kurz angerissen*
Lernt man Paul Naschy erstmalig über sein 1981er Werk kennen, das ihm selbst überlieferterweise das liebste von allen war, so muss man von ihm das Bild eines begeisterten Traditionalisten bekommen. Mit insgesamt zwölf Verkörperungen des Werwolfes hält er nicht nur manchen Rekord, auch ist sein "El Retorno del Hombre Lobo" so tief im klassischen Gothic-Stil versunken, dass die im gleichen Jahr entstandenen Werwolfschocker "Das Tier" von Joe Dante und "American Werewolf von John Landis einer sehr weit entfernten Epoche aus der Zukunft zu entstammen scheinen.
Auch wenn die US-Werke als Meilensteine der Special-Effects-Vorantreibung tiefe Fußabdrücke in der Filmgeschichte hinterlassen haben, hat sich aber auch Naschys Werk filmhistorisch wenigstens für einen Liebhaberkreis bewährt. Brennende Technicolorfarben, die leuchtendes Gelb und Rot von Kerzenschein und Blutfontänen gegen das Blauschwarz alter Steinmauern abheben, derlei Kompositionen sind für den Film längst verloren, so dass insbesondere die Hammer-Studios mit der Zeit wiederentdeckt wurden, doch "El Retorno del Hombre Lobo" kann mit einigen der größten Hammer-Klassiker durchaus mithalten.
Mag die im Mittelalter angesiedelte Eröffnungssequenz anfangs noch wie eine Kostümparade aussehen, birgt sie doch eine gelungene Hommage an Mario Bavas "Die Stunde, wenn Dracula kommt" in sich, als dem Wolfsmenschen eine Eisenmaske angepasst wird, bevor er erdolcht wird.
Anschließend erlaubt sich Naschy einen kurzen Blick auf die moderne Welt, oder wenigstens das, was er und die deutsche Synchronisation unter einer modernen Welt verstanden: Junge Frauen in knappen Bikinis, leicht voyeuristisch inszeniert, die ihre Macker in den Pool schubsen und von ihnen aufgrund dessen anschließend als "kess" bezeichnet werden.
Schnell verlagert sich die Handlung jedoch wieder in das zeitlose Ambiente alter Gemäuer, wo sich der Wiedergeborene auch sichtbar wohl fühlt. In einigen Übergängen schlittert Naschys Inszenierung nah am banalen Schmuddelkino einer 15 Jahre zurückliegenden Zeit vorbei. Dass gerade der Crossover-Charakter für Highlights sorgt, der etwa vielen Universal-Fortsetzungen ihrer Horrorklassiker noch das Genick brach, gehört zu den besonderen Merkmalen dieses Films. Die Vampirauftritte um die mythische Gestalt der Gräfin von Bathory sind wiederkehrende Highlights des Films. Ihre Annäherungen an die Raummitte der mise en scène, die meist eine schlafende Frau in einem Himmelbett im Fokus sieht, werden mit viel Aufwand zelebriert, was Nebelwerfer, Farbgestaltung und Lichteffekte anbelangt. Naschy selbst bewegt sich als haariger Unhold schon wesentlich bodenständiger, bringt aber samt altmodischer Überlblendungs-Verwandlungssequenzen eine animalische Präsenz auf den Bildschirm, die sehr schön mit dem geisterhaften Auftreten der weiblichen Vampire harmoniert.
Es ist leicht, "El Retorno del Hombre Lobo" als unzeitgemäße, altbackene Monstershow misszuverstehen, dabei verleihen ihm einige sehr sinnlich eingesetzte Szenen und einfache Tricks mit maximaler Wirkung eine besondere Aura, die es wertzuschätzen lohnt.
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