kurz angerissen*
„Wie Tomatensaft in einem Flugzeug“, möchte man der Fragestellung aus dem deutschen Titel entgegnen. Das Vakuum gut konservierter Zeitgeschichte hält diesen vierten Teil der Hammer-Reihe um Christopher Lees Blutsauger dickflüssig, kräftig und vollmundig, entsprechen die viktorianischen Kulissen mitsamt der detailreichen Matte Paintings reflektiert auf einem High-Definition-TV doch wieder der zeitgemäßen Vorstellung rustikaler Inneneinrichtung und passen somit als Kontrast hervorragend ins Dekor eines modernen Wohnzimmers.
Dass die Mode aber wieder auf Altes aufmerksam wird, spricht eher für einen kurzzeitigen Geistesblitz ihrerseits und nicht etwa für Kurzlebigkeit eines alten Gruslers wie diesem. Dabei hat „Wie schmeckt das Blut von Dracula“ nicht einmal viel offensiven Grusel zu bieten. Christopher Lee kommt nur auf wenige Minuten Screentime – dass Graf Fangzahn ursprünglich nicht einmal Teil des Skripts war, ist deutlich zu spüren. Sein Text beschränkt sich fast ausschließlich auf knappe Exekutionsanweisungen und einen mitgesprochenen Bodycount, der über 3 oder 4 kaum hinauskommt. Man sollte meinen, dass die Englischen Gärten mit Bewaldung sowie ein paar Gruften und Kapellen fast im Alleingang für die Stimmungserzeugung verantwortlich sind. Lees permanente Abwesenheit schließt jedoch seine Omnipräsenz nicht aus, ist sein immanenter Einfluss doch im Subtext einer jeden Dialogzeile verborgen.
Der Plot ist derweil längst vom Urmaterial entfremdet und lediglich durch eine unendlich wirkende Kausalkette mit den Vorgängern verbunden; so knüpft die Pointe der Eröffnungssequenz einmal mehr an die Abschlusssequenz des Vorgängers an. Mit einfachen, aber effektiven Trickeffekten, einem sich selbst mit Blut füllenden Kelch beispielsweise, hält Peter Sasdy den Schauwert stets auf einem annehmbaren Niveau. Dracula selbst wird in Pulver-, Blut- und Fleischesform dargeboten und damit schlussendlich als körperlose Gestalt gezeichnet, für die Materialisierung und Entmaterialisierung scheinbar keine nennenswerte Hürde darstellt. Das verleiht ihr eine Mischung nichtmenschlicher Stärken und Schwächen, die immer noch faszinierend sein kann, selbst wenn der Plot als solcher längst ein gewisses Beliebigkeitslevel erreicht hat.
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