Tragbare Computer und Kleidungsstücke sind sich in den den letzten Jahren etwas näher gekommen. Zwar gibt es keinen großen Markt für smarte Textilien und für „Wearable Computing“. Dazu sind die bisherigen Anwendungsfelder zu speziell, zu verspielt oder schlicht zu abgefahren. Der große Boom ist aus geblieben, obwohl ihn die Branche seit mindestens 10 Jahren immer gerne beschworen hat. Doch vielen Anwendungsbeispielen aus der Forschung fehlt ganz einfach das Problem, für das sie die Lösung zu sein scheinen. Bis auf wenige Ausnahmen ist intelligente Kleidung und Elektronik am Körper ein maßgeschneidertes Nischenprodukt geblieben.
Das soll uns aber weiter nicht stören, denn was die Forschungslabors schon verlassen hat und teilweise auch zu kaufen ist, hat zumindest einen hohen Geek-Faktor. Und macht neugierig auf die weitere Entwicklung. Wir fanden dazu sieben Sachen zum anziehen
Am Puls der Zeit: Sport-Shirt misst Herzfrequenz
Pulsmessgeräte informieren über die Herzfrequenz und warnen bei kardialer Überlastung. Allerdings können Pulsmesser auch berechnen, wie viele Kalorien bei sportlicher Anstrengung schon verbrannt wurden. Und wie viele es noch sein müssen, um das Tagespensum zu erreichen. Dies dürfte der Hauptgrund für die meisten Freizeitsportler sein, einen Pulsmesser dabei zu haben. Traditionell bringen Pulsmesser nicht nur ein Gerät für das Handgelenk mit, sondern auch einen Brustgurt, dessen Elektroden die Herzaktivität durch die Haut messen. Mit den Sport-Shirts und BHs von NuMetrex geht es aber auch ohne gewöhnungsbedürftigen Brustgurt: Die Elektroden sind in den Stoff eingearbeitet, liegen damit angenehm am Körper an der richtigen Stelle an und verrutschen nicht. Um die Messdaten an Pulsmesser oder Sportgeräte zu senden, unterstützt NuMetrex das Sendeprotokoll WearLink des Herstellers Polar und ist damit zu den Pulsmessern und Sportuhren von Polar kompatibel. Damit sich das Oberteil hin und wieder auch in die Waschmaschine kann, ist der Transmitter mit der Elektronik leicht abzunehmen.
Erfreulicherweise lässt der Anschaffungspreis dafür den Blutdruck nicht in die Höhe schnellen: Ein Komplettsystem bestehend aus Pulsmesser vom Hersteller Polar, Transmitter und schlichtem Shirt oder Damen-Top ist ab 99 US-Dollar zu haben. Momentan aber nur direkt von NuMetrex selbst.

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Ein Schritt voraus: Jogging-Schuhe mit Schrittzähler
Es bleibt sportlich – denn die Messung verschiedener Köperfunktionen ist für intelligente Kleidung die Paradedisziplin. Der Sportartikelhersteller Nike rüstet seine Sportschuhe der Serie Nike+ fertig mit Sensoren aus, die an iPod, iPhone oder an spezielle Armbänder von Nike Messdaten übertragen.
In den Schuhen steckt ein piezoelektrischer Sensor als Schrittzähler. Nach der Kalibrierung durch den Träger kann das Systemdie zurückgelegte Entfernung und verbrannte Kalorien messen. Zur Auswertung und Aufzeichnung der Daten dient eine eigene App für iPhone oder iPod, da die Entwicklung von Apple und Nike seit 2006 gemeinsam entwickelt wird. Seit dem iPod Touch der zweiten Generation und iPhone 3GS ist auch kein zusätzlicher Transmitter mehr nötig, da die Geräte direkt mit den Schuhen kommunizieren. Die Datenübertragung übernimmt hier der eingebaute Bluetooth-Chip. Mittlerweile ist auch Polar mit eingestiegen, um zusätzlich Daten zur Herzaktivität beizusteuern. Von TomTom gibt es zudem noch passende Sport-Uhren mit GPS-Empfänger, wenn iPhone oder iPad zu Hause bleiben sollen.
Für die beteiligten Firmen ist das Konzept aufgegangen: Nike+ hat über fünf Millionen angemeldete Nutzer (Stand 2011).Natürlich ist das System um den intelligenten Turnschuh nicht gerade billig, dafür sorgen allein schon die Markennamen von Apple und Nike. Allerdings gibt es Einsteiger-Laufschuhe allein im Webshop von Nike schon ab 110 Euro. Wer also sowieso schon einen iPod oder ein iPhone hat, kommt hier noch recht günstig davon.

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G-Cell: Bluetooth im Handschuh
Auf der Piste mit dem Handy telefonieren – kein leichtes Unterfangen, wenn die Pfoten in dicken Handschuhen stecken. Abhilfe schafft der Kommunikationshandschuh G-Cell für Wintersportler, die auch unter eisigen Bedingungen erreichbar sein wollen. Es handelt sich dabei um ein integriertes Bluetooth-Headset und der Handschuh verbindet sich ganz banal per Bluetooth mit dem Mobiltelefon. Über den eingebauten Lautsprecher und ein Mikrofon kann der Träger also direkt in die Hand sprechen und braucht nicht erst das Handy oder Smartphone aus der Jacke fummeln. Ein Vibrationsalarm am Handgelenk informiert über eingehende Anrufe und ein Akku versorgt die Elektronik mit Strom.
Entwickelt hat den G-Cell Handschuh die Firma Texsys aus Radebeul zusammen mit dem Schweizer Handschuhspezialisten Swany . Die erste Kleinserie des Handschuhs ist trotz des stolzen Preises von 500 US-Dollar inzwischen ausverkauft. Aber Swany arbeitet bereits an einem hoffentlich günstigeren Nachfolger. Laut Branchendiensten ist bei der US-Behörde FCC zur Zulassung von Funk-Kommunikationsgeräten bereits Anfang 2012 ein entsprechender Antrag eingegangen.

©Nike
Um Kopf und Kragen: Airbag statt Fahrradhelm
Vielen Radfahrern und Sportlern sind Fahrradhelme leider immer noch ein Gräuel. Zu klobig, zu schwer und außerdem noch hässlich. Mit dem negativen Image des in vielen Ländern vorgeschriebenen Fahrradhelms wird aber Schluss sein, wenn es der Airbag für den Kopf zur Serienreife schafft. Genau daran arbeitet zur Zeit ein kleines Team zweier Fahrradfans und Helmhasser in Schweden: Die beiden Absolventinnen der Technische Fakultät an der Universität Lund machen aus ihrer Abneigung gegen herkömmliche Fahrradhelme keinen Hehl und möchten einen unsichtbaren Kopfschutz. Diesen gibt es jetzt immerhin schon als Prototyp und besteht aus einem breiten Kragen, in der ein Airbag mit Gaszylinder und Elektronik versteckt ist. Wie bei einem Airbag im Auto reagiert die Elektronik auf starke Schläge und plötzliche Beschleunigungen, etwa bei einer Kollision oder bei einem Sturz. Der Airbag entfaltet sich explosionsartig und soll die graue Masse zuverlässig vor Schlagtraumata schützen. Wie das System funktioniert, demonstrierte schon mal eine Gruppe von Stuntmen bei einer öffentlichen Vorführung in Stockholm . Der unsichtbare Kopfschutz mit dem Namen „Hövding“ (schwedisch „Häuptling“) soll für 4.000 Schwedische Kronen erhältlich sein. Dass der Airbag für den Kopf in Deutschland eine Zulassung für den Straßenverkehr erhält, ist eher unwahrscheinlich. Aber für modebewusste Schweden wird der „Hövding“ vielleicht bald eine ästhetische Alternative zum ungeliebten Fahrradhelm.

©Hovding
Empfänglich: Mütze und T-Shirt mit WLAN-Sensor
Weg von den wirklich praktischen Anwendungen, hin zu den Gimmicks für Geeks, bei denen der Nutzwert zweitrangig ist. Ein tragbarer WLAN-Sensor, der mit einer leuchtenden Anzeige die Signalstärke von Drahtlos-Netzen in Reichweite anzeigt, ist erst mal nichts besonderes. Zum Accessoire für Technik-Freaks wird das Ganze aber, wenn der WLAN-Monitor in Form von Kleidungsstücken vorliegt. Beim Geek-Ausrüster ThinkGeek gibt es Baseball-Mützen und T-Shirst mit aufgedrucktem WLAN-Sensor. Je stärker das Signal, desto mehr Balken leuchten auf. Der Sensor auf den Textilien ist batteriebetrieben und reagiert auf 2,4-GHz-Funknetzwerke (802.11 b/g). Eine Baseball-Mütze gibt es schon ab 14,99 US-Dollar. Aber wer schon die Kreditkarte zückt, sei gewarnt: Bei Versand aus den USA schlägt auch nochmal der Zoll zu.

©Thinkgeek
Ausgetickt: Armbanduhren mit Android
Auch Armbanduhren gehören in die Kategorie der Mode-Accessoires zum Anziehen. Und deshalb darf auch die Android-Armbanduhr nicht fehlen. Diese gibt es bereits in großen Stückzahlen von Sony. Der japanische Hersteller versucht mit der „SmartWatch“ ein kleines Touchscreen am Handgelenk mit Android 2.1 zu einem günstigen Preis zu kombinieren, der zur Zeit in Online-Shops zwischen 80 und 100 Euro liegt. Irgendwo muss aber zu viel gespart worden sein, denn Kundenberichte zur SmartWatch sind durchwachsen und mittlerweile gibt es schon das zweite Software-Update, um anhaltende Probleme mit der eigens angepassten Android-Version zu beheben.
Mit einem höheren Anspruch ist das unabhängige Projekt „Pebble“ an den Start gegangen. Dessen Entwickler stellten ihre geplante Android-Smartwatch auf der Crowdsourcing-Plattform Kickstarter.com vor. In wenig mehr als einem Monat kam dort ein Startkapital von 10 Millionen US-Dollar zusammen und Pebble ist damit eines erfolgreichsten Kickstarter-Projekte. Die Armbanduhr tritt über Bluetooth mit Android-Smartphones in Verbindung, um dessen Hardware zu nutzen, etwa das GPS-Modul und um auf dem Display gewünschte Infos einzublenden. Pebble ist damit eine Ergänzung für Smartphones und kein eigenständiges Android-Gerät. Die Armbanduhr soll für 150 US-Dollar in Kürze auf den Markt kommen.

©getpebble.com
Das iPod am Handgelenk
Den Schritt von der Hosentasche zum Handgelenk macht auch der iPod Nano von Apple. Viel zusätzliche Hardware, oder ambitionierte Entwicklungen braucht es dazu nicht mehr. Denn ein iPod Nano 6G ist bereits kompakt genug, um ihn bequem am Handgelenk zu tragen. Die australische Firma Frontal Concepts hat dazu das Armband „Infuse“ mit abnehmbaren Clip entwickelt, um das iPod sicher und dabei platzsparend zu befestigen. Das Armband ist in drei verschiedenen Farben erhältlich und kostet im Web-Shop von Frontal Concepts 26,95 US-Dollar.

©www.frontalconcepts.com