Wie werden wir in zehn Jahren arbeiten? Diese Frage beschäftigt mich bereits seit einiger Zeit. Um Antworten zu finden, teste ich Jobs der Zukunft.
Vor ein paar Jahren fing es an, dass wir immer mehr Berichte lesen konnten, wie sich die Arbeitswelt entwickeln würde. Von Robotern war die Rede, die uns unsere Jobs wegnehmen würden. Von künstlichen Intelligenzen, die die Herrschaft über die Menschheit zu übernehmen drohten. Von dem Grundeinkommen als Antwort auf die bevorstehende Massenarbeitslosigkeit. Noch heute sind die Medien voll mit Schlagzeilen zur Digitalisierung und der sich verändernden Arbeitswelt.
Nicht zu Unrecht, finde ich, denn wir befinden uns mitten in einer massiven Veränderungsphase, die unser ganzes Leben betrifft. Unsere Partnersuche wird von Algorithmen gesteuert, unser Kühlschrank gibt uns Bescheid, wenn unser Milchvorrat aufgebraucht ist und die politische Willensbildung wird von Facebook übernommen.
Als Job-Coach für erfüllte Karrieren erlebte ich zum gleichen Zeitpunkt immer wieder, dass ein Teil meiner Klienten bereits in Berufen arbeitete, die sie erfüllten, deren dahinter liegendes Geschäftsmodell sich durch die Digitalisierung allerdings zerschossen hatte. Ich wollte wissen, was sich da gerade auf unserem Arbeitsmarkt verändert. Und ich wollte es nicht nur theoretisch begreifen, sondern auch praktisch. Denn wie aussagekräftig sind schon Sätze wie „Für die Zukunft der Arbeit brauchen wir Kompetenzen“?
Ich startete in ein neues Projekt. In 2014 hatte ich dreißig verschiedene Jobs innerhalb eines Jahres getestet. Dieses Mal wollte ich Jobs der Zukunft suchen, um dann Pioniere und Vordenker in ihren Jobs zu begleiten und diese Jobs, soweit es geht, selbst auszuüben.
Gesagt, getan. Seit 2018 bin ich nun unterwegs, spreche mit Zukunftsforschern, Vordenkern und Pionieren und habe unter anderem als Fachärztin für Ökopsychosomatik , als Filter Bubble Bursterin (ein Kurator, der Menschen gezielt aus ihren Filterblasen herausholt), als De-Complexerin (jemand, der komplexe Sachverhalte herunterbricht), als Unternehmensphilosophin und als Netzwerkerin gearbeitet. Einige meiner bisherigen Erkenntnisse möchte ich hier mit Ihnen teilen:
Wir müssen nicht alle Programmierer werden
Wer programmieren kann und über technisches Verständnis verfügt, hat in der Arbeitswelt weiterhin super Chancen. Selbst ohne klassisches IT-Studium sind die Aussichten auf einen Job mit ausreichend Know-how rosig.
Die gute Nachricht darüber hinaus heißt für mich allerdings: Wir müssen deswegen nicht alle zu Programmierern werden. Verschiedene Trends lassen derzeit auf allen möglichen Gebieten neue Jobs entstehen. Gerade dort, wo menschliche Kompetenzen gefragt sind wie Einfühlungsvermögen, Kreativität und komplexe Problemlösefähigkeit, entstehen immer neue Bedarfe und damit auch Berufsfelder, etwa der Job als Content Creator, Walker oder Katzenpsychologe.
Wir können die Zukunft gestalten und unsere eigenen Jobs erschaffen
Wie finde ich eigentlich heraus, was ein Job der Zukunft ist? Diese Frage habe ich mir vor dem Beginn meines Projekts gestellt und mit einigen Zukunftsforschern dazu gesprochen. Während ich zu Beginn noch lange überlegen musste, sprudeln die Ideen jetzt nur so, wenn es darum geht, sich neue Jobs auszudenken. Und ich wette, auch in Ihnen schlummern unzählige Ideen zu den Jobs der Zukunft. Ich selbst clustere meine Jobs in drei Bereiche. Einmal in Jobs, die sich so stark verändern, dass sie im Prinzip zu neuen Jobs werden. Dann in Jobs, die gänzlich neu entstehen sowie in gängige Jobs, die aber Einsatz in einem völlig neuen Kontext finden.
Wer über Jobs der Zukunft nachdenken will, sollte sich aktuelle Trends und Strömungen anschauen. Aus Veränderungen entsteht Raum für Bedarfe und aus diesen wiederum Jobs selbst. Als aktuelle Megatrends gelten unter anderem die Globalisierung, die Konnektivität oder die Neo-Ökologie . Makrotrends liefern bereits Antworten auf die zugehörigen Herausforderungen und Bedarfe. Kreislaufwirtschaft oder Zero Waste sind Trends im Bereich der Neo-Ökologie. Neue Jobs in diesen Feldern nennen sich übrigens Zirkulärer Architekt, Life Cycle Assessment Spezialist oder Fairstainability Manager .
Nahezu alle Pioniere, die ich bislang interviewen oder begleiten durfte, haben sich ihre Jobs übrigens selber geschaffen. Sie haben nachgedacht darüber, welche Veränderungen es gerade in der Welt gibt und welche Zukunft für sie denkbar und wünschenswert ist. Sie haben ihr Umfeld von ihrer Vision überzeugt und sich so ihren eigenen Job der Zukunft geschaffen.
Working out Loud ist beispielsweise eine Methode, die mittlerweile Einzug in viele Unternehmen gefunden hat und mithilfe derer sich viele Menschen bereits ihren eigenen Job im Unternehmen geschaffen haben. Wer so zu einem Gestalter des eigenen Berufslebens wird, trägt große Gestaltungskraft für unsere Zukunft in sich.
Und tatsächlich: Wir brauchen neue Skills für den Arbeitsmarkt von morgen
Ebenfalls gelernt habe ich während meiner Exkursionen in Jobs der Zukunft, dass wir tatsächlich neue Kompetenzen brauchen, um uns in der entstehenden Arbeitswelt gut zurechtzufinden. Kompetenzen, die uns nicht unbedingt in der Schule oder Uni vermittelt wurden.
Kooperationsfähigkeit ist eine dieser Kompetenzen. Während es in den Schulen, in den Unternehmen und der Gesellschaft lange um das Trennende gegangen wäre, stelle man nun fest, dass die spannenden Dinge zwischen den einzelnen Disziplinen entstünden, erzählte mir Professor Ulrich Weinberg , als ich ihn zur Thematik interviewte. Aber wann gelingt Kooperation?
Eigenverantwortung ist eine weitere Kompetenz, die uns ein neues Verhalten abfordert. Der Trend geht weg von stark hierarchischen Strukturen, hin zur Selbstorganisation. Was tun, wenn der Chef uns nicht mehr konkrete Anweisungen gibt? Nicht jeder kommt in einem selbstorganisierten Unternehmen direkt zurecht. Eigenverantwortung erfordert eine neue Denkweise.
Die Reise geht weiter. Es bleibt viel zu lernen und zu entdecken. Aktuell habe ich den Podcast „Mein nächster Job“ gestartet, auf dem ich gemeinsam mit den Zukunftsbauern immer wieder Trends und neue Berufe vorstelle. Wenn Sie Ideen, Anregungen, Fragen oder einen Job der Zukunft haben, sind Sie herzlich eingeladen, sich zu melden.
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