Wenn man mich fragen würde, welche Verfilmungen mich am allerwenigsten interessieren würden, dann würde ich bei der Aufzählung unweigerlich irgendwann bei einer weiteren Verfilmung des Casanova-Stoffes ankommen.
Eine erneute Verfilmung stellte ich mir gähnend langweilig vor, da ich von einer reinen Abfilmung der diversen Eroberungen Casanovas in affigen Kostümen inklusive Perücken und ohne irgendwelchen Unterhaltungswert ausging. Wenn ich dann noch höre, ausgerechnet Lasse Hallström soll der Regisseur dieser x-ten Verfilmung sein, dann würde ich am liebsten schreien: „Lasse, alter Schwede – Lass die Finger davon, dass ist als würde man Radio für Taube machen!“
Natürlich und manchmal auch gottseidank hört in dieser Hinsicht weder Lasse noch sonst jemand auf mich und deshalb wurde „Casanova“ im Jahr 2005 auch gedreht, im Jahr darauf auf DVD veröffentlicht und von mir auf drängen meiner Frau gekauft. Seitdem konnte ich das Anschauen des Streifens immer irgendwie verhindern, bis zum heutigen Tag!
Casanova erzählt im Alter rückblickend aus seinem Leben (Klar, wie schon so oft!). Erzählt dem Zuschauer, dass er bisher eine Episode daraus ausgespart hat, nämlich die mit Francesca.Durch seine zahlreichen amourösen Eskapaden hat sich Casanova in eine prekäre Lage manövriert. Die Herrscher seiner Heimatstadt Vendig stellen ihn vor die Wahl, entweder er heiratet oder er wird gehängt ( Das ist dann mal echt was neues!). Auch wenn manchmal ein schneller Tod einer Ehe durchaus vorzuziehen ist, entschliesst sich Casanova für die Ehe. Nach kurzer Sondierung des Hochzeitsmarkts fällt seine Wahl auf die keusche Viktoria. Dummerweise kommt ihm die Idee, nachdem die Heirat schon so gut wie arrangiert ist, doch nicht so gut vor, denn er hat inzwischen die bereits anderweitig versprochene, etwas kratzbürstige Francesca kennengelernt.
Aus diesem, grob erzählten Grundgerüst der Handlung entwickelt sich dann im Lauf der Spielzeit eine der besten Komödien, die ich in den letzten Jahren sah. Eine echte Überraschung sozusagen!
Denn neben den bereits eingangs erwähnten Bedenken stehen hier noch Heath Ledger als Casanova und u.a. Jeremy Irons als Großinquisitor auf der Liste der teilnehmenden Akteure, welche durchweg nicht gerade für ungetrübten, überzeugenden Filmspaß stehen. Trotzdem hat es Regisseur Hallström mit einem tollen Drehbuch und einem perfekt gecasteten Ensemble an SchauspielerInnen geschafft meine Bedenken innerhalb kürzester Spielzeit zu zerstreuen.
Hallströms Casanova bietet Kinovergnügen nahezu in Reinkultur. Keine Effekthaschereien um von einer dünnen Handlung abzulenken, keine derben Späße um sich beim jungen Kinopublikum anzubiedern und DarstellerInner die wirklich spielen können, ohne sich alleine auf ihr aussehen verlassen zu müssen.
Fazit: Auch wenn der Streifen kein Blockbuster war und nicht gerade mit den angesagtesten Top-Hollywood-Stars besetzt ist, bietet er doch weitaus mehr als ich erwartet hätte. Nämlich cleveres und unterhaltsames Filmvergnügen!
(7,5 Punkte von 10)