"Jagd auf Roter Oktober" ist der beste U-Boot-Thriller aller Zeiten. Fertig. Das ist so - frei nach Berliner Schnauze: "Und das ist gut so." Damit wäre das Review beendet.
Ok. Das ist zwar alles so richtig, aber eine Begründung zu dieser Aussage soll auch noch folgen.
John McTiernan schuf einen Actionthriller der seinesgleichen vergeblich sucht. Die geballte Ladung Psychoaction und U-Boot-Nervenkitzel hat es von der ersten bis zur letzten Minute in sich. Jede Szene, jeder Augenblick ist spannend, perfekt inszeniert. Sämtliche Actionszenen sind grandios verfilmt, was angesichts der gewaltigen und anspruchsvollen Romanvorlage von Tom Clancy nicht gerade einfach ist.
Ebenso begeistert die Filmmusik von Basil Poledouris. Angelehnt an russische Kalte-Kriegs-Zeiten fühlt man sich authentisch mitten im Geschehen. Untermalt wird der Film von genialen Soundeffekten, die besonders 5.1-Anlagen-Besitzer sehr zu schätzen wissen. Hier macht die DVD richtig was her und man weiß endlich wieder, wozu man sich seine sündhaft teure Heimkino-Anlage zugelegt hat - danke! Es ist ein Ohrenschmaus, wenn die U-Boote durchs Meer pflügen oder der Hubschrauber über dem Wasser kreist.
Zur Handlung gibt es nun wirklich nichts mehr zu sagen, die Story ist von 1984 und war seinerzeit absolut innovativ und hat heute, 20 Jahre später, nichts an Dramatik verloren. Bemerkenswert ist die Gesamtqualität, die feine Ausarbeitung der Charaktere, die perfekt inszenierten Nebenhandlungen, das Zusammenspiel parallel laufender Handlungsstränge. McTiernan gebührt großes Lob für die Umsetzung des dicken Romanwälzers, die notwendige Verknappung hat der Spannung keinen Abbruch getan.
Doch was wäre der beste Plot, die beste Action, die beste Musik, die besten Soundeffekte ohne die besten Schauspieler. Hier wartet eine Riege der Superlative auf. Angefangen von Sean Connery (Ramius sollte übrigens ursprünglich von Klaus Maria Brandauer gespielt werden) über Alec Baldwin (spielt Jack Ryan, den CIA-Tausendsassa aus Clancy's Bücherreihe) bis hin zum Nebendarsteller. Alle können sie uns begeistern. Klar, daß Altmeister Connery hier dominiert und durch seine ruhige und gelassene Art sehr passend die Figur des russischen Kommandanten verkörpert.
Aber auch Charaktere wie Schiffsarzt Petrov (Tim Curry) oder Sonarspezialist Seaman Jones (Courtney B. Vance) sind Catcher geworden. Jeffrey Jones als Skip Tyler taucht hier wieder aus der Versenkung - schön, daß es ihn noch gibt, seine letzte gute Rolle in Beetlejuice ist ja nun ein paar Tage her. Besonders zu erwähnen ist Captain Bart Mancuso, der Kapitän des U-Bootes USS Dallas, das die Roter Oktober aufspürt, wie immer routiniert und souverän gespielt von dem wie Connery Ruhe ausstrahlenden Scott Glenn. Bemerkenswert auch die Rolle des russischen Botschafters - Joss Ackland macht es deutlich Spaß, er fühlt sich sichtlich wohl in der ungewohnten aber passenden Rolle. James Earl Jones glänzt als Admiral James Greer ("Und ich war nie hier"). Noch eine interessante Randnotiz: John McTiernan senior, der Vater des Regisseurs, spielt einer der Admiräle bei der Sicherheitskonferenz zu Beginn des Filmes.
Ich hoffe meine Begründungen sind ausreichend genug um plausibel verkünden zu dürfen: "Jagd auf Roter Oktober" ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme und fraglos mein meistgesehener Film. Auch beim 50. Ansehen ist dieser Film so spannend wie beim ersten Mal, auch 14 Jahre seit der Premiere hat er nichts an Attraktivität verloren (im Gegensatz zur Geschlechtsreife mancher Blondine).
Niemandem ist es seither gelungen diese Referenzmarke zu toppen. Alle nachfolgenden U-Boot-Filme haben deutliche Anleihen an diesem Meisterwerk und kopieren teilweise schamlos ganze Szenen. Empörend, wie man in wirklich jedem Film, in dem ein U-Boot vorkommt, auf den ersten Blick erkennt was vom "Original" stammt. Aber irgendwo fast verständlich - besser als McTiernan es hier gezeigt hat, gehts einfach nicht. Es stand jedem Regisseur frei, das Gegenteil zu beweisen. Bisher erfolglos, vermutlich müsste hier Peter Jackson ran - aber der hat ja bekanntlich gerade keine Zeit.
Als Schlußbemerkung das treffendste Zitat von Petrov bei der Evakuierung:
"Kapitän - dafür wird man Ihnen den Lenin-Orden verleihen!"
McTiernan, Du hast ihn Dir ebenso verdient. Die drei Oscars für "Best Film Editing", "Best Sound" und "Best Effects, Sound Effects Editing" sind wirklich verdient. Und eigentlich hätte der Film 10 Oscars verdient.
(10/10)