*Achtung, extreme Handlungsspoiler!*
Phenomena ist ein von Insider-Kreisen hochgelobtes Werk vom Meister der tausend Todesarten Dario Argento. Außerhalb dieser kleinen Zirkel von Horror-Liebhabern wird Argento leider immer noch kaum wahrgenommen. Oder, wie meinte ein langjähriger Inhaber einer Videothek neulich zum Thema Argento-Filme: "Nein, Pornographisches führen wir nicht...."
Phenomena ist natürlich, wie man es bei Argento kennt, keinerlei Erotik-Film, auch wenn es diesmal mit Jennifer Connelly im Alter von gerade mal 14 Jahren eine sehr junge hübsche Hauptdarstellerin gibt.
Schon die Eröffnungssequenz zeigt, in welche Richtung der Film geht: Vor einer malerischen Kulisse in den Schweizer Bergen sieht man ein Schulmädchen, dass seinen Bus verpasst hat und nun eine scheinbar verlassene Berghütte aufsucht. Hier nimmt Meister Argento richtig schön Maß: Das schreiende Mädchen wird mit einer Schere von einem nicht-sichtbaren Mörder durch eine Höhle gejagt und dann in einer schon orchestralen Inszenierung vor rauschendem Wasserfall geköpft!
Cut! Der verweste Kopf befindet sich nun auf dem Tisch eines Insektenforschers, der der Kripo bei den sich häufenden Mordfällen an jungen Frauen mit seinem Wissen über Insektenbefall an Leichen behilflich ist (so können die Todeszeitpunkte ermittelt werden). Und damit kommen wir auch schon zu einem Handicap des Argento-Universums. Der Regisseur kombiniert künstlerisch geniale Bildkompositionen (hier z. B. Connelly beim Schlafwandeln) gerne auch mit langatmigen Filmpassagen, in denen weitschweifige Dialoge vorherrschen. Es wird bei "Phenomena" zwar nicht so langweilig wie bei seinem Okkult-Werk "Inferno", aber die atmospärische Dichte seines absoluten Meisterwerkes "Suspiria" wird nicht erreicht. Dafür sorgt auch die dieses Mal nicht immer geschickt eingesetzte Hintergrundmusik (pathetischer Heavy Metal stellenweise).
Jennifer (Jennifer Connelly), die eine innige Verbindung zu Insekten hat, besucht in dem Argento-Film ein Schweizer Internat. Von ihren Mitschülerinnen wird sie abgelehnt, aber im Hause des erwähnten Insektenforschers findet sie Anerkennung. Dieser hat die Idee, dass Jennifer mit einer Leichenfliege den Mädchenmörder aufspüren könnte.
Am Ende wird dann nicht nur ein Junge mit entstelltem Gesicht als Mörder entlarvt. Die Mutter betätigt sich ebenfalls in heimtückischer Weise. Und sogar der Schimpanse des Insektenexperten greift zum Messer, womit ein weiterer Kritikpunkt offensichtlich wird. Argento überspitzt seinen Horror in "Phenomena" manchmal bis ins Trashige.