mit einem Auslöser. Viele Smartphone-Stative bringen solche Ausrüstung gleich mit. Sie können auch einen Bekannten bitten, aus geeigneter Entfernung auf das Knöpfchen zu drücken. Ein zweites Paar Augen hilft auch dabei, die richtige Pose zu finden und Lichtquellen optimal zu platzieren.
Jetzt gehen wir mal ins Detail.
Gut gewählt ist halb gewonnen: Der richtige Hintergrund
Das schönste Lächeln kann auf einem Bewerbungsfoto nicht von einem chaotischen Hintergrund ablenken. Zwar blickt man einem Bild zunächst instinktiv auf den Vordergrund, anschließend wandert der Fokus aber unvermeidlich ins Ambiente: Sind Objekte oder Strukturen erkennbar? Wie passen Vordergrund und Hintergrund, Farben und die Lichtverhältnisse zusammen? Wählen Sie beim Fotografieren am besten einen einfarbigen, hellen Hintergrund. Aufdringlich gemusterte Tapeten sind tabu. Weder auf Ihrer Kleidung noch im Hintergrund sollten Sie für unnötige Unruhe sorgen.
Tipp: Haben Sie Zuhause keine geeigneten Tapeten, können Sie vorübergehend ein einfarbiges Betttuch an die Wand hängen. Achten Sie dabei auf dezente Farben wie Hellblau, Weiß oder Grau. Farben wie Gelb, Rot oder Orange eignen sich in der Regel nicht und wirken unprofessionell.
Ein glasklares No-Go ist es natürlich auch, andere Personen mit abzulichten. Auch wenn Ihr Bewerbungsfoto vielleicht im Freien, etwa einem Park entstanden ist. Dort bietet es sich an, Hintergründe entweder per Kamerafunktion oder später in der Nachbearbeitung mit deutlicher Unschärfe zu versehen. Sie können den Hintergrund auch ersetzen, wenn Sie über entsprechende Fähigkeiten und die passende Software verfügen.
Frisur: Gepflegt, aber sachlich
Beim Haarschnitt haben Sie einige Freiheiten. Nur eines sollte nicht sein: Ihr Gesicht darf nicht von der Frisur verdeckt werden. Wenn sich vor lauter Strähnen nur noch das halbe Konterfei zeigt, wirkt das Bewerbungsfoto weder freundlich noch offen – und genau darauf möchten Sie ja abzielen. Vermeiden Sie bunt gefärbte Haare oder komplizierte Hochsteckfrisuren. Wenn Sie sich nicht gerade bei einem Friseur bewerben, sollten Sie es einfach und freundlich halten. Für die Bewerbung bei einem Start-up dürfen Sie da natürlich etwas lockerer rüberkommen als bei einem konservativen Finanzinstitut.
Ähnliches gilt übrigens auch für den Bart. Der ist zwar als solcher völlig okay, sollte aber gepflegt und ordentlich sein.
Kleidung, Schminke, Piercings: Darauf kommt es an
Kleider machen nicht nur Leute, sie machen auch Bewerbungen erfolgreich – oder erfolglos. Heute müssen Sie nicht immer zwingend mit Anzug und Krawatte oder im Blazer aus Ihren Bewerbungsfotos schauen. Die richtige Kleiderwahl hängt aber auch immer von dem Job ab, den Sie sich mit Ihrer Bewerbung schnappen möchten. Wenn Sie sich für einen Beruf vorstellen, bei dem Sie später auch im Anzug zur Arbeit erscheinen, ist es durchaus angemessen, auch auf dem Bewerbungsfoto entsprechende Klamotten zu tragen. Generell gelten diese Regeln:
- Versuchen Sie mit Ihrer Kleidung Seriosität und Kompetenz auszudrücken. Hoodies, tiefe Dekolletees oder Sportklamotten sind da reine Eigentore. Wählen Sie einfache Farben für Hemden, Blusen oder Blazer, verzichten Sie auf Knalliges.
- Vermeiden Sie dick aufgetragene Schminke, auffälligen Schmuck und nehmen Sie Piercings gegebenenfalls kurz ab. Wer sich als Streetworker bewirbt, kann den Nasenring sicher drin lassen. Bei vielen anderen Jobs muss man es mit solchem Gesichtsschmuck aber nicht riskieren, kritische Personaler zu verschrecken.
- Das versteht sich von selbst: Ihre Klamotten müssen sauber und gebügelt sein.
- Machen Sie ruhig Bilder mit mehreren Outfits, wenn Sie dafür die Zeit haben. So können Sie anschließend das beste Bild auswählen und haben für etwaige Bewerbungen an anderer Stelle gleich ein paar Alternativen zur Hand.
Haltung und Körpersprache: Die Mimik ist entscheidend!
Haltung, Mimik und Körpersprache sagen auch im Foto viel über eine Person aus. Zunächst sollten Sie sich für eine Gesichtsseite entscheiden, die sie dann der Kamera zuwenden. Bewerbungsfotos wirken nämlich am besten, wenn man den Körper etwas eindreht. Versuchen Sie dann entspannt, aber nicht übermäßig lässig zu wirken. Eine gerade Körperhaltung versteht sich von selbst.
Besonders wichtig bei der Mimik ist das Lächeln. Auf Bewerbungsfotos sollten Sie natürlich nicht grinsen, als hätten Sie den Job und das erste Gehalt schon in der Tasche. Ein freundliches, selbstsicheres und dezentes Lächeln ist optimal. Je höher Ihr Wunschjob dotiert ist und je konservativer der angeschriebene Arbeitgeber ausfällt, desto sachlicher dürfen Sie auf dem Foto schauen – ein freundlicher Gesichtsausdruck ist aber immer wichtig.
Die richtigen Lichtverhältnisse
Bewerbungsfotos sind mit dem Smartphone schnell erstellt, mit einem Schnappschuss sollte man sich aber nicht zufriedengeben. Besonders beim Licht können ein paar einfache Vorbereitungen einen meilenweiten Unterschied bedeuten. Spielen Sie da ruhig selbst Fotograf: Stellen Sie zusätzliche Lampen als Lichtquellen auf, öffnen Sie Jalousien und Vorhänge für die beste Ausleuchtung mit natürlichem Licht und vermeiden Sie kaltweißes Licht jenseits von 5000 Kelvin. Warmweißes Licht im Bereich von 2700 bis 3300 Kelvin gibt dem Teint der Haut einen natürlichen und freundlichen Schimmer. Achten Sie darauf, dass Ihre Ausleuchtung im Bereich des Gesichts keine Schatten zulässt.
Nachbearbeitung und Farbe
Wer sich mit Bildbearbeitung auskennt, kann störende Hintergründe im Bewerbungsfoto auch mit kostenloser Software schnell entfernen und mit einfarbigen oder getönten Flächen ersetzten. Auch Unreinheiten der Haut sind schnell weg gestempelt, manche Apps haben dafür eigene Funktionen an Bord. Damit sollte man es aber nicht übertreiben: Wer zu weit ins Bewerbungsfoto eingreift, lässt es schnell künstlich erscheinen. Dabei will man ja genau das Gegenteil erreichen: Nämlich authentisch rüberkommen.
Wenn Sie das Bild anschließend ausdrucken oder von einem Foto-Service belichten lassen, müssen Sie noch auf die geeignete Größe achten. Ihr Bewerbungsfoto sollte 4 bis 5 cm breit, und 5 bis 7 cm hoch sein. Gängig (aber keineswegs verpflichtend) ist also das Hochformat. Sie können sich auch für ein Bild im Querformat entscheiden oder einen kreisrunden Ausschnitt wählen, wie man ihn von WhatsApp und Co kennt. Solche „modernen“ Formate eignen sich aber eher für Bewerbungsfotos bei jungen Unternehmen wie Start-ups.
Meistens machen Sie bei Ihrer Bewerbung mit einem Farbfoto nichts verkehrt. Schwarz-Weiß-Bilder können aber auch eine besondere Wirkung erzielen und – wenn Sie gelungen sind – ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Bewerbern darstellen. Solche Fotos punkten mit Seriosität und eignen sich für Bewerbungen in kreativen Branchen. Tipp: Machen Sie Bewerbungsfotos immer in Farbe, in der Nachbearbeitung lässt sich das Bild jederzeit schwarz-weiß konvertieren – aber eben nicht andersherum.
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