Sind Ihnen Disketten noch ein Begriff? Früher waren sie unverzichtbar, doch irgendwann wurden sie gegen moderne Speichermedien wie CDs, USB-Sticks oder externe Festplatten ersetzt. Damit verschwanden auch die Diskettenlaufwerke aus der Standardausstattung eines Computers. Doch was tun, wenn Sie auf eine Diskette stoßen, auf der sich eventuell wertvolle Daten befinden? Das können neben Dokumenten und Programme auch einfach Retro-Spiele sein. Alte 3,5- oder 5,25-Zoll-Disketten lassen sich auch auf einem modernen Windows-PC auslesen.
Bevor wir beginnen, sollten Sie wissen, dass es einen Haken an der Sache gibt. Denn das Kopieren von Daten von einer alten Diskette auf einen modernen PC ist nur die halbe Miete. Die kopierten Daten müssen Sie später überhaupt erst lesen können. Und da Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf alte Dateiformate stoßen werden, ist das Auslesen mit moderner Software oftmals gar nicht so einfach.
In diesem Fall müssen Sie herausfinden, wie Sie mit Emulatoren wie DOS Box oder anderen Hilfsprogrammen auf die Daten zugreifen oder sie sogar konvertieren können, was allerdings den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde. Wir konzentrieren uns hier auf die Möglichkeiten, die Daten überhaupt auf den Rechner zu bekommen.
3,5-Zoll-Laufwerk: Wenn es sich bei den Datenträgen um für MS-DOS oder frühere Windows- Versionen formatierte 3,5-Zoll-Disketten handelt, die Sie auf einen modernen Windows- 10- oder zumindest einen Windows-7-PC kopieren möchten, dann haben Sie Glück. Denn das ist das einfachste Format, mit dem Sie arbeiten können. Die 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke hielten sich als Legacy-Produkt noch lange, nachdem ihre Kapazität von 1,44 MB relativ gesehen absurd klein geworden war. Infolgedessen gibt es viele halbmoderne Laufwerke und Lösungen.

©Freecom
Die erste Option ist der Kauf eines aktuellen, externen Diskettenlaufwerks mit USB-Anschluss. Wenn Sie bei Amazon oder sogar bei Ebay stöbern, finden Sie viele preiswerte, aktuelle USB-3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke. Sie kosten in der Regel zwischen 15 und 30 Euro. Wenn Sie es eilig haben und eine benutzerfreundliche Plug-and- Play-Lösung für nur ein oder zwei Disketten wünschen, ist dies vielleicht schon die optimale Lösung. Unserer Erfahrung nach können diese Laufwerke jedoch recht unzuverlässig sein. Bevor Sie sich also für ein Gerät entscheiden, lesen Sie sich die Rezensionen zum Modell durch. Fallen sie mehrheitlich positiv aus, können Sie einigermaßen sicher sein, dass Sie das richtige Laufwerk gefunden haben, ohne zu riskieren, dass beim Kopiervorgang sogar Daten verloren gehen.
Alternativ können Sie ein altes USB-Diskettenlaufwerk nutzen. In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren produzierten viele Laptop-Hersteller wie HP, Sony oder Dell auch externe USB-Diskettenlaufwerke. Diese Vintage-Laufwerke haben hochwertigere Bauteile als die billigen USB-Laufwerke, die Sie jetzt im Onlinehandel finden. Zudem sind sie aktuell genug, um ohne Probleme zu funktionieren. In der Regel werden sie von Windows 10 als Plug-and-Play-Geräte unterstützt. Geben Sie bei Ihrer Suche etwa bei Ebay die Begriffe „Sony USB-Diskettenlaufwerk“ ein.
Die dritte Option ist der Einsatz eines internen Diskettenlaufwerks mit einem preiswerten USB-Adapter. Wenn Sie etwas bastelfreudiger sind, dann können Sie sich auch ein altes internes 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk zulegen. Vielleicht haben Sie auch eines herumliegen, beispielsweise in einem ausgemusterten PC auf dem Dachboden oder im Keller. Dieses können Sie an einem im Handel erhältlichen Floppy-zu-USB-Adapter für rund 10 Euro anschließen.
Mit einem entsprechenden Adapter können Sie dann noch eine externe Stromversorgung für das Diskettenlaufwerk herstellen. Eine andere Möglichkeit ist, das Laufwerk und den Adapter intern in ein Computergehäuse einzubauen und dann dort einen SATA-Stromadapter zu verwenden.
Die vierte Option ist die Verwendung eines Vintage-Computers mit einem Diskettenlaufwerk und Netzwerkanschluss. Wenn Sie also noch einen funktionsfähigen, älteren PC oder Laptop mit Windows 98, ME, XP oder 2000 mit Ethernet-Anschluss und einem 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk besitzen, kann dieser im Normalfall die Diskette lesen und auf die Festplatte des Computers kopieren. Über LAN oder mit Hilfe eines externen Speichermediums können Sie diese Daten dann auf einen modernen PC kopieren. Der kniffligste Teil besteht jedoch darin, dafür zu sorgen, dass die LAN-Vernetzung zwischen Ihrem alten und dem neuen Computer einwandfrei funktioniert. Hier kommt es darauf an, die Windows-Dateifreigaben aus verschiedenen Epochen so zu gestalten, dass sie sich gut miteinander vertragen. Alternativ können Sie die Dateien auf einen FTP-Server hochladen, beispielsweise auf das hauseigene NAS, und sie dann auf Ihren modernen Rechner herunterladen.

5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk: Wenn Sie für MS-DOS oder Windows formatierte 5,25-Zoll-Disketten haben, die Sie auf einen modernen Windows-PC auslesen möchten, dann haben Sie eine kniffelige Aufgabe vor sich. Der Grund: Die 5,25-Zoll-Disketten sind Mitte der 1990er Jahre aus dem regulären Sortiment verschwunden. Deshalb ist es nun eine wahre Herausforderung, ein funktionierendes 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk zu finden. Doch werfen wir einen Blick auf die Optionen.
Die erste Lösung wäre die Verwendung eines USB-Adapters vom Typ FC5025 und eines internen 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerks. Eine amerikanische Firma namens „Device Side Data“ stellt einen Adapter namens FC5025 her. Er ermöglicht es Ihnen, ein internes 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk zu verwenden, um Daten von 5,25-Zoll-Disketten in verschiedenen Formaten über ein USB-Kabel auf einen modernen PC zu kopieren. Der Adapter kostet etwa 55 US-Dollar.
Doch das ist nur die halbe Miete: Sie benötigen noch alle notwendigen Kabel, ein Netzteil mit einem Molex-Stecker für das Laufwerk und möglicherweise ein altes, externes 5,25-Zoll-Laufwerksschachtgehäuse, wenn Sie alle Komponenten ordentlich verstauen wollen. Wenn Sie es einmal eingerichtet haben, lohnt sich der FC5205 aber auf jeden Fall. Der FC5025 kopiert die Diskettendaten in Disketten-Image-Dateien, so dass Sie auch ein Tool wie Win-Image benötigen, um die Daten zu lesen und zu extrahieren.
Die zweite Option für 5,25-Zoll: Nutzen Sie ein Kryoflux mit einem internen 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk. Ähnlich wie der FC5025 ist der Kryoflux ein Floppy-zu-USB-Adapter, der zur Inbetriebnahme jedoch einen hohen Einrichtungsaufwand erfordert. Auch hier benötigen Sie den Kryoflux-Adapter, ein altes 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk, ein Netzteil, Kabel und möglicherweise ein Gehäuse. Der Kryoflux kopiert die Daten der Diskette ebenfalls in Disk-Image-Dateien.
Der Vorteil von Kryoflux besteht darin, dass er zusätzlich kopiergeschützte Datenträger in vielen anderen Systemformaten (Apple II, C64, etc.) sichern kann – und zwar mit einem hohen Grad an Genauigkeit. Der Nachteil ist jedoch, dass ein Kryoflux über 100 Euro kostet. Außerdem ist diese Lösung eher für den akademischen Markt der Softwarekonservierung als für allgemeine Verbraucher gedacht. Aus diesem Grund ist die Datensicherung oder sogar der Zugriff auf die Daten auf der Festplatte keine sehr benutzerfreundliche Option.
Als Alternative können Sie wie fürs Kopieren von 3,5-Zoll-Disketten einen alten PC mit Diskettenlaufwerk und LAN-Buchse verwenden.
Bei der Sicherung alter Disketten gibt es noch viele weitere Kombinationen von Laufwerken, Systemen und Formaten sowie eine komplexe Vielfalt von Strategien.