Tesla zieht Lehren aus dem tödlichen Unfall eines Tesla-Fahrers im Frühjahr 2016 mit dem Autopiloten. Ein bald veröffentlichtes Software-Update soll den Autopiloten sicherer machen, wie Tesla mitgeteilt hat.
Die neue Software soll die Art und Weise ändern, mit der der Autopilot die vorhandene Hardware in den Tesla-Autos verwendet. Im Model S und X verbaut Tesla seit Oktober 2014 nämlich drei Arten von Sensoren:
- Ultraschallsensoren für die Rundum-Naherfassung
- einen nach vorn gerichteten Radarsensor für die Entfernungsmessung zu Objekten vor dem Tesla; die Radarwellen durchdringen gut Nebel, Regen oder Schnee und haben keine Probleme mit hellem Licht, reflektierende Metalloberflächen erschweren aber die Auswertung. Zudem identifizieren Radarwellen die Objekte oft nur ungenau.
- Eine nach vorn gerichtete Kamera für die Spurführung und das Identifizieren von Objekten. Die Kamera kann durch Gegenlicht beeinträchtigt werden und kann dann unter Umständen Objekte nicht mehr vom Hintergrund unterscheiden – genau das soll dem Tesla-Fahrer bei dem tödlichen Unfall in den USA zum Verhängnis geworden sein. Bei dem tödlichen Unfall verwechselte die Software des Autopiloten einen abbiegenden LKW mit einem hoch hängenden Verkehrszeichen.
Radar und Frontkamera tauschen die Rollen
Bis jetzt bedient sich der Autopilot bei der Hinderniserkennung nach vorne vor allem der Kamera. Die Radardaten dienen nur zur Unterstützung. In Zukunft soll aber der Radar der Hauptsensor für den Autopiloten sein und die Daten der Frontkamera sollen die Radardaten unterstützen.
Allerdings hat kürzlich ein Test des ADAC gezeigt, dass die Radar-Technik allein noch keine bessere Erkennungsquote garantiert. Bei dem Test schnitten die rein Kamera-basierten Systeme von Audi und Subaru besser als die Kamera- und Radar-basierten Systeme von Kia, Daimler und Volvo ab. Wobei wiederum ein rein Kamera-basiertes System den letzten Platz belegte – nämlich das von BMW.
Zusätzlich will Tesla die Fehlerquote und damit unnötige Bremsungen (die gerade bei Radar-basierten Systemen leichter als bei Kamera-basierten passieren können) reduzieren, indem es dem Autopiloten GPS-basierte Geodaten mitgibt, auf der zum Beispiel Verkehrszeichen und Brücken vermerkt sind. Hierzu sollen die Tesla-Fahrzeuge Informationen über Verkehrszeichen, Brücken und andere Objekte an Tesla-Server senden, von denen aus wiederum andere Tesla informiert werden. Hätte die Software des Autopiloten bei dem oben geschilderten tödlichen Unfall Geodaten-basiert gewusst, dass sich an der betreffenden Stelle kein Schild über der Straße befindet, dann hätte sie eine Notbremsung einleiten können.
Weitere Verbesserungen des Software-Updates sollen ein verbesserter Notfall-Assistent sowie ein zusätzlicher Bremskraftverstärker für Notfälle sein. Energisch will Tesla außerdem ein anderes Problem angehen: Immer wieder kursieren Videos im Internet, die Tesla-Fahrer zeigen, die während der Fahrt schlafen oder nicht mehr auf den Verkehr achten und ihre Hände nicht mehr am Steuer des Tesla haben. Damit soll nach dem Update ebenfalls Schluss sein: Künftig erinnert das System den Fahrer zunächst optisch und bei Nichtreaktion auch akustisch daran das Lenkrad gelegentlich zu berühren, damit der Tesla weiß, dass der Fahrer noch aufpasst. Das Ganze erinnert ein wenig an die Sicherheitsfahrschaltung für Lokführer. Reagiert der Fahrer auch nach der dritten akustischen Warnung nicht, dann schaltet der Tesla den Autopiloten ab, bis der Fahrer den Wagen angehalten und geparkt hat. Tesla will das Update, dass die Versionsnummer 8.0 trägt, in den nächsten Wochen als Over-the-Air-Update veröffentlichen.