Vier Brüder (2005)

Regisseur John Singleton verlegt den klassischen Western "Die vier Söhne der Katie Elder" ins unwirtliche Panorama des heutigen Detroit und inszeniert einen schnörkellosen, wunderbar altmodischen Actionreißer.

'Altmodisch' ist der Film in wirklich beinahe jeder Hinsicht: Denn die Story von vier Brüdern, die sich nach jahrelangen getrennten Wegen zur Beerdigung ihrer ermordeten Ziehmutter wieder zusammenfinden und einen brutalen Rachefeldzug gegen die Mörder starten, ist genauso dünn und in ihren Wendungen weit hergeholt, wie man das beispielsweise von einem Charles-Bronson-Actionfilm erwarten würde. Die Figurencharakterisierungen fallen klischeehaft und eindimensional aus und zu guter Letzt bleibt auch die Frage nach Moral so ziemlich auf der Strecke, wenn die Brüder eiskalt zwei unbewaffnete und verletzte Gangster erschießen. Ganz zu schweigen von den sentimentalen Gesprächen der vier mit ihrer verstorbenen Mutter.

Das alles klingt aber viel schlimmer als es sich dann wirklich darstellt, denn "Vier Brüder" will weder eine intelligente Story noch eine vielschichtige Psychostudie bieten. Hier geht es um altmodische Action im Stil von "French Connection" und ähnlichen Klassikern. Heftige Schießereien wechseln sich mit wilden Autoverfolgungsjagden ab, die ganz ohne Superzeitlupe und derlei neumodischen Schnickschnack auskommen. Und in dieses Setting passen die oben erwähnten Schwächen einfach wie angegossen. Wen interessiert eine realistische Figurenpsychologie, wenn die Brüder, angeführt von Mark Wahlberg als Bobby, mit brutalen Methoden und coolen Sprüchen auf den Lippen durch das Ghetto ziehen und so immer mehr Informationen über die tatsächlichen Ereignisse der Mordnacht beziehen? Das Macho-Gehabe im 80er-Jahre-Stil wird schließlich durch witzige Streitereien mit der spanischen Geliebten eines der Brüder ironisch gebrochen. So gelingt es dem Film vortrefflich, die Balance zwischen Alt und Neu zu halten: Stil, Inszenierung und Actioneinlagen überzeugen als Referenz an klassische Actionfilme, während selbstironische Spitzen und ein Schuss Dramatik den Film als Kind des neuen Jahrtausends kennzeichnen.

"Vier Brüder" ist also ein klassischer, geradliniger und äußerst unterhaltsamer Actionfilm, bei dem man Dinge wie Verstand und Moralempfinden zwar lieber daheim lassen sollte, der aber als kurzweiliges Actionvehikel voll überzeugt.