Rheinmetall ist derzeit zwar in erster Linie als Rüstungskonzern in den Schlagzeilen – unter anderem mit der Vorstellung des Kampfpanzers KF51 “Panther” als möglichem Leopard-2-Nachfolger – doch das Unternehmen besitzt auch diverse zivile Sparten. Eine davon hat jetzt eine clevere Ladelösung für Elektro-Autos vorgestellt.
Dabei handelt es sich um sogenannte “Rheinmetall-Ladebordsteine”. Diese sollen sich nahezu unsichtbar ins Stadtbild einfügen und typische Probleme der herkömmlichen Lade-Infrastruktur wie “hoher Platzbedarf, geringe Punktedichte, Verschlechterung des Stadtbildes und hohe Kosten” vermeiden, wie Rheinmetall verspricht. Denn Rheinmetall nutzt zum Aufladen den Platz, den die ohnehin vorhandenen Bordsteine bisher belegen. In diese integriert Rheinmetall die Ladeelektronik, wodurch der Bordstein faktisch zur „Ladesäule“ wird. Nur eben ohne die Nachteile einer Ladesäule. Elektrofahrzeuge können direkt am Bordstein geladen werden, ohne lange Kabel über Gehwege legen zu müssen. Der Eingriff in den öffentlichen Raum soll damit möglichst auf ein Minimum reduziert werden.
Denn gerade im innerstädtischen Raum sind freie Flächen knapp, sodass die Errichtung neuer Lade-Infrastruktur sehr häufig nur auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer im Straßenraum möglich ist. Das Ausweichen auf größere (Schnell)-Ladeparks am Stadtrand komme hingegen für viele Konsumenten, insbesondere aus Zeit- und Kostengründen, nicht infrage. Damit drohe laut Rheinmetall die Gefahr, dass die Elektromobilität in Ballungsräumen ins Stocken gerate, bevor es damit überhaupt richtig angefangen habe.
Das sind die “Rheinmetall-Ladebordsteine”
Ein Team des Rheinmetall Technology Centers habe die Lösung der “Rheinmetall-Ladebordsteine” erarbeitet. Dabei handelt es sich um einen modularen Ladebordstein, der bis zu 22kW AC-Laden ermöglicht und per Open Charge Point Protocol (OCPP) in bestehende Backend-Systeme beziehungsweise bereits vorhandene Ladesystemstrukturen integriert werden können.
Die “Rheinmetall-Ladebordsteine” sollen sich einfach nachrüsten lassen, komplette Straßenzüge oder Parkplätze sollen sich schnell damit ausrüsten lassen. Zunächst können sogenannte Dummybordsteine an den gewünschten Ladestandorten installiert werden. Das Elektronikmodul wird erst dann nachgerüstet, wenn der lokale Bedarf durch den Anstieg der Elektromobilität ausreichend hoch ist. Die Nachrüstung sei dabei in wenigen Minuten ausführbar – ebenso die Wartung, für die die Elektronikeinheit einfach entnommen werden könne. Die Systeme seien auf die Umweltbedingungen im Straßenraum ausgelegt, um eine lange Lebensdauer sicherzustellen. Hier muss man zum Beispiel an das Überfahren von Bordsteinen durch Autoreifen oder Streusalzeinsatz denken.
Die “Rheinmetall-Ladebordsteine” können aber zum Beispiel auch bei Ein- oder Mehrfamilienhäusern oder auf Geschäftsparkplätzen eingesetzt werden.
Jetzt starten die Tests
Die “Rheinmetall-Ladebordsteine” werden aktuell umfangreichen Langzeittests unterzogen, bevor diese erstmalig im Rahmen eines Pilotprojekts im öffentlichen Raum zum Einsatz kommen sollen.