Filme, die erst in die eine und dann plötzlich in eine ganz andere Richtung steuern, sorgen nicht eben unbedingt dafür, dass sich Zuschauer in sie hineinfühlen können und so ist es auch mit „Malevolent“ von Olaf Johannesson, der zwar einen beachtlichen Cast, aber leider dann doch ein sehr holpriges Skript mit sich bringt.
Was im Kern das Versprechen auf eine passable Geistertragödie trägt, beginnt – auch das ist nicht neu – eher spröde mit einem Team von vier studentischen Geisterjägern, denen selbst die naivste Séance-Gläubige nicht die „Reinigung“ ihres Haus anvertrauen würde, weil sie selbst bei ihrem Betrug nur mit Mühe ernst bleiben können. Ihr Kapital ist der Familienname des Mediums Angela, denn ihre Mutter war ebenfalls eine „Geisterseherin“ und machte mit ihrem spektakulären Zerfall und Tod wohl in der „tabloid press“ ordentlich die Runde, so dass man jetzt auf den Ruf setzen kann.
Schon der Auftakt zeigt natürlich wenig überraschend, dass Angela tatsächlich ein paar mediale Fähigkeiten haben könnte, denn in dem zu reinigenden Gebäude (in dem seltsamerweise alles wie in einem typischen Spukhaus mit Mannequins hergerichtet ist) macht eine Kleiderpuppe nach ihrem Stunt kurz „Buh!“ – der wirksamste Effekt, den der Film aufweisen kann.
Natürlich treibt die Studis akute Geldnot, welche auch das Studium beeinträchtigt und Tunichtgut Jackson hat auch noch ordentlich Schulden bei einem Schläger, was seine fortwährende Motivation begründet, die Anderen zu immer neuen Einsätzen zu treiben.
Als sie zu einem Landsitz gerufen werden, in dem ein mehrfacher Kindermord stattgefunden hat und die Mutter des Täters das Quartett bittet, die „Kinder“ zum Schweigen zu bringen, ahnt das Publikum natürlich schon, dass sie sich in diesem Fall verheben könnten, aber da sind wir nach allerlei sprödem britischen Aufbau auch schon mitten im Geisterhaus, welches wir u.a. durch die beliebte Videoansicht kennenlernen dürfen. Celia Imrie gibt sich zwar alle Mühe, die marode Mutter des Täters zu geben, doch der Film funktioniert eigentlich nur auf der Ebene, das uns das Gefühl beschleicht, dass man aus diesem Anwesen nicht so leicht wieder weg kommt – und aus welcher Richtung die Gefahr nun eigentlich droht.
Schon bald grüßen die Geisterkinder mit den zugenähten Mündern aus allen düsteren Korridoren (weswegen sie auch gar nicht so laut sind, wie die Dame des Hauses immer tut) und ein gut sortierter Unfall sorgt für zunehmende Not unter den Geisterjägern. Genau an diesem Kipp-Punkt, an dem man dann doch lieber abreisen möchte, nimmt der Film leider die Wende in die falsche Richtung, denn nicht nur erscheint die Wendung wenig originell, der Film gleitet dann auch noch ausgiebig in eine softe Torture-Porn-Richtung ab, die ihm nicht recht stehen will und die auch nicht eben gut passt. Funktionieren tut dann nur noch der erwartbare Fatalismus des Skripts, der genau dorthin steuert, wo es erwartbar gewesen wäre.
Insofern steckt hier irgendwo das Rezept für einen interessanten Spukfilm, doch die Zutaten scheinen etwas wahllos vermischt, erst zieht der Film sich durch die Betonung des menschlichene Dramas, dann irritiert er mit einer sehr direkten Intensität, während zwischendurch die typischen Motive des Genres erfüllt werden (die Kinder sind wirklich abgedroschen und sind auch mehr nur Streusel auf dem Kuchen). Generell begrüße ich eine europäische Sichtweise des Themas, weil sie häufiger Klischees vermeidet, aber wenn ich auch den Basisinhalt durchaus für geeignet halten (daher hat Netflix den Film sicher auch produziert), ist die Ausführung so uneben, dass sich weder dauerhaft wohliger Grusel noch wirksame Verstörung einstellt.
Für Freunde des eher unüblichen Vergnügens, die aber nicht komplett „andere“ Erfahrungen machen wollen, für mich eher wie Saure Gurken mit Schokoüberzug. (4/10)