kurz angerissen*
„Flesh And Blood – The Hammer Heritage of Horror“ ist eine Retrospektive auf das einflussreiche Erbe des britischen Studios, das 1935 seinen ersten Film produzierte (eine Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Komödie!). Mit Blick auf das Entstehungsjahr handelt es sich sozusagen um eine späte Grabrede, die sehr ausführlich des Verstorbenen gedenkt, Bilder und Videos von ihm teilt und allerlei Weggefährten dazu einlädt, an der feierlichen Veranstaltung teilzunehmen. Es ist insofern eine ganz besondere Dokumentation, als dass sowohl Peter Cushing als auch Christopher Lee als Erzähler gewonnen werden konnten. Für Erstgenannten war es das finale Engagement, erlag er doch nur drei Monate nach den Aufnahmen, im Sommer des Jahres 1994, seinem Krebs.
Weil es diese beiden Legenden sind, die selbst durch die Geschichte führen, bekommt die Dokumentation einen angenehm persönlichen Anstrich. Ted Newsom arrangiert als Autor und Regisseur eine ausholende und mit vielen Informationen angereicherte Reise zu den Anfängen Hammers und weist hier auf die stilistische Bandbreite hin, die bei dem öffentlichen Fokus auf die Horrorfilme gerne übersehen wird. Da es jedoch gerade die Horrorfilme sind, an denen das Publikum interessiert ist, verengt sich der Fokus zunehmend auf die Blütephase – womit im Grunde genau das gezeigt wird, was man sehen möchte. Ob Dracula oder Captain Clegg, ob Sherlock Holmes oder Frankenstein, der Schneemensch oder die Mumie – unter Garantie wird man im Anschluss eine nicht zu bändigende Lust verspüren, den Abend mit einem Best-Of der spektakulärsten Monster zu beenden.
Natürlich verliert der Ton dadurch einen Hauch an Seriosität und journalistischer Neutralität, aber wenn Leute wie Joe Dante, Ray Harryhausen, Caroline Munro, Jimmy Sangster oder Raquel Welch ihre Erfahrungen und Einschätzungen zum Besten geben, unterstützt von diesen wunderbar abwechslungsreichen Filmausschnitten (oder Fantasieausflügen) in kräftigem Technicolor, dann ist das mindestens genauso nahrhaft wie das Wissen, das zutage tritt, wenn man einen analytischen Ansatz verfolgt. Dass es um primitive Antriebe geht, verrät ja schließlich schon der Titel.
Als Appetizer für die Zusammenstellung eines eigenen Videoabends voller angelaufener britischer Horrorschinken empfiehlt sich „Flesh And Blood“ jedenfalls auch nach einem Vierteljahrhundert noch.
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