Zusammen mit „Crimson Tide“ ist „The Hunt for Red October“ nach wie vor der Genrekönig – fast schon ein Klassiker – an dem sich alle Genrebeiträge messen lassen müssen. Actionspezialist John McTiernan bewies mit seiner Adaption eines der besten Tom-Clancy-Romane, dass er sich durchaus darauf versteht Action und Spannung mit einer mitreißenden Story in Einklang zu bringen.
Im Entstehungsjahr 1990 lag der „Kalte Krieg“ in seinen letzten Zügen und so wurde das brisante Szenario um ein paar Jahre nach hinten gelegt. „Red October“ ist das modernste Atom-U-Boot der Sowjetunion, ein Prunkstück der Flotte, in die Hände des wohl besten Kapitäns gelegt - Marko Ramius (Sean Connery). Doch der ist längst nicht mehr so linientreu wie angenommen, plant bei der Jungfernfahrt und Übung mitsamt seinem Schiff und den Offizieren überzulaufen. Dies teilt er auch dem Politbüro mit, die nun die gesamte Flotte hinter ihm her schicken und die Amerikaner erstmal im Unklaren lassen, was denn nun passiert ist.
Auf der amerikanischen Seite ist es derweil an dem jungen und unerfahrenen C.I.A. - Analytiker Jack Ryan (Alec Baldwin) den Stabschef des Weißen Hauses und das Militär von seiner Theorie zu überzeugen, dass Ramius wirklich überlaufen will. Vermutet man doch eher einen irrsinnigen Kapitän, der mit Nuklearraketen die Ostküste angreifen will.
Obwohl McTiernan die Vorlage variiert, bleibt ein durchweg spannender Thriller, bei dem nur ein paar Klischees auf Seiten der Sowjets negativ auffallen. Das Durchschalten zwischen U-Booten, Flugzeugträgern, Büros, jeweils mit unterschiedlichen Charakteren funktioniert einwandfrei, da McTiernan sich nicht an uninteressanten Nebenschauplätzen aufhält, sondern im entscheidenden Moment immer wieder die schillernde Figur Ramius fokussiert.
Auch wenn die damals noch in den Kinderschuhen steckenden CGI-Tricks etwas gekünstelt daherkommen, sind vor allem die Unterwasserkonflikte ein Highlight. Begleitet vom schwungvollen und pompösen Score Basil Poledouris („Conan, der Barbar“,„Robocop“, „Starship Troopers“) und eingefangenen von Spitzenkameramann und jetzigem Regisseur Jan de Bont sind die sich torpedierenden U-Boote Nerven zerreißendes Adrenalinkino in Reinkultur. Viele Szenen, wie das die Wasseroberfläche durchbrechende Atom-U-Boot sind inzwischen vielfach recycelt worden. Der Motivwechsel zwischen Torpedo, U-Boot, den Sonaranlagen und den angespannten Gesichtern der Besatzung, die ihre Befehle zum Ausweichen schießen oder Einleiten von Gegenmaßnahmen bellen, wurde nie wieder so exzellent geschnitten.
Doch die beste Inszenierung taugt nichts, wenn nicht auch die Schauspieler überzeugen können. Ein über jeden Zweifel erhabener Sean Connery scheint für den ruhigen und mental stets überlegenen Seebär Ramius die Idealbesetzung zu sein, während prominente Schauspieler wie Scott Glenn, Sam Neill, James Earl Jones, Tim Curry, Stellan Skarsgård und Andrew Divoff die Nebenrollen besetzten dürfen. Einzig und allein Alec Baldwin ist als Jack Ryan hier nicht ganz die Idealbesetzung, was aber wohl an Harrison Ford, der hier angeblich wegen Querelen mit Connery am Set von „Indiana Jones and the last Crusade“ nicht zur Verfügung stand, späterer Performance liegt. Er durfte ihn Jahre später zweimal verkörpern und überzeugte mehr.
McTiernans größte Leistung ist aber wohl Polit- wie U-Boot-Komponente in Einklang zu bringen und vor allem die politischen Ränkespielchen nicht zu trocken zu servieren, sondern ebenfalls durchweg spannend zu halten, so dass sich mehrmals neue Ausgangspositionen für die Amerikaner herauskristallisieren, auf die diese fast falsch reagieren. Der dabei auftretende Patriotismus ist Clancy-typisch nicht komplett über Bord gegangen, hält sich jedoch meist in Grenzen.
Fazit:
John McTiernans „The Hunt for Red October“ ist zusammen mit „Tony Scotts „Crimson Tide“ der wohl beste, moderne High-Tech-U-Boot-Thriller, der auch 14 Jahre später nicht an Faszination eingebüßt hat. Die Inszenierung ist großartig, die Schauspieler fast ausnahmslos über jeden Zweifel erhaben und der Spannungsbogen enorm. Die Paarung von Politik und Militär geht hier auf und kann weit mehr als die letzte Clancy-Verfilmung „The sum of all fears“ überzeugen.