"Man vergisst vielleicht, wo man die Friedenspfeife vergraben hat. Aber man vergisst niemals, wo das Beil liegt."
Mark Twain
Das perfekte Rambo-Gemetzel die Dritte. Das Gewalt keine Lösung ist wissen wir alle, aber seit Rambo III wissen wir, dass man ganz alleine mit einer Waffe, Pfeil und Bogen und blauem Licht eine ganze Armee zur Strecke bringen kann. Silvester Stallone macht das Wunder um den Erfolg seiner Figur mit diesem Film (erstmal) komplett, indem er John Rambo hier zu dem macht, was wohl auch alle Actionfans sehen wollten - Eine rumballernde Maschine.
Dabei ist die Story absolut nicht wichtig. Hauptsache man trifft mit einem bis dato unerreichten Gemetzel den Geschmack des geneigten Action- und Kriegfreaks. So sieht das dann auch aus bei Rambo III. Die ganze Zeit kommt es einem so vor, als wenn die eigentliche "Story" um die Gewalt herumgebaut wurde. John Rambo möchte gerne seinen Freund Sam aus einer Festung in Afghanistan befreien, die von den Sowjets kontrolliert wird. Mehr muss man auch nicht wissen. Nachdem der Anfang so sentimental wie möglich gestaltet wurde (Rambo im Kloster, was für ein Knaller) gehts auch gleich ab in die Einöde, mit all seinen bunten Farben. Ein wirkliches Geschenk für die Augen ist Rambo III also schonmal nicht.
Sobald die Formalitäten auch geklärt sind, darf Rambo wieder ordentlich in die Munitionskiste greifen, ballert hier und da so lange rum, dass man mit einer Hand schon nach der Kopfschmerztablette greift und zeigt sich auch sonst kalt wie ein Eiswürfel. Da rennt diese Person mit einer Waffe durch die Gänge, lädt wie aus Zauberhand nie nach und wirft Messer so erstaunlich gerade wie im Zirkus. Nach einer Weile fragt man sich auch, wo die ganzen Soldaten herkommen, die Rambo umkachelt, aber ein Nest gibt es ja meistens immer. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Rambos erster Besuch in der Festung auch nicht sein letzter ist. So macht sich die sympathische Patronenhülse gleich wieder auf den Weg, weil sie das wichtigste vergessen hat - Die Befreiung von Sam. Also wird nochmal alles umgenietet was beim ersten mal stehen geblieben ist. Am Ende trifft Rambo natürlich auch auf einen wütenden Wandschrank, der ihn erstmal weich kloppt. Aber wie gut dass der Feind einen Sprengsatz am Körper hat, den Rambo aktiviert. Wie schön wenn der Gegner mitdenkt.
So darf natürlich auch der Showdown nicht fehlen, der alles übertrefen soll. Rambo und Sam fühlen sich sicher, im nächsten Moment steht eine halbe Armee inklusive Panzer und Kampfhubschrauber vor den beiden. Aufgeben? Nicht mit Rambo. Der fängt wieder an zu stenkern und versteckt sich mit Sam in einem relativ tiefen Graben. Wie gut dass der zufällig da war. So geht alles nochmal los, nur diesmal im Freien. Rambo ballert rum und rennt durch die Reihen wie ein wütendes Schulkind. Wenig später kommt dann doch die Verstärkung in Form einiger Rebellen. Na ein Glück.
Innerhalb des Films erweißt sich Rambo auch als echtes Wunderkind was die Verwendung von Waffen angeht. Erst schießt er mit Pfeil und Bogen (Und daran montiertem Sprengsatz) einen Hubschrauber ab und legt einen ganzen Panzer mit einem Molotow-Cocktail lahm. Seit wann Panzer aus Holz sind muss mir noch einer erklären. Aber selbst wenn, Rambo steigt gleich in so einen Panzer ein und liefert sich ein Duell mit einem Kampfhubschrauber. Erstaunlicherweise überlebt der Panzer diesen erheblichen stärkeren Beschuss locker. Am Ende darf der Panzer mit Rambo intus auch den Hubschrauber mit dem Endgegner persönlich in einem Zusammenprall kaputt machen. Rambo überlebt selbstverständlich.
Auch die Dialoge sind spürbar liebevoll gestaltet - wie man sie halt aus einem Actionfilm mit kaum Handlung erwarten darf. Mit dem jetzt schon weltberühmten Dialog "Was ist das?" - "Blaues Licht." hat man sich schon selbst übertroffen. Aber auch kleinere Freuden erleichtern den Kriegsalltag. Wenn Rambo seinem Erzfeind sagt, dass er dessen schlimmster Alptraum wäre, erreicht der Tolle-Neue-Dialoge-Balken seinen dramatischen Höhepunkt. Oder wenn Rambo von einem anscheinend gewaltliebenden Kind in Grund und Boden genervt wird: "Was ist das? Kann ich das haben? Was ist das? Kann ich das haben?" Spätenstens hier hätte Rambo mal Alarm schlagen können, aber nein. Die Wut wird erst im rumballern ausgelassen.
Erinnerungswürdige Szenen für die ganze Familie gibt es auch. Wenn Rambo bei einem netten Gesellschaftsspiel mitmacht, bei dem ein totes Schaf als Ball missbraucht wird, klatscht jeder Tierfreund freudig in die Hände. Dabei dachte zumindestens Ich, dass man in dieser Einöde jedes Nutztier sehr gut gebrauchen kann. Aber anscheinend reichts ja doch für hirnlose Spiele.
Besonders schön auch die Anfangsszene, in der Rambo in einem schier endlosen Kampf seinen erstaunlich glänzenden Körper zur Schau stellt und seinen Gegner mit kreativen Hau-Drauf-Kombos doof da stehen lässt. Nach gefühlten 10 Minuten weiß man dann auch, dass Rambos Muskeln wahrscheinlich eine eigene Lebensversicherung haben.
Was bleibt ist ein toller Zeitvertreib, der aber kaum für niveauvolle Abende geeignet ist. Wer gerne Gewalt im Film nonstop sieht ist hier wahrscheinlich an der richtigen Adresse. Vor allem wenn gezeigt wird, wie eine Mutter mit Baby erschossen wird oder ein vertrauenserweckender Bursche erzählt, wie die Soldaten schwangere Frauen und ihre ungeborenen Kinder behandeln. Ob das nun alles wahr ist hin oder her, hören tu ich es trotzdem nicht gerne. Da kann man mir auch nicht mit der Ausrede kommen "Wir wollten mal ein paar Augen öffnen!". Ja klar, und selbst wenn ich nicht wissen würde wie es im Krieg aussieht, auf diese Art und Weise möchte ich es dann doch lieber nicht geschildert bekommen.
Stallone macht seine Sache hier mal wieder recht durchschnittlich. Jede Nahaufnahme seines Gesichtes erregt allerdings eher zu unfreiwilligen Lachern. Genau wie die Baller-Szenen, die schon wieder so überzeichnet sind, dass man fast denkt es sei eine Parodie. Der restliche Cast ist schwach, aber auch nicht unsagbar schlecht. Das kleine Gör musste ja wieder nervig rüberkommen, das haben Kinder nunmal so an sich. Und dass man von einem Mann, der gerade gefoltert wird, keine schauspielerischen Höchstleistungen erwarten darf erklärt sich wohl auch von selbst. Für ein paar Witze schien es dann aber doch zu reichen.
Fazit
Nette Fortsetzung, bei der die Zeit zwar rumgeht, aber auf welche Art und Weise... das ist fraglich. Gewalt, Gewalt, Gewalt. Das ist das Tagesprogramm. Wer Actionfan ist kann beruhigt zugreifen, für desinteressierte absolut unempfehlenswert und für alle anderen wegen der vielen unfreiwillig komisch Szenen durchaus mal geeignet, wenn man ihn mit Kumpels guckt.
5/10