„Jagd auf Roter Oktober“ war die erste Verfilmung eines Clancy-Romans, und um nichts dem Zufall zu überlassen, engagierte man neben John McTiernan als bewährtem Regisseur für actiongeladenes Spannungskino auch eine ganze Riege namhafter Darsteller. Heraus kam ein U-Boot-Thriller, der in all den Jahren und nach etlichen Free-TV-Ausstrahlungen schon zu einem modernen Klassiker gereift ist.
Als Ausgangspunkt dient wieder einmal die angespannte Lage des Kalten Krieges, in diesem Fall ist es ein altgediegener russischer Seebär (Sean Connery), der mit einem topmodernen, nahezu lautlosem U-Boot, das zudem mit Atomsprengköpfen bestückt ist, von Russland aus in See sticht und sowohl die USA, als auch die Sowjetunion in Atem hält. Denn während CIA-Agent Jack Ryan (zum ersten und letzten Mal in der Rolle: Alec Baldwin) Ramius als Überläufer vermutet, sind hochrangige US-Offiziers anderer Meinung und sehen ihn als eklatante Gefährdung für die gesamte Ostküste Amerikas. Und die Sowjets kennen die Wahrheit eh längst und wollen Ramius liebend gerne auf dem Grund des Atlantiks sehen.
Wer Tom Clancy kennt, weiß, dass er in solche Storys jede Menge politischen Zündstoff hineinpackt, und so wird auch hier von beiden Regierungsseiten viel gelogen und taktiert, um die Sache zum Guten zu wenden. Obwohl das Kalte-Kriegs-Szenario in der Realität längst passé ist, bietet alleine die Ausgangssituation recht viel Spannung, denn immer wieder wird auch im Film betont, dass solcherlei Manöver schon Kriege ausgelöst hätten. Der Kalte Krieg droht „heiß“ zu werden – nicht zum ersten Mal wurde dieses Horrorszenario auf Leinwand gebannt, doch selten war es so spannend mit anzusehen wie in „Jagd auf Roter Oktober“.
Geschickt schaltet McTiernan immer wieder zwischen der „Red October“, der „USS-Dallas“ und Politbüros hin- und her, bevor es langweilig zu werden droht. Zum krönenden Abschluss taucht dann auch noch ein sowjetisches Abfang-Unterseeboot auf, das fast in Vergessenheit geraten ist. Am Ende darf schließlich sogar der „Analytiker“ Jack Ryan ein paar gewagte Manöver ausführen und zur Waffe greifen, ein notwendiger Schritt um der Hauptfigur aus Clancys Roman zumindest ein bisschen Spielraum für die Entfaltung seines Heldenstatus zu geben. Ansonsten bleibt der Thriller, bis auf wenige Ausnahmen, nachvollziehbar und zum Glück auch klischeearm, trotz einem Haufen Russen in einem US-Film.
Die prominente Besetzung gibt darüber hinaus ihr Bestes, egal ob Sam Neill als spröder Offizier oder Tim Curry als nerviges Besatzungsmitglied. Herausstechend bleibt aber Sean Connery als Kapitän Ramius, der eine solche Aura der Unbezwingbarkeit und Souveränität ausstrahlt, dass es einen nicht wundert, dass die Figur im Film bei den Sowjets als Legende gilt. Der Score von Baisl Poledouris ist zudem äußerst passend und Jan de Bont zeigt eindrucksvoll, weshalb er zu den besten Kameramännern Hollywoods gehörte, bevor er sich als Regisseur seinen Ruf etwas ruinierte.
Ein Thriller in einer solchen Spannungsklasse hat jedenfalls Seltenheitswert, bedenkt man dazu die höchst brisante Thematik und die nahezu klischeefreie Umsetzung derselbigen, so ist John McTiernan nach „Predator“ und „Die Hard“ hier sein dritter großer Wurf gelungen, den er in Sachen Qualität später lediglich noch mit McClanes drittem Auftritt erreichen sollte.