Diese Echse ist eine Bombe
Schon „Shin Godzilla“ vor ein paar Jahren hat bewiesen: Toho ist und bleibt der kompetenteste Ansprechpartner, innovativste Produzent und verlässlichste Herausgeber von Godzilla-Filmen. Da kann Hollywood die Gottesechse noch so gierig mit Riesenaffen und Monsterbudgets kreuzen. Die Japaner bringen den und bleiben der Real Deal. Und „Godzilla -1“ legt jetzt nochmal eine Schippe drauf und erzählt eine Art Prequel zum allerersten Godzilla - mit modernen Mitteln von den erderschütternden ersten Begegnungen Japans mit der legendären Bedrohung…
„Godzilla Minus One“ ist der vielleicht menschlichste und charakterbezogenste Godzilla aller Zeiten. Dabei wirkt Godzilla an sich gruselig und zerstörerisch wie lange nicht mehr. Es wird sich aber vor allem mit den Folgen und Traumata der Menschen beschäftigt. Heftig und gut kitschig. Aber zum Teil manchmal auch alptraumhaft und tragisch im Antlitz der Zerstörung, des Verlusts, der unbändigen Kraft dieser Kreatur. Nicht urteilend, nicht böse, einfach mächtig und eine Herausforderung, die Japan nur gemeinsam überwinden (oder immerhin verschieben) kann. Es gibt etliche Bezüge auf die Probleme, Traumata und Vergangenheit des Landes. Wie das ebenso ist, bei einem (guten) Godzilla. Aber vor allem unser Protagonist und seine Familie gehen einem nahe und machen alles zu weit mehr als „nur“ einer Zerstörungsorgie. Selbst wenn ich mir zwischendurch vielleicht doch den ein oder anderen Action-Setpiece mehr gewünscht hätte. Dennoch stimmt in diesen zwei Stunden einfach extrem viel. Überraschend und berührend. Die Effekte sind nicht immer top. Gerade ganz vorne im Kino, wo ich saß, wirkte es doch oft unscharf und künstlich. Dafür sieht Godzilla an sich klasse aus (auch mit neuen Füßen) und der Score… unfassbar was der für einen Druck hat! Ein auditives Gänsehauthighlight! Insgesamt eine Bereicherung des Kaijugenres, für die gesamte Godzilla-Historie und mindestens auf dem hohen Level von „Shin Godzilla“, der es wesentlich politischer anging. „Godzilla Minus One“ hat seine Ecken, Kanten, Längen - und ist dennoch ein äußerst mitreißender und intensiver Trip in Japans Gedächtnis.
Fazit: einer der menschlichsten, emotionalsten und besten Godzillas aller Zeiten. +1 für mich. Ein Feiertag für Fans des Monsterkinos!