Die Pfingstferien stehen vor der Tür. Und bis zu den Sommerferien ist es auch nicht mehr lange hin. Grund genug, unseren Testbericht zum aktuellen VW Bus noch einmal hochzuziehen. Denn der T6 ist nun einmal das ideale Reisegefährt für die ganze Familie – sofern nicht einige Warnlampen leuchten.
Mit der Vorstellung des T6 hat Volkswagen Nutzfahrzeuge VWN (ein 100prozentiges Tochterunternehmen von Volkswagen) dem VW Bus endlich ein modernes Infotainmentsystem verpasst. Dessen Top-Modell heißt Discover Media Plus.
Preise
Das Navigationssystem “Discover Media Plus” mit Mobiltelefon-Schnittstelle “Comfort” und WLAN-Schnittstelle sowie USB-Schnittstelle kostet 1.773,10 Euro. Das Kartenmaterial für Europa ist im Preis enthalten, ebenso die Car-Net-Dienste für drei Jahre.

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Discover Media Plus anstelle des Discover Pro
Bei dem Modellnamen Discover Media stutzt man, wenn man die Produktlinie der Infotainmentsysteme von Volkswagen kennt. Denn in Golf, Passat und Co. heißt das Topmodell Discover Pro und besitzt einen 8-Zoll-Touchscreen. Anders dagegen im Kleinwagen Polo, in dem das Discover Media das bestmögliche Infotainmentsystem darstellt.
Vorgängerstruktur kostet Platz
Das Discover Media Plus im T6 besitzt dagegen nur einen 6,3-Zoll-Touchscreen (im Polo besitzt das Discover Media einen 5,8-Zoll-Touchscreen). Doch für den Größenunterschied zwischen Discover Pro im Golf und Discover Media Plus im VW Bus gibt es eine plausible Erklärung, die kurz zusammengefasst so lautet: Der T6 basiert in wesentlichen Teilen wie Rahmen, Fahrgestell, Aufbau und der grundsätzlichen Blechkonstruktion immer noch auf dem T5.1, den Volkswagen 2003 als Nachfolger des T4 ins Rennen schickte.

Oder anders formuliert: Der T6 ist faktisch ein T5.3 (also das zweite Facelift des T5.1), der sich gegenüber dem T5.1 durch seine modernen Infotainmentsysteme mit Internet- und Smartphone-Anbindung, durch die Fahrerassistenzsysteme wie ACC und Notbremsassistent (aber ohne aktiven Spurhalteassistenten, wegen der fehlenden elektromechanischen Lenkung) und durch die auf Euro 6 mit Adblue gehievten Commonrail-Motoren (die mit dem ersten Facelift T5.2 die alten Pumpe-Düse-Aggregate ersetzten) wesentlich unterscheidet. Alle anderen Änderungen an Karosserie, Scheinwerfern und Innenausstattung sind eher kosmetischer Natur. Es gibt also weder hochfeste Stähle noch Leichtbau und Aluminium, geschweige denn Carbon-Bestandteile.

Das hat aber zur Folge, dass im T6 noch das alte Armaturenbrett des T5.1 – natürlich in aufgehübschter Version – verbaut wird. Und da passt das 8 Zoll große Discover Pro aus Golf und Passat nicht rein. Rechenleistung, Schnelligkeit, intuitive Bedienbarkeit und Funktionalität des Discover Media im T6 samt den Lenkradtasten entsprechen aber durchaus der des Discover Pro, das Gerät reagierte nahezu ohne Verzögerung auf unsere Eingaben.
Aufgebohrtes Discover Media
Beim neuen Infotainmentsystem für den Bus hat VWN nicht zu viel versprochen, man findet im Discover Media Plus tatsächlich fast den Funktionsumfang des Discover Pro: vor allem die Car-Net-Dienste und die Schnittstellen zur Smartphone-Anbindung, also Carplay für Apple iPhone und Mirrorlink sowie Android Auto für Android-Smartphones.
Weil also Aufbau und Bedienkonzept des Discover Media Plus stark dem Discover Pro ähneln, wie es Volkswagen im Golf GTD und im Passat verbaut, verweisen wir diesbezüglich auf unsere ausführlichen Testberichte.
Annäherungssensor
Im Discover Media Plus des T6 ist also auch der Annäherungssensor verbaut, der am unteren Bildschirmrand eine Menüleiste ausfährt, wenn man sich mit der Hand dem Touchscreen nähert. Alle Bedientasten und Drehknöpfe lassen sich problemlos bedienen, die Lenkradtasten sind ebenfalls ergonomisch perfekt platziert. Man kann also mit den Daumen die Lautstärke regulieren, Lieder und Radiosender (inklusive DAB+) vor- und zurückspulen, Anrufe tätigen und die Sprachsteuerung starten. ACC und Bordcomputer werden ebenfalls über Lenkradtasten bedient – da gibt es nichts zu meckern.

CD-Laufwerk an der richtigen Stelle
Sogar besser als im Discover Pro ist das CD-Laufwerk im Discover Media Plus des T6 gelöst (der T6 besitzt noch ein klassisches CD-Laufwerk – lobenswert). VWN verbaut es nämlich bequem erreichbar oberhalb des Touchscreens – perfekt positioniert und viel besser bedienbar als die in den Tiefen des Handschuhfachs verbaute Maulwurflösung in Golf, Passat und den uns bekannten Audi-Modellen TT und A3.
Solide Sprachsteuerung
Nicht nur die hervorragend positionierten Lenkradtasten, auch die Sprachsteuerung gibt kaum Anlass zur Beschwerde. Hin und wieder versteht sie zwar eine Adresse bei der Zieleingabe für die Navigation nicht, aber in der Regel reagiert sie zuverlässig und schnell. Sogar bei geöffnetem Seitenfenster in der Fahrertür gab es keine Verständigungsprobleme.

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Doch es gibt in Sachen Ergonomie nicht nur Lobenswertes im Bus: Die Position des USB-Anschlusses ist denkbar ungünstig geraten. Er befindet sich unterhalb der Mitte des Armaturenbretts oberhalb des Zigarettenanzünders viel zu tief im Inneren des Fahrzeugs und ist deshalb nur schlecht erreichbar, insbesondere für Menschen mit großen Fingern.

Zweiter Monitor vor dem Fahrer
Wie schon im Golf ist auch im VW Bus ein zusätzlicher kleiner Bildschirm im Cockpit direkt vor dem Fahrer verbaut. Der Fahrer bedient diesen über die rechten Lenkradtasten, touch-fähig ist dieser Bildschirm nicht. Und er ist keinesfalls mit dem Active Info Display im Passat identisch. Bei Audi wird diese faszinierende Ansicht als Virtual Cockpit bezeichnet.
Stattdessen werden auf diesem kleinen Bildschirm die Daten des Bordcomputers angezeigt sowie die Abbiegehinweise der Navigation, die Reichweite, der Durchschnittsverbrauch und der Hinweis auf eine vorhandene Smartphone-Koppelung. Praktisch ist die Telefonbuchliste in diesem Display. Man kann dann mit den Lenkradtasten im Telefonbuch scrollen und sofort den gewünschten Kontakt anrufen. Ein ausfahrbares Head-Up-Display, wie man es beispielsweise aus dem Passat oder von Mazda kennt, fehlt allerdings im Bus.

Gute Unterhaltung
Musik kommt entweder vom Radio (AM, UKW, DAB+), von CD, Smartphone (Audiostreaming via Bluetooth), USB-Stick oder via Carplay, Mirrorlink und Android Auto aus dem Internet. Webradio hat Volkswagen zwar nicht direkt in das Discover Media Plus integriert, doch über Carplay oder Mirrorlink sowie Android Auto kann man diese Funktion ebenfalls nutzen. Insofern kann man das Unterhaltungsangebot im T6 als umfassend und absolut familientauglich bezeichnen.

Vom USB-Stick kann man nicht nur Lieder abspielen, sondern auch Fotos betrachten.

Freisprechanlage und Telefonie bereiten keine Probleme
Damit Sie das Discover Media als Freisprechanlage für das Smartphone verwenden können, müssen Sie dieses per Bluetooth koppeln. Also alles wie gehabt, im Test bereitet das keine Probleme. Danach können Sie über das Smartphone telefonieren, dessen Telefonbuch und Anruflisten nutzen und auch Musik streamen. Die Sprachqualität war gut. Das System liest eingehende SMS vor und stellt Textbausteine für schnelle SMS-Antworten zur Verfügung.

Wichtig: Die Car-Net-Dienste stehen nicht über die Bluetooth-Koppelung des Smartphones zur Verfügung. Ebenso können Sie über die Bluetooth-Koppelung weder Carplay, Android Auto noch Mirrorlink verwenden. Dazu später mehr.
Zuverlässige Navigation
Das Kartenmaterial für die Navigation befindet sich auf einer SD-Karte, deren Slot rechts neben dem Discover Media liegt. Diese wurde vom Discover Media einige Male nicht erkannt. Wir lösten das Problem, indem wir die SD-Karte herausnahmen und wieder einsteckten. Danach funktionierte die Navigation einwandfrei.

Die Karte zoomt flott ein und aus und lässt sich fast ruckelfrei verschieben. Die Navigation verzichtet allerdings auf optische Leckerbissen wie Google-Earth-Ansicht, Fotos von Panoramio oder 3D-Häusermodelle. Eine Verkehrszeichenerkennung per Kamera fehlt ebenfalls, die auf dem Bildschirm angezeigten Tempolimits sind GPS-basiert.
Die Navigation lotst aber zuverlässig und dank Echtzeit-Verkehrsinformationen von TomTom auch exakt. Allerdings stehen die genauen Verkehrslagedaten von TomTom nur zur Verfügung, wenn man das Car-Net-Paket gebucht hat. Ohne Car-Net kann man dagegen nur die deutlich ungenaueren TMC-Daten verwenden.

Ein ärgerliches Manko hat Volkswagen immer noch nicht beseitigt: Die Verkehrslageinformationen zeigt das Infotainmentsystem standardmäßig nicht auf die gewählte Route zugeschnitten an. Stattdessen sieht der Fahrer alle überhaupt verfügbaren Verkehrsinformationen an. Das ist wenig hilfreich und zwingt den Fahrer zum Umschalten der Ansicht von Hand. Dadurch wird der Fahrer vom Verkehrsgeschehen unnötig abgelenkt. Warum VW diese Schwäche immer noch nicht beseitigt hat, ist unverständlich.

Internet und Smartphone-Einbindung
Den Startbildschirm des Discover Media, also die Karussellansicht, erreichen Sie durch einen Druck auf die Menü-Taste. In der auch von anderen VW-Modellen bekannten Karussellansicht finden Sie zwei Menü-Punkte, die für die Internetdienste und die Smartphone-Einbindung wichtig sind: Car-Net und App-Connect.

Car-Net bringt TomTom-Verkehrsdaten ins Navi
Volkswagen verkauft einen speziellen Surfstick (CarStick), den Sie in den USB-Port oberhalb des Zigarettenanzünders einstecken. Stolze 80 Euro verlangt VW für dieses Zubehör.
Anders als in diversen Audi-Modellen und in Golf und Passat gibt es also keinen SIM-Kartenslot, in den man eine zweite SIM-Karte stecken kann.

Über diesen Surfstick baut das Discover Media Plus seine Internetverbindung auf. Die dafür nötige PIN kann man im Fahrzeug abspeichern. Das Discover Media kann dann auch selbst einen WLAN-Hotspot aufbauen, über den andere Geräte wie Notebooks oder Tablets ins Internet gehen können. Dazu muss das Discover Media aber zwingend über den Surfstick mit dem Internet verbunden sein.

Alternativ können Sie das Discover Media aber auch mit einem WLAN-Hotspot verbinden, den Ihr Smartphone aufbaut. Das Discover Media ist dann Client und kann selbst keinen WLAN-Hotspot aufbauen. In diesem Fall gehen alle für Car-Net benötigten Daten über Ihr Smartphone. Dafür sollte der Mobilfunkvertrag Ihres Smartphones ausgelegt sein. Allerdings muss bei der WLAN-Variante offensichtlich das Smartphone immer wieder eigens im Discover Media ausgewählt werden, wie Nutzer berichten. Mit einer geeigneten App kann man das Problem aber zumindest auf Android-Smartphones lösen.

Diese Car-Net-Dienste gibt es
Sobald die Car-Net-Verbindung steht, empfängt man einen Nachrichtenticker, Wetterdaten, kann eine Parkplatz- und Tankstellensuche nutzen und empfängt vor allem die Echtzeit-Verkehrslagedaten von TomTom. Letzteres dürfte das Killer-Feature für Car-Net sein. Diese Verkehrslagedaten fließen dann automatisch in die Navigation ein. Google Earth, Street View oder Panoramio gibt es über Car-Net im Unterschied zum Passat nicht.

Das Discover Media verwendet zwar die TomTom-Echtzeit-Verkehrsinformationen, doch für die Parkplatzsuche und die Tankstellensuche kooperiert Volkswagen mit Inrix. Volkswagen hatte im Winter/Frühjahr 2015 Inrix durch TomTom als Lieferant der Echtzeit-Verkehrsinformationen ersetzt.
Die Car-Net-Dienste im Rahmen des Pakets “Guide & Inform” sind drei Jahre lang kostenlos, danach müssen Sie 79 Euro pro Jahr dafür zahlen.
Webradio oder einen Browser gibt es über Car-Net nicht, dafür steht aber der Bereich App-Connect zur Verfügung.

App-Connect zur Smartphone-Anbindung
Unter dem Menü-Punkt App-Connect fasst Volkswagen Apple Carplay, Android Auto und Mirrorlink zusammen. Über Carplay wird ein iPhone mit dem Discover Pro verbunden, über Android Auto und Mirrorlink kann man ein Android-Smartphone ins Discover Media hieven. In allen drei Fällen erfolgt die Verbindung über das USB-Kabel und nicht über Bluetooth. Alle drei Lösungen spiegeln die auf dem Smartphone laufenden Apps auf den Bildschirm des Discover Media Plus und nutzen dessen Lautsprecher zur Soundausgabe. Die Rechenleistung muss aber das Smartphone stemmen, ebenso muss dessen Akku Schwerstarbeit während des Betriebs leisten. Und natürlich muss der Mobilfunkvertrag des Smartphones für die Datenmengen ausgelegt sein.
Über diese drei Schnittstellen stehen Ihnen dann Navigations-Apps, Webradio und Musikstreaming zur Verfügung. Oder die gute Google Lokale Suche, die die standardmäßige POI-Suche in eingebauten Navis bei der Qualität der Treffer deutlich übertrifft. Teilweise gibt es auch Mailprogramme.
Speziell bei Carplay sind die kostenlos verfügbaren Echtzeit-Verkehrsinformationen von TomTom zu erwähnen, die Sie in der Karten-App von Apple nutzen können.
Wir haben Carplay, Android Auto und Mirrorlink im VW Bus separat getestet:
Test: Apple Carplay für das iPhone im T6
Test: Mirrorlink für Android-Smartphones im T6
Test: Android Auto für Android-Smartphones im T6
Carplay und Mirrorlink/Android Auto lässt sich parallel zur Standard-Navigation des Discover Media betreiben. Sie können also beispielsweise die Musik von Apple Music genießen und gleichzeitig das fest eingebaute Navigationsgerät verwenden. In dem kleinen Zusatzfenster links in der Navigation sehen Sie dann den Hinweis auf Carplay, wie übrigens auch im Mini-Display im Cockpit.

Von den drei Lösungen gefiel uns Carplay am besten, weil es sich dabei um eine runde und zuverlässige Verbindung handelt, die auch einem gehobenen optischen Anspruch gerecht wird. Mirrorlink und Android Auto dagegen ließen sich nicht immer zuverlässig verwenden und sehen auch nicht besonders hübsch aus.

Fazit zum Discover Media Plus im T6 VW Multivan
Der an sich schon etwas betagte VW Bus, der in seinem derzeit verkauften Grundkonzept vor 2003 entwickelt wurde, macht mit dem Discover Media Plus einen Riesenschritt in das Internet- und Smartphone-Zeitalter. Die Bedienung des Infotainmentsystems ist intuitiv und gibt kaum Anlass zur Kritik. Alles funktioniert schnell und zuverlässig, viele Funktionen sind blind bedienbar. Der Bus eignet sich mit dem Discover Media Plus gleichermaßen als Familienkutsche wie für den beruflichen Einsatz. Von den drei Smartphone-Lösungen Carplay, Mirrorlink und Android Auto kann aber nur Carplay überzeugen.