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Review

kurz angerissen*

Natürlich bleibt einem der Klos im Hals stecken beim Gedanken an die Begleitumstände zur Zeit von Stalins Tod, so dass der herrlich trocken inszenierte Humor auch mal in Grabesstille versanden kann. Sicherlich haben die Opfer von Stalins Herrschaft es nicht verdient, nur im Off der Kamera zu leiden, ungehört und ungesehen vom Publikum, das sich derweil von einer politischen Farce unterhalten lässt, die sich quasi wie auf einer Theaterbühne abspielt. Doch fallen diese Aspekte gar nicht erst in das Wirken dieser bitterbösen Satire, die vielmehr dazu bestimmt ist, jeden Zug ihrer Schachfiguren zu ganz genau zu beobachten, anstatt den Blick neben das Feld zu werfen. "The Death Of Stalin" lebt von seiner allgegenwärtigen Atmosphäre der Furcht, die wie giftiger Nebel in den Kopf der Akteure steigt und sie zu willenlos hampelnden Marionetten ihrer eigenen Macht- und Geltungsgier macht. Armando Iannucci versteht es hervorragend, dieser beklemmenden Situation, in der jedes falsche Wort das letzte sein kann, komödiantisches Potenzial zu entlocken; und das nicht etwa, um sich über die russischen Machthaber oder deren Thronschubser lustig zu machen (nun ja, vielleicht ein wenig), sondern vielmehr um aufzuzeigen, wie schrecklich würdelos sich der Mensch verhält, wenn er dazu gezwungen ist, sich in einem Haifischbecken zu behaupten. Das Lachen über all die hochdekorierten Geier, Schlangen, Schweine und Koyoten in ihren Uniformen voller Medaillen kommt aus tiefster Galle, denn es ist nah genug an der Realität, dass man zugleich bitterlich mit dem Kopf schütteln möchte, aber doch auch wieder keine historisch korrekte Wiedergabe von Tatsachen.

Die darin liegende Diskrepanz wird von Akteuren wie Steve Buscemi, Jason Isaacs, Michael Palin oder Simon Russell Beale vortrefflich überbrückt. Grau oder kahl gewordene Amtsträger in Lauerstellung, die sich gegenseitig schwarze Peter oder zumindest bedeutungslose Aufgaben zuschieben, um sich selbst einen taktischen Vorteil zu verschaffen? Iannucci hat Recht: Das ist ebenso witzig wie tragisch.

*weitere Informationen: siehe Profil

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